Dieses Wochenende führte mich vom Land zurück nach Berlin – und am Sonntag direkt weiter nach Paris, wo ich in meiner Funktion als Storytelling-Fachfrau die nächste Woche zu tun habe.
Als „Gedicht“ steht hier mal wieder ein Spruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner, in dessen wöchentlichen Texten die Vorgänge und Kräfte der Natur im menschlichen Seelenleben gespiegelt werden. Bei mir ist es gerade so, dass ich mir mehr wünsche, dass es so sei wie in diesem Spruch, weil ich momentan die „krafterfüllten Gedankenstrahlen“ nicht so stark spüre wie es vielleicht sein könnte. Aber vielleicht wird mir die Paris-Reise die Richtung weisen und mehr Klarheit schenken. Das ist meine Hoffnung.
Ich reise sehr gern allein in Städte. Und es ist schon viel zu lange her. Deswegen passt der zweite Teil des Spruches wieder ganz gut. Denn ich freue mich auch auf eine Woche Autonomie, neue Inspirationen, Erkenntnisse und interessante Begegnungen.
Ich kann im Innern neu belebt
Erfühlen eignen Wesens Weiten
Und krafterfüllt Gedankenstrahlen
Aus Seelensonnenmacht
Den Lebensrätseln lösend spenden,
Erfüllung manchem Wunsche leihen,
Dem Hoffnung schon die Schwingen lähmte.
(Rudolf Steiner)
Das Wochenende beginnt diesmal schon am Freitag Abend.
Freitag, den 18. Oktober 2019
Die Kinder legen einen Regenbogen aus den Berberitzenblättern.
Gegen Abend wird der Himmel wieder weit und klar.
Das Land liegt in Seelenruhe vor uns. Links die Pferde, rechts die Kühe.
Der Abend bricht herein. Über den Himmel flitzen die Fledermäuse (hier nur sehr verschwommen im Bild).
Nach Hause kommen ist hier auf dem Land abends immer so vertraulich und herzerwärmend. Wie ein Heimkommen in Mamas Schoß. Diese kleinen warmen Fenster begrüßen einen immer so heimelig. Ich fühle mich immer so, als ob ich wie in einem Märchen mitten im Wald ein Obdach mit lieben Menschen gefunden habe.
Samstag, den 19. Oktober 2019
Morgenstimmung am Grundstücksende.
Und über dem Haus. Ich sehe es ein wenig wehmütig, denn heute fahren wir zurück nach Berlin.
Kleiner Waldspaziergang mit dem Hund. Überall gibt es Pilze. Wir stolpern über Maronen und nehmen ein paar junge, frische mit, um sie zu trocknen. Diese hier sind aber keine Maronen!
Dieser Stamm darf hier vor sich hin verrotten und bietet Pilzen, Pflanzen, Mikroorganismen und anderem Getier einen Untergrund und Nahrung.
Zu Hause auf dem Grundstück finden wir wieder einen herrlichen Steinpilz. Wir haben in den letzten 10 Tagen durchschnittlich einen Riesen-Steinpilz pro Tag auf unserem Grundstück geerntet.
Die kleine Tochter und ich geigen ein bisschen. Ich bin begeistert: Sie spielt „Ihr Kinderlein kommet“ einfach nach Gehör.
Später wird gekocht – heute gibt es Linguine mit Steinpilz-Sahnesauce. In die Sauce kommen außer dem Steinpilz noch drei kleine Butterpilze, die ich nicht stehen lassen konnte, weil sie zu schön waren, außerdem Zwiebeln, Knoblauch, Salz, viel Pfeffer, Sahne und reichlich Petersilie.
Es ist so schön mild, da essen wir wahrscheinlich ein letztes Mal draußen dieses Jahr, abgesehen von Aktionen am Feuer, die eventuell noch kommen. Die kleine Tochter zeigt uns ein Fingerspiel aus dem Hort.
Mjamm, Linguine mit Pilzsauce und etwas Parmesan. Die Kinder mögen lieber Tomatensauce. Kinder, Ihr wisst nicht, was Ihr verpasst!
Unser Grundstück strahlt in Herbstfarben. Wenn wir das nächste Mal kommen, sind die Blätter wahrscheinlich alle herunter gefallen.
Am Nachmittag geht’s nach Hause nach Berlin. Ich muss noch Kleinigkeiten besorgen für meine Paris-Reise, Schriftliches erledigen und Steuer-Unterlagen bearbeiten. Tja, das muss auch sein.
Am Abend rette ich noch eine Baumwolltasche voll Gebäck vor dem Weggeworfen-Werden, mit „TooGoodToGo“. Für 3 Euro bekomme ich so in einer Bäckerei um die Ecke 10 Gebäckstücke, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden dürften. Mein Kinder essen sehr gern die Sesamringe, ich mag gern die mit Tomaten und Spinat gefüllten Taschen. Die werde ich morgen als Wegzehrung mit auf die Reise nehmen.
Wir gehen nach dem an- und ausgefüllten Tag alle früh ins Bett, aber leider schlafe ich total schlecht (Wachphasen) und wache dazu noch viel zu früh auf.
Sonntag, der 20. Oktober 2019
Früher Hundespaziergang ums Haus. Direkt vor unserer Haustür sieht es jetzt so aus:
Und ein Stück weiter so:
Ich liebe wilden Wein und Efeu. Efeu ganz besonders. Dieses nicht besonders prunkvolle, aber immergrüne Gewächs hat es mir schon immer angetan. Weil es immer da ist, auch im Winter, und auch im Schatten Nahrung findet. Ich finde die Blätter, Blüten und Früchte in ihrer klaren Schlichtheit auch sehr schön.
Dann heißt es den Koffer verschließen, meine Verreisen-Liste durchgehen, auf der Sachen stehen, die ich bei Reisen gern vergesse (Sonnenbrille! Schlafanzug! Visitenkarten!) und ab zum Flughafen. Ich fliege so selten wie möglich und bezahle immer Co2-Ausgleich, aber blöd zumute ist mir dabei trotzdem. Ich habe definitiv Flugscham. Sollte man ja auch haben.
Bis ich in meinem süßen Airbnb im 18. Arrondissement (Montmartre) ankomme, verbringe ich zwei Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln, denn Bus und Bahn wollen heute nicht so, wie sie sollen. Überall sind Baustellen, an denen Beschilderungen fehlen, der RER (Regionalzug) kommt verspätet und endet ohne Ankündigung eine Station früher, so dass ich auf eine blöde Metro-Verbindung umsteigen muss usw. Und es regnet. Ich brauche für die Reise statt einer zwei Stunden. Aber als ich am Chateau Rouge aus der Metro steige, bin ich begeistert: ich bin in einem lebendigen, angenehmen, multikulturell/akfrikanisch geprägten Viertel gelandet (nun gut, das wusste ich schon vorher, konnte es mir aber nicht so recht vorstellen). Auf der Straße ist ein Gemüse-Markt und alle Läden sind hier geöffnet. Fast wie in Palermo, nur nässer.
Hier kann man Bananen in verschiedenen Reifegraden erwerben.
Mein Airbnb ist entzückend. Meine Gastgeberin ist auf einer Reise in die Mongolei, so dass ich die ganze Wohnung für mich habe. Ein Freund von ihr zeigt und erklärt mir alles und lässt mich dann allein. Das Wohnzimmer:
Ich bin nach der kurzen Nacht und der doofen Reise irgendwie völlig erschlagen. Ich gehe noch schnell um die Ecke einkaufen, dann lege ich mich für einen Moment aufs Bett, um auszuruhen. Und schlafe ein…
Als ich aufwache, muss ich schnell noch ein paar e-mails beantworten, QR-Codes herunterladen für Veranstaltungen, die unsere Gruppe in den nächsten Tagen besucht, und schreibe diesen Beitrag. Die kleine Pause in Ruhe tut gut, denn ich weiß, die nächsten Tage werden anstrengend und aufregend.
Und nun gehe ich zu Fuß zur Station Pigalle, dem alten Vergnügungsviertel am Fuß des Montmarte. Dort trifft sich unsere Delegation zum Essen, zu „Welcome Drinks“ sowie letzten Absprachen in einem Hotel, bevor es morgen mit dem Programm losgeht. Ich freue mich jetzt auf den 20-minütigen Fußweg durch das dämmernde Paris. Vielleicht finde ich ja auf dem Weg noch etwas Fotografierenswertes. Wenn ja, seht Ihr es später hier:
…nämlich ein Theater nahe der Station Pigalle, aus dem gerade die Leute strömen. Überhaupt ist es sehr lebendig in Paris, die Straßen sind viel voller und belebter als in Berlin.
Ich bin nun eine Woche in Paris und reise am nächsten Samstag zurück nach Berlin. Aber vom Flughafen geht es dann direkt zu einem Familientreffen an der Feldberger Seenplatte im Norden Brandenburgs.
Ich wünsche Euch, dass auch Eure lang gehegten Wünsche und Träume auf dem Weg sind, in Erfüllung zu gehen. Dass Ihr auf dem richtigen Weg seid, oder dass Ihr Schritte unternehmt, um auf den Weg zu kommen, der für Euch der richtige ist. Das ist ja bei jedem Menschen etwas anderes. Mir selbst wünsche ich das aktuell auch.
Eine gute Woche wünsche ich Euch!
Eure Maike, die sich wie immer über Kommentare, Grüße und Anmerkungen freut!
Ach ja: Wenn Ihr einen Geheimtipp für Paris habt, gern her damit – Ende der Woche habe ich einen Nachmittag zur freien Verfügung. Brennende Frage: was könnte ich meinen Töchtern (7 und 10 Jahre alt) aus Paris mitbringen?
Andere Wochenenden in Bildern finden sich versammelt auf dem Blog Große Köpfe, hier.