Mit dem jüngeren Kind bin ich ja immer noch in Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Die Zeit geht so schnell vorbei; ich habe das Gefühl, ich bin gerade erst angekommen, und schon ist Halbzeit.
Dieses Wochenende war der Schnee fast weggetaut, in der Nacht auf Samstag hat es auf den Höhen aber wieder ein klitzekleines bisschen geschneit. Das Wochenende in einem Satz: Am Samstag waren wir in Freiburg bummeln und im Museum, am Sonntag hatte die Tochter nochmal einen Skikurs auf dem Feldberg, weil: letzte Chance.
Am Sonntag haben wir den Fast-Vollmond und Krähen in einem kahlen Baum bewundert (siehe Bilder unten), deswegen ist mir bei der Gedicht-Recherche dieses Machwerk von Wilhelm Lehmann ins Auge gesprungen. Endymion ist übrigens ein hübscher Jüngling (Hirte, Astronom oder König, je nach Quellen), in den sich die schöne Mondgöttin Selene verliebt, die später zu Artemis wird (und römisch Diana heißt). Selene brachte Endymion in eine Höhle und versetzte ihn in ewigen Schlaf, um seine Jugend zu erhalten und ihn für sich zu haben. Sie zeugt mit ihm 50 Töchter, die als ihre Mond-Priesterinnen gelten und die jede für eine Woche des Mondjahres stehen.
Mit dem Wissen über die Legende von Selene und Endymion merkt man, dass das ein ziemlich sexuell konnotiertes Gedicht ist.
Samstag, der 11. Januar 2025
Das Dorf, in dem unsere Kurklinik liegt, bei Sonnenaufgang. Wir sind schon auf dem Weg zur Bahn nach Freiburg.
Dieses Haus auf dem Weg zum Bahnhof gefällt mir so gut. Hach, ich würde was geben, um darin zu wohnen….
Das Dorf vom Bahnhof aus gesehen.
Der Titisee vom Zugfenster aus gesehen. — Die Tochter und ich denken uns einen Flachwitz aus: „Was unterscheidet den bekanntesten See im Schwarzwald vom bekanntesten See in Mexiko?“ — „Caca!“
In Freiburg entdecken wir ein paar Meter vom Bahnhof entfernt dieses Café. Die Tochter, die gerade in ihrer „Coquette“-Phase ist (wenn Ihr nicht wisst, was der Coquette-Style ist, fragt mal Eure Teenager-Töchter 🙂 ), und will hier sofort rein und eine heiße Schokolade trinken.
Kind in voller Wonne mit heißer Schokolade und Croissant. Ich trinke natürlich Earl-Grey-Tee mit Milch.
Diese Rosen! Das Kind kann nicht mehr vor Verzückung.
Danach bummeln wir durch Freiburg. In einem Gässchen kommen wir an diesem kuriosen Souvenir-Laden vorbei. Man bemerke oben die Schreibweise von „Kuckucksuhren“. Natürlich heißt der Geschenkeladen hier „Gschenklelädele“.
Wir streifen auch über den wundervollen Münster-Markt, dem man die Nähe zu Frankreich anmerkt. Ich liebe es.
An einem Stand kaufen wir eine Tüte alte Apfel-Sorten. Die Champagnerrenette schmeckt allerdings nicht so fein wie der Name vermuten lässt. Die kleinen Äpfelchen sind ziemlich sauer und relativ unaromatisch.
Viel besser dagegen der Brettacher, sehr frisch, saftig und genau die richtige Mischung aus süß und sauer. Und er schmeckt wie ein echter Apfel.
Bei diesem Brot, dem Honig und den Marmeladen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ich bedaure, dass wir in der Kurklinik verköstigt werden und es also leider keinen Sinn macht, dieses tolle Brot im unteren Fach zu kaufen.
Schöne Disteln an einem Blumenstand. „Die heißet ‚Männertreu‘!“ ruft mir die Verkäuferin zu, als sie sieht, wie ich die Blumen fotografiere.
Die Tochter möchte eine lange rote Freiburger Bratwurst im Brötchen essen und verputzt diese tatsächlich bis zum letzten Krümel.
Der schöne Turm des Freiburger Münsters.
Im Münster.
Hier ist noch eine sehr idyllische Krippe aufgebaut.
Der Tochter gefällt die idyllische Altstadt von Freiburg genauso gut wie mir.
Hier jedoch sagt sie mit Blick auf das Martinstor: „Finde den Fehler!“ Und natürlich, ich sehe es sofort. Du auch?
Weil der Tochter die Füße wehtun und ich noch nichts gegessen habe, gehen wir hinter dem Martinstor ins erstbeste Café und erwischen das ehrwürdige Café Gmeiner.
Die Tochter möchte unbedingt ein Eis. Ich entscheide mich für einen Rindfleischeintopf mit Wurzelgemüse und Nüdelchen, der absolut köstlich schmeckt, obwohl die Nüdelchen aussehen wie kleine Würmer.
Nachdem wir uns ein bisschen ausgeruht haben, gehen wir ins archäologische Museum im Colombischlössle. Hier kann man die Geschichte des südlichen Schwarzwaldes von der Altsteinzeit über die frühen Bauern, die Kelten und bis zum frühen Mittelalter erleben. Das interessiert mich ja alles sehr, und wie schön: Die Tochter interessiert sich auch dafür.
Hier: Jungsteinzeitliche Geräte (um 5000 v.Chr.) – Säge, Axt und Keil.
Die Römer waren ja auch in Süddeutschland. Im Museum darf man eine römische Soldatenuniform anprobieren. Die Tochter trägt hier ein Kettenhemd, eine Tunika und einen Helm (auf den noch eine Feder gehört). Sie bricht unter der Last des Kettenhemds fast zusammen – es ist super schwer. Dazu trugen die Soldaten dann noch einen Schild (das rote Ding im Bild) und ein Schwert, das auch ziemlich schwer war.
Ich wiederum schlüpfe in ein keltisches Gewand. Die Kelten haben tatsächlich schon hochwertige Karostoffe gewebt. Gutes Leinen und rosa Färbung hatten sie auch.
Hier webt die Tochter ein bisschen. In dem Museum darf man vieles ausprobieren und anfassen. Das finden wir beide toll. Das Tier unten links soll eine Ratte darstellen. Ich nehme an, bei den Führungen wird dann anhand dieses Tierchens auf Schädlinge und Schutz vor diesen zur Keltenzeit eingegangen.
Hier nochmal der römische Einfluss auf die Kelten: Ein Spiel (eine Art Mühle), das aus einem Lederbeutel in Kreisform und sechs Steinen in zwei Farben besteht. Super easy und trotzdem ein herausforderndes, taktisches Spiel. Sowas interessiert mich als ehemalige Spiele-Entwicklerin natürlich sehr.
Nach dem Museum sind wir total müde und fahren zurück in den Hochschwarzwald in die Kurklinik. Nach etwas Ruhe Abendessen, Sauna und Schwimmen, zum Einschlafen „Daddy Langbein“ vorlesen (wunderbar!) und dann nur noch Schlafen.
Sonntag, der 12. Januar 2025
Verzierung der Wände im Speisesaal der Kurklinik.
Cerealien-Auswahl zum Frühstück. Ich nehme mir nur ein Butterbrot mit, da ich ja nie frühstücke. Sonntags gibt’s hier gekochte Eier, Toast und Hefezopf statt Brötchen.
Wir sind wieder mit dem Skibus auf den Feldberg gefahren. Als wir ankommen, ist es noch trüb, aber der Skibetrieb ist schon im Gange.
Während die Tochter wieder Skikurs hat, gehe ich wieder ins Haus der Natur und ruhe mich aus, telefoniere mit der Familie in Berlin und bin froh, hier einen ruhigen und warmen Ort gefunden zu haben. Ich habe von außen einen Blick in die Skihütte geworfen, wo man am rand der Piste was essen und trinken kann, und bin sofort wieder umgedreht. Das brauch ich nicht.
Nach dem Skikurs gehen wir wieder im Café Waldvogel Mittag essen. Tochter: Drei riesige Maultaschen in der Brühe mit geschmälzten Zwiebeln und Schokoladeneis zum Nachtisch, ich: Salatteller.
Danach fährt die Tochter noch ein Stündchen für sich Ski und übt den Parallelschwung, den sie heute gelernt hat. Dafür, dass sie letztes Wochenende zum ersten Mal auf Skiern stand, fährt sie ganz schön gut. Mama stolz, aber vor allem froh, dass es ihr so einen Spaß macht.
Wir lassen uns vom Skibus ein Stück bringen. Eine Bahn würde uns in unser Dorf bringen, aber die nächste Bahn fährt erst in 35 Minuten. Wir und eine andere kleine Familie aus der Kurklinik entscheiden uns, lieber über die Felder zu Fuß zu laufen, anstelle auf die Bahn zu warten.
Es war die richtige Entscheidung, denn die Natur- und Himmeleindrücke sind voll schön und die Kinder haben Freude an den tiefen Eispfützen und anderen Entdeckungen am Wegesrand, z.B. Biberspuren.
Ich finde besonders den Mond toll, wie er über den Baumspitzen schwebt.
In Kürze ist Vollmond.
Hier zum Abschluss noch ein Blick aus unserem Fenster. Die Scheibe ist bedeckt von Froststernchen.
Das war das zweite Wochenende unserer Mutter-Kind-Kur im Schwarzwald. Ich würde die Kur so gern noch um einige Wochen verlängern, weil es so gut tut. Wir haben Verlängerung um eine Woche beantragt (mehr geht nicht), aber ob das klappt, erfahren wir erst kurzfristig.
Nächstes Wochenende sind wir aber auf jeden Fall nochmal hier. Am Sonntag Nachmittag haben wir einen Aufenthalt in einem Spaß- und Wellnessbad geplant.
Ich hoffe, bei Euch ist es auch winterlich und kalt. Aber innen warm. Ich habe das Gefühl, das braucht es jetzt.
Liebste Grüße an Euch,
Eure Maike
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