Eine weiteres heißes Spätsommer-Wochenende zu Hause in Berlin, mit 35°C Höchsttemperatur am Samstag. Man hat es gefühlt. Wir waren glücklicherweise mit der Klasse der großen Tochter zum Badeausflug am See und konnten uns dort abkühlen. Außerdem haben wir die Tiere der Schule versorgt, und wie immer viel gelesen und gebacken.
Als Gedicht habe ich ein leicht beunruhigendes, unidyllisches Gedicht von Jürgen Becker aus den frühen 1980er Jahren herausgesucht. Jürgen Becker gehört zu einer Generation von „grünen“ Poeten, denen bewusst war, dass die unversehrte Natur der Vergangenheit angehört. Ich habe das in den 1980er Jahren auch ganz bewusst gespürt, denn ich las „Bullerbü“, spielte aber selbst in rechteckig abgezirkelten Mais- und Getreide-Feldern, die wahrscheinlich gespritzt waren. Der Bach im eigentlich wunderschönen Ramsbachtal am Rand von Stuttgart, an dem unser Haus lag, war mit Betonteilen kanalisiert und für Kinder zum Spielen nicht wirklich attraktiv. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass meine Eltern mich gewarnt hatten, wusste ich irgendwie, dass das Wasser im Bach keine Quellwasser-Qualität hatte. Ich merkte als 8-Jährige schon (und war traurig), dass unsere Welt nicht mehr die in „Bullerbü“ besungene war. Sondern irgendwie kaputt. Dieses Wissen ist Thema in Jürgen Beckers Sommer-Gedicht. Ich habe es ein wenig gekürzt und die Zeilensprünge etwas verändert, die manchmal das erste Wort vom Satz abtrennten, was ich einfach total nervig finde (Entschuldigung, Jürgen Becker, das ist frevelhaft, ich weiß…).
Jürgen Becker: Wörter im Sommer
Super-Sommer; hoffnungslos ist das Wetter jedenfalls nicht mehr.
Und immer frischer Glanz jedenfalls.
Und Pappeln rascheln im See-Wind, denn dieser Wind jetzt ist immer.
(…)
Früher sagten wir: Sommerfrische –
Und die Endlosigkeit war ein Zustand im August:
Große Ferien; im Meer der Weizenfelder.
Nun muss ich sagen, was Garben sind;
Die ganz neue Generation kennt nicht mehr (es gibt nicht mehr) Garben;
Minutenlang dauert der Dreizehnte August.
(…)
Schatten der wirklichen Wolken wandern über das Feld,
nein, über die Einflugschneise,
und Ibiza ist in der Nähe, ist in der Nähe von Wahn.
Ein Zeppelin, Zeppelin war ein Wort aus den Dreißiger Jahren,
Und Feldflughafen war das Feld.
Nun wieder (weiter im Sommer) Berlin, die Bundesliga,
der Giftmüll, die Giftmüll-Lawine,
das Mofa für die Untersekunda – bald,
nein, bald ist nichts. Endlosigkeit und Minuten
Bald ist verschwunden die Ortschaft Knapsack,
Ältere Wörter für etwas im Sommer,
gestern war Sommer.
Samstag, der 31. August 2019
Frühmorgendlicher Spaziergang mit Kindern und Hund: Die Zeit der Sonnenblumen ist nun wirklich gekommen. Im „Park“ unseres Wohnareals blühen sie zigfach.
Schon um 6:30 Uhr morgens ist T-Shirt-Wetter. Der Tag verspricht sehr heiß zu werden.
Noch vor dem Frühstück backen die große Tochter und ich Pflaumenkuchen. Den Teig haben wir schon am Vorabend gemacht; er ist über Nacht im Kühlschrank gegangen. Hefeteig braucht Zeit, sagte schon meine badische Großmutter. Und die kannte sich aus.
Leider nehmen wir den Kuchen einen Tuck zu spät aus dem Ofen, so dass die Streusel oben etwas zu braun sind.
Tierdienst an der Schule: Wir sind heute dran, die schuleigenen Schafe, Hühner, Kaninchen, Fische sowie die Echse der einen Hortgruppe zu füttern und für den Tag aus den Ställen zu lassen.
Die Schafe freuen sich, auf die Weide zu kommen.
Die Hühner haben Hunger.
Das gelegte Ei nehmen wir mit nach Hause. Die kleine Tochter hütet es liebevoll in ihrer Hand.
Die Echse Barti wird von der großen Tochter gekrault.
Blumen am Küchengartens der Schule:
Weiter geht’s zum Ausflug mit der Klasse der großen Tochter an den Heiligensee in Potsdam.
Das Wetter macht heute voll mit.
Eine sehr schöne Badestelle ist das hier am Heiligensee, und nicht zu voll. Rechts sieht man hier das „Grüne Haus“, das auch im „Neuen Garten“ Potsdams liegt und somit Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist:
Fast alle Eltern, Geschwister und der Klassenlehrer der großen Tochter sind mit von der Partie.
Die Kinder sind 50% der Zeit im Wasser und bespritzen sich – Mädchen gegen Jungs, Jungs gegen Mädchen. Ganz offensichtlich haben alle einen Riesen-Spaß. Auch wir Eltern drehen schwimmend Runden, um uns abzukühlen, und sitzen essend und quatschend im Gras. Gegen Mittag hat es 35°C im Schatten. Da sind wir froh über das Wasser vor der Nase.
Und über den schönen Ausblick auf das Potsdamer Marmorpalais.
Spritz, spritz!
Die kleine Tochter vergnügt sich mit einem anderen Geschwisterkind in ihrem Alter.
Auf dem Rückweg blicken wir über den Großen Wannsee auf die Pfaueninsel.
Schon ein idyllisches Stück Erde…
Kein Wunder, dass hier dicke Villen mit großen Parks stehen. Diese hier ist so ungefähr die kleinste:
Den späten Nachmittag und den Abend verbringen wir drinnen, ruhend, lesend und leckere Dinge essend, z.B. Feldsalat mit gerösteten Kernen und die Reste vom Bulgursalat vom Ausflug, außerdem Holzfällerbrot mit geschmolzenem Käse.
Mit den Kindern lesen wir immer noch „Das Blaubeerhaus“ von Antonia Michels (kein Affiliate-Link), das die ganze Familie fasziniert und amüsiert. Dieses Buch ist so spannend, so komplex, so lustig (Kinderhumor, aber total unaufdringlich) und so tiefgründig, einfach toll. Mein ganz großer Vorlesetipp für Familien mit Grundschulkindern. Besonders gut für Kinder von 8 bis 12 geeignet, und zwar für Jungs UND Mädels.
Sonntag, den 1. September 2019
Wir haben September, wow. Zwei Drittel des Jahres sind rum, nach diesem Monat werden es drei Viertel sein.
Wir sind ja Frühaufsteher. Mit der Großen und dem Hund machen wir einen Morgenspaziergang. Wir nutzen den Gang, um Material für den Jahreszeitentisch zu sammeln, der mal wieder neu gestaltet werden möchte.
In unserem Wohnareal trägt der Pfirsichbaum schon dicke Früchte. Ich freue mich darauf, ein paar davon zu ernten. Noch sind sie hart.
Die Tochter schneidet Goldrute und Vogelbeeren.
Zu Hause gestalten wir gemeinsam unsere wandernde Jahreszeiten-Ecke neu. Heute auf der Kommode im Wohnzimmer.
Alles, was wir gesammelt und im Garten gepflückt haben, findet seinen Platz. Das blaugrüne Seidentuch, das Wasser darstellen soll, darf noch bleiben, weil ja noch Badewetter ist. Ansonsten sieht man hier jetzt die kräftigen Farben des Spätsommers.
Dann möchte die Tochter Schokokekse backen. Sie kennt ihr Keksrezept auswendig; heute fügt sie einfach zwei Esslöffel Kakao und etwas Zimt hinzu, fertig sind ihre Schokokekse.
Mit einem kleinen Klecks Zuckerguss pro Keks.
In der Küche stehen jetzt blassrosa Lilien.
Und auf dem Tisch im Wohnzimmer weiße Gladiolen.
Heute haben wir nichts weiter vor. Unsere Kinder brauchen nach einer anstrengenden Schulwoche und dem Ausflug gestern kein Programm, sondern möglichst Ruhe und gewohntes Umfeld, rund um Haus und Garten. Die Kinder hören ein Hörspiel auf Deutschlandradio Kultur und malen, basteln und spielen. Die kleine Tochter findet z.B. einen alten Gummihandschuh, füllt ihn mit Wasser, bindet ihn oben mit Haargummis zu, nennt ihn „Wabbel“ und spielt mit diesem Ding gefühlt stundenlang.
Zwischendurch singen die Kinder immer wieder das polnische Lied „Ogórek zielony ma garniturek“ über eine grüne Gurke, das die kleine Tochter gerade im Hort lernt. Die Große kennt das Lied auch noch aus ihrer Hort-Zeit und singt mit. Ich bin beeindruckt, wie flüssig die beiden die polnische Sprache über die Lippen bringen. Das Lied ist jedes Jahr der Favorit der Kinder der ersten Klasse. Auch bei uns zu Hause ist „Ogórek“ schon legendär.
Zum Mittagessen macht sich die große Tochter selbst kreierten veganen Haferbrei (aus Reismilch und grobem Haferschrot) mit Apfelkompott. Hier die geschnittenen Apfelstückchen mit Zitronenschale. Später kommt noch Zimt hinzu. Die Zimt-Äpfel werden dann in Butter gedünstet und über den Haferbrei gegeben.
So sieht es dann aus:
Ich habe noch einen Termin in Steglitz mit meinen Projektpartnern, dann geht ein heißes Spätsommer-Wochenende zu Ende.
Morgen könnt Ihr mir Daumen drücken, da werde ich nämlich operiert. Ja, um 7:15 Uhr morgen melde ich mich im Krankenhaus und komme dann um 8:00 Uhr, wenn die Schulklingel der Kinder rasselt, als erste Patientin des Tages unters Messer. Keine Sorge, es ist nichts Gravierendes und sollte glimpflich über die Bühne gehen. Aber ein bisschen mulmig ist mir natürlich schon; denn jede Operation birgt ja gewisse Risiken. Ganz davon abgesehen, was eine Narkose aus anthroposophischer Sicht mit dem Menschen macht – die Loslösung von Ich/Geist und Astralleib/Sinnen vom physischen Leib (dem reinen Körper). Man sinkt eben ganz tief hinab ins Nicht-Bewusste, und irgendwie vermutet man da, dass so ein Hinabsinken auch einiges auslöschen und „mitnehmen“ könnte… aber so möchte ich gerade heute Abend nicht denken. Ich bin ja ein total optimistischer Mensch und gehe davon aus, dass ich morgen Mittag fröhlich in meinem Krankenhausbett liege und ganz die Alte bin, nur etwas gesünder.
Drei bis vier Tage bleibe ich im Krankenhaus und werde die Zeit (auch) zum Arbeiten nutzen müssen. Tja, so ist es halt: Selbstständig sein bedeutet ganz klar „selbst“ und „ständig“.
Das nächste Wochenende kommt hoffentlich wieder vom Land. Vielleicht müssen wir aus verschiedenen Gründen aber in Berlin bleiben.
Wie immer freue ich mich über Kommentare und Grüße!
Eure Maike
Weitere Wochenenden in Bildern finden sich gesammelt hier, auf dem Familienblog „Große Köpfe“.
Liebe Maike,
hoffe du hast alles gut überstanden und bist wieder wohlauf!
Ich schicke dir beste Genesungswünsche…herzlichst Roswitha
Lieben Dank, Roswitha! Es wird alles gut, morgen darf ich nach Hause. Ich habe hier im Krankenhaus an Dich gedacht, denn am Abend der Operation gab’s hier „Schonkost“ (!!) in Form von schlaffen Weißbrotscheiben mit blassem Billig-Magerkäse und Diätbutter…. und meinen Wünschen nach einem Vollkornbrot und etwas Frischem wurde nicht stattgegeben, denn „nach einer Operation gibt es Schonkost — morgen dürfen Sie wieder essen, was Sie wollen“ . Aber zum Frühstück gab’s dann nur Weißbrötchen mit Wurst, Käse und Marmelade, sowie Pudding und „Fruchtjoghurt“ in Plastikbechern…. es ist immer wieder unfassbar, dass Krankanhauskost noch auf so lange überholten Ernährungsideen basiert! Ich kann nur ungläubig den Kopf schütteln. Wegen jedem kleinen Stückchen Tomate oder Gurke musste ich betteln. Salat gab es in mikroskopisch kleinen Dessertschälchen, die ich lächerlich fand, und dann schwamm der Salat noch in einer schlechten weißen Sauce. Aber fettige schlechte Wurst konnte ich haben, so viel ich wollte… Aber am 2. Tag habe ich gesehen, dass es auch Vollkornbrot gab, man musste halt danach fragen, dann wurde es einem gegeben. Nun ja, morgen darf ich nach Hause! Ich freue mich schon sehr!
Maike, alles Gute für Dich – werd schnell wieder gesund. Liebe Grüße
Danke, Mirja!! Morgen darf ich nach Hause!
Alles Gute für Morgen!
Gibt es die Möglichkeit, dass dein Mann oder jemand anders Vertrauter bei dir sein kann, wenn du aus der Narkose erwächst?
Das wirkt ganz ganz gut für einen sanften Übergang.
Alles Liebe!
Danke, liebe Heidi! Ja, mein Mann könnte bei mir sein, also, ich denke, er könnte es einrichten… ich frage ihn gleich mal. Dankeschön und liebe Grüße!
Dann schicke ich mal beruhigende Grüße in deine Richtung! Alles Gute
Oh, danke!! Es wird schon gut gehen. Das Brot backe ich dann nächste Woche Liebe Grüße an Dich!