Die Zeit der Innenschau
Es ist draußen jetzt dunkel. Wirklich dunkel. Um halb vier Nachmittags ist die Sonne hier im Nordosten Deutschlands schon weg. Die Nächte sind lang, länger als je im Jahr. Wir befinden uns in den Tagen um die Wintersonnenwende, wenn die Dunkelheit auf der Nordhalbkugel ihren Höhepunkt erreicht. Draußen in der Natur ist es jetzt finster, kalt und still.
In dieser extremen Dunkelheit zieht es uns nach innen. Die Finsternis selbst ist eine Einladung. Sie sagt: Komm herein und setz dich hin. Schau nach innen. Hier drinnen, in dir und in deinem Haus, ist jetzt dein Leben.
Die dunkelste Zeit im Jahr ist die Zeit, um wirklich heimzukommen. Physisch in die warme Wohnstube, aber auch in die Gedanken, die Träume, die Fragen, die Gefühle. In dieser Zeit der Stille und Finsternis darf alles deutlich werden, das wir verdrängt oder übersehen haben. Die innere Stimme darf sprechen, wenn die äußere Welt verstummt.

Die Natur ruht in dieser Zeit. Unter der kalten Erde liegen die Samen in tiefster Dunkelheit verborgen. Auch für Pflanzen und Tiere ist dies die Zeit der inneren Arbeit. Unter der Oberfläche geschehen wichtige Dinge – Wurzeln wachsen, die kommende Frucht wird vorbereitet. Alles findet im Verborgenen statt, in der Dunkelheit, wo Wachstum in Stille passiert.
Für uns Menschen ist es genauso. Jetzt, in der Dunkelheit des Jahres, können wir unseren eigenen verborgenen Prozessen Aufmerksamkeit schenken. Wer bin ich wirklich? Was möchte ich loslassen? Was wünsche ich mir für das nächste Jahr? Diese Fragen stellen sich in der Finsternis, in der Stille, wenn die Ablenkung fortfällt.
Die Rauhnächte – die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Epiphanias – gelten seit alten Zeiten als eine besondere Zeit für diese innere Arbeit. Mein Orakelspiel zu Silvester, das ruhige Aufschreiben deiner Gedanken in einem Tagebuch oder ein Rauhnächte-Programm sind besondere Formen der Innenschau — sanfte Arten, die Dunkelheit zu nutzen, um dir selbst näher zu kommen.

Und dann: die räumliche Innenschau. Dein Zuhause darf in diesen Wochen zum Mittelpunkt deines Lebens werden. Das Licht, das du hereinholen kannst – durch Kerzen, durch besonderes Licht wie mein Sternenlicht (hier zur Anleitung), durch kleine leuchtende Momente – wird zum kostbarsten Gut. Jahreszeitlich mit Efeu dekoriert (hier zu schönen Deko-Ideen mit Efeu) wird dein Zuhause zum Unterschlupf in dieser dunklen Zeit. Ein Jahreszeitentisch mit winterlichen Elementen erinnert dich täglich: Unter der Dunkelheit ist Leben. Es schläft, es träumt, aber es ist da.
Jetzt ist die Zeit, um langsamer zu werden. Um die Dunkelheit anzunehmen und ihr zu vertrauen. Um ins Warme zu gehen, um zu schweigen, um zu träumen, um zu lesen, um einfach zu sein. Um endlich die Gedanken zu hören, die der ganze Lärm des Jahres übertönt hat.
Nach Mitte Januar wird es wieder heller. Das Licht kehrt zurück. Aber jetzt, in dieser Zeit der tiefsten Dunkelheit, schenk dir selbst das Geschenk der Innenschau. Geh nach innen – in dein Haus, in deine Gedanken, in dein Herz. Bei dir selbst kommst du an.
Alles Liebe und ich wünsch Dir eine gute und stille dunkle Zeit,
Deine Maike


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