Die beiden kürzesten Tage des Jahres haben wir auf dem Land in unserem Häuschen nordöstlich von Berlin verbracht. Es war, wie man sich solche Tage vorstellt: Düster, neblig, still, dunkel. Aber auch mit einem Hauch von Licht. Und mit viel Kuschligkeit drinnen: Wir haben Spiele gespielt, Weihnachtsgeschenke fertig gebastelt und uns gegenseitig „Lichtmassagen“ verpasst.
Den Vers dieser Woche hat die kleine Tochter am Samstag am Feuer aufgesagt. Sie kennt ihn aus Kindergarten und Schule, und natürlich habe ich ihn dort auch schon gehört — nämlich zum Adventsgärtlein. Ich finde, der kleine Spruch passt hervorragend zur Wintersonnenwende, die wir ja dieses Wochenende erleben durften:
In dunkler Nacht
Ist ein Stern erwacht.
Leuchtet hell am Himmelszelt,
Schenkt sein Licht der ganzen Welt.
In dunkler Nacht ist ein Stern erwacht.
Scheint hell in unser Herz.
Freitag, der 20. Dezember 2019
Gegen 16 Uhr kommen wir auf dem Land an. Die Sonne ist hier im Norden heute schon gegen 15:50 Uhr untergegangen. Bodennebel breitet sich auf den Weiden und Wiesen aus:
Die Kinder bestaunen den leise wallenden Nebel auf der Wiese gegenüber vom Haus:
Samstag, der 21. Dezember 2019
Erstmal gibt es heute Morgen einen Frischeteller mit guten Sachen aus dem Obstkorb.
Die Kinder haben gestern ein Spiel entwickelt: sie „jagen“ sich um den Esstisch. Dabei hat die eine ihre Inliner-Skates an und trägt eine Haarbürste in der Hand, mit der sie beim Herumfahren die am Tisch Sitzenden im Vorbeifahren bürstet. Die andere hat eine Gebäckzange in der Hand, mit der sie Schleich-Figuren greift. Für uns Erwachsene vollkommen absurd, aber den Kindern macht es Riesen-Spaß.
Während die Kinder spielen, machen mein Mann und ich einen kleinen Morgenspaziergang mit dem Hund. Es ist schon nach acht, aber draußen ist es noch ziemlich duster und trüb. Und ganz, ganz still. Lautlos eigentlich. Und nichts bewegt sich.
Die Blätter der Linde zwischen dem Haus und dem Schuppen sind fast durchsichtig. Das Leben ist aus ihnen gewichen.
Nach dem nasskalten Spaziergang wärmt sich auch der Hund am warmen Ofen.
Ich mache noch die letzten Stiche an diesem kleinen Püppchen, das ich meinem Patenkind schenken möchte:
Mein Mann und ich gehen mit dem Hund auf eine etwas längere Spaziertour. Die Kinder wollen lieber spielen als wandern und bleiben zu Hause, wo sie sich in einem Kabuff unter der Treppe eine Höhle bauen und einrichten. Mann, Hund und ich genießen das freie, lange Laufen im Wald.
Einer der vielen Hochsitze hier in der Gegend. Es gibt viel Wild hier, sogar Wölfe, aber diese menschenscheuen Tiere bleiben in ihrem Revier. Vor uns auf dem sandigen Weg sehen wir die Spuren einer großen Herde Hirsche. Den Weg haben in der Nacht mindestens 30 Hirsche nebeneinander gekreuzt.
Wir sind nahe eines großen Sees mit vielen Wasservögeln, ein Naturschutzgebiet. Plötzlich flattert es in der Nähe – neben uns kreuzt ein Schwarm weißer Schwäne den Himmel:
Und dann die fahle Wintersonne. Was für ein schönes Bild an einem der beiden kürzesten Tage des Jahres:
Mitten im Wald liegt ein einsames Haus. Hier war vor nicht allzu langer Zeit (wir vermuten, in den 1930er Jahren?) noch ein ganzes Dorf, denn das Haus in die ehemalige Schule, wie uns die Bewohnerin erzählt. Aber außer der Schule ist kein Stück der anderen Gebäude mehr zu sehen. Sie wurden wohl abgetragen und neu verbaut. Auch hat die Natur alle dörflichen Strukturen überwuchert, so dass die ehemalige Schule der einzige Zeuge des vergangenen Lebens dieses Dorfes ist.
Auf unserem Rückweg schafft es die Sonne durch die Wolken und gießt einen leuchtenden Streifen in den Wald:
Ein Stück gehen wir an der einspurigen, kaum befahrenen Landstraße entlang. Hier steht noch eine schöne DDR-Bushaltestelle, an der tatsächlich noch ein Bus hält. Also manchmal. Ca. 1x am Tag.
Wir sehen Misteln an einem Baum – und endlich einmal nicht ganz oben in der Krone, sondern relativ weit unten. Die wollen wir gern mitnehmen. Mein Mann versucht sie erst mit einem Stock herunter zu schlagen, aber sie halten sich gut fest.
Schließlich steige ich auf seine Schultern und kann so die Misteln pflücken. Sie tragen wunderschöne glasige weiße Beeren und werden zu Hause gleich an die Haustür gehängt:
Nach der Mittagspause ist es schnell stockduster. Die Sonne geht hier heute bereits um 15:45 Uhr unter. Mit der großen Tochter gehe ich nochmal raus – sie möchte Inliner fahren. Wir fahren die einspurige Landstraße entlang bis zum Dorf. In einem Garten steht dieser schöne kleine Weihnachtsbaum, der diese dunkle, längste Nacht des Jahres erhellt:
In der Zwischenzeit haben mein Mann und die kleine Tochter draußen ein Feuer gemacht. Es gibt heißen Apfelsaft für die Kinder und Glögg für uns Eltern.
Weil es kalt und ein Kind extrem unzufrieden ist, gehen wir bald wieder in die warme Stube. Dort bekommen erst die Kinder eine „Lichtmassage“ mit dem „Sonnenkraut“ Johanniskraut, dann wir Eltern. Das Johanniskraut-Öl riecht nicht so super, weil ich es mit Olivenöl gemacht habe, aber es ist einfach toll für die Haut und die Stimmung. Johanniskrautöl ist flüssiges Licht, das die Wärme des Sommers in sich gespeichert hat. Es hellt von innen auf und pflegt von außen.
Am Vorabend der Wintersonnenwende tut eine Massage mit Johanniskrautöl natürlich besonders gut.
Danach gehen die Kinder wohlig und entspannt ins Bett.
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Mein Mann und ich essen noch unsere Portion des Abendessens. Es ist eine Suppe aus kleinen roten Linsen, in Orangensaft und Tomaten mit Gewürzen gekocht, mit einem Topping aus gebratenen Knoblauchscheiben, Minze, Rosmarin und Orangenschale. Absolut wohltuend und mit seinen hellen Aromen ebenso passend zum heutigen Tag.
(Hier findet Ihr das Rezept für die Suppe.)
Sonntag, der 22. Dezember 2019
Der kürzeste Tag des Jahres ist neblig:
Im Adventskalender war heute ein Spiele-Tag. So wird gleich nach dem Frühstück losgespielt, hier „Hase und Igel“.
Ich stelle die Geschenk für unsere Verwandten fertig. Bei uns wird möglichst wenig neu Gekauftes verschenkt. Die Erwachsenen bekommen von uns ausschließlich selbst Gemachtes: Bienenwachstücher aus Stoffresten und Bienenwachs, mit einer Manschette aus Packpapier…
…selbst hergestelltes Johanniskrautöl…
… und getrocknete Pilze, die wir auf unserem Grundstück und im Wald im Herbst gesammelt haben.
Zum Mittagessen gibt es nach drei Tagen Gemüsesuppe heute etwas ganz Feines: gegrillte Thunfischsteaks, die die ganze Nacht mit Knoblauch, Olivenöl und Minze mariniert haben.
Dazu schlichte grüne Erbsen und bunter Salat mit gerösteten Kernen.
Die Tochter möchte wieder mit mir und Hund mit Inlinern zum Dorf fahren. Es ist immer noch neblig. Mir kommen die Zeilen des Gedichtes in den Sinn: „Einsam im Nebel zu wandern…“
Außer Kiefern und Birken gibt es hier auch wundervolle dicke Feld-Eichen, die der Nebel heute fast verschluckt.
Leider stürzt die Tochter neben dieser Eiche mit den Inlinern und schrammt sich die Knie auf. Am schlimmsten ist der Schreck, aber wir kehren natürlich um. Die Tochter möchte in die Badewanne und dann auf dem Sofa liegen und gepflegt werden. An einem Knie hat sie eine starke Prellung und sagt, sie könne das Knie nicht beugen („Ich fühl mich wie eine Barbie!“). Die Knie werden natürlich auch mit Johanniskrautöl behandelt, das tatsächlich Wunder wirkt: Nur zwei Stunden später kann das Bein wieder gebeugt werden, und die Schrammen sind kaum mehr der Rede wert.
Die Kinder dürfen einen Film schauen; mein Mann und ich genießen den Rest des Glühweins am Feuer draußen.
Irgendwie sonnenwendisch chaotisch jetzt, die Zweige unserer Lärche:
Später wird wieder gespielt, hier das immer noch wundervolle „Verrückte Labyrinth“.
Neben diesem Ofen scheint ein guter Platz zu sein. Sowohl der Hund als auch die kleine Tochter setzen sich hier gern hin.
Dann gehen die Kinder ins Bett.
Morgen ist ein neuer Tag – unser Hochzeitstag! Wir fahren morgen früh hier los und direkt an den Ort, wo wir geheiratet haben. Dort machen wir einen Spaziergang und essen zu Mittag, bevor es nach Hause nach Berlin zu den letzten Weihnachtsvorbereitungen geht. Ab Mitte der Woche sind wir aber wieder hier auf dem Land.
Ich wünsche Euch allen Frohe Weihnachten oder Hanukkah oder was auch immer Ihr eventuell feiert oder gar nicht feiert. Versucht den Geist des Festes zu spüren.
Alles Liebe,
Eure Maike
Wie andere Familien dieses Wochenende verrucht haben, lest Ihr in den anderen Wochenenden in Bildern, die wie immer gesammelt werden auf dem Blog Große Köpfe, hier.
Liebe Maike, magst du das Rezept der Linsensuppe verraten oder verlinken? Die hört sich wirklich toll an! Schöne Weihnachten euch und geruhsame Tage in der Stadt und auf dem Land! Liebe Grüße von Waltraut
Lieben Waltraut, das Rezept für die Linsensuppe kommt! Ich habe es selbst entwickelt, aus der Erinnerung an ein Rezept, das ich in einem sizilianischen Kochbuch im Ferienhaus gesehen habe. Liebe Grüße!
Liebe Waltraut, das Rezept der Linsensuppe ist nun da, schau mal hier: https://feinslieb.net/de/winterliche-linsensuppe-mit-orangen-und-gewuerzen/
Ich hoffe, sie schmeckt Dir so gut wie uns! Liebe Grüße, Maike
Liebe Maike, auch hier ist schon weihnachtliche Stimmung. Wir dürfen morgen unser zweites Weihnachten mit unserem Sohn feiern. Ich freu mich schon riesig auf den morgigen Tag und ich wünsche Dir und deiner Familie ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest. Ganz liebe Grüße aus Österreich, Christine
Liebe Christine, ich hoffe, Ihr hattet schöne Weihnachten! Liebe Grüße an Euch und ein schönes zweites Silvester mit dem Sohn!