Wir waren auf dem Land in unsrem kleinen Bauernhaus und es war bei herrlichem Pfingstwetter einfach traumhaft.
Der Samstag beginnt wie jeder Morgen bei uns mit Vorlesen. Heute dran: „Die Wichtelkinder“ von Elsa Beskow. Wir haben das Buch mit hierher genommen, weil es so gut zu der Landschaft und den Erfahrungen der Kinder hier auf dem Land passt.
Nach dem Frühstück wünschen sich die Kinder jeweils Exklusivzeit mit mir. Mit der großen Tochter puzzle ich eine Stunde am neuen 3D-Puzzle, mit der kleinen Tochter lümmeln wir gemütlich mit einem Buch in der Hängematte. Das Licht ist herrlich. Ich liebe das Maigrün der noch jungen Blätter.
Überall auf dem Grundstück blühen jetzt die wundervoll duftenden Wildrosen. Die Vorbesitzerin hat aus den Blüten Rosenöl gemacht, wie sie mir letztens nochmal schrieb. Dazu komme ich dieses Jahr wahrscheinlich nicht, aber vielleicht kann ich wenigstens ein paar Blüten trocknen und die Räume hier damit beduften.
Die Kinder bauen draußen aus großen Kartons eine Puppenwohnung und bemalen sie mit Wasserfarben.
Zwischendurch wird Rad gefahren. Weil nur alle Jubeljahre ein Auto vorbeikommt, kann sogar die Fünfjährige auf der Straße allein herumkurven.
Wir machen alle einen Mittagsschlaf, sogar die Kinder. Mir tut das unfassbar gut, weil ich bis nach Mitternacht noch am Rechner gearbeitet habe, und zwar am Programmheft des internationalen Waldorfpuppen-Seminars in den Niederlanden, zu dem ich nächstes Wochenende fahre.
Gegen Abend zupfen wir ein paar Handvoll Fichtenschößlinge, um Fichtennadelbad und Sirup daraus herzustellen.
Inzwischen hat der Mann Grill und Feuerschale angeworfen. Nach dem deftigen Teil der Grillerei rösten die Kinder Stockbrot über dem Feuer, das mit Butter und Zimtzucker verzehrt wird.
Die Kinder spielen mit dem Nachbarskind bis in die Dunkelheit draußen. Sie lassen sich vom Nachbarskind wild in der Hängematte schaukeln und verstecken in Silberfolie eingepackte Cornflakes auf dem Grundstück, die dann gesucht werden.
Jetzt ist es schon spät und stockdunkel, aber die Kinder sind wegen des Mittagsschlafs noch munter. Die große Tochter möchte noch vorgelesen haben und macht sich oben auf die Suche nach einem bestimmten Märchenbuch. Dann kommt sie aber freudestrahlend mit einem ganz anderen Buch herunter, das noch von den Vorbesitzern stammt: „Das große Buch der Heiligen“. Sie deutet auf eine historische Abbildung auf der Rückseite und ruft: „Mama, Papa! Schaut mal, das ist die Stigmatisation des Franziskus!“ !!? 🙂 Tatsächlich hat sie recht; sie haben in der Schule gerade Franz von Assisi und sie hat die Szene richtig erkannt. Mein Mann und ich müssen innerlich grinsen, das ist hier ja geradezu wie bei Rod und Tod Flanders („Bringt die Garben ein, bringt die Garben ein, jauchzet und frohlocket, bringt die Garben ein“). Darüber hinaus hat sie „Stigmatisation“ ganz flüssig über die Lippen gebracht.
Naja, jedenfalls muss Papa jetzt die Geschichte von Franziskus aus dem Buch vorlesen, die die Tochter in und auswendig kennt; bestimmte Aussprüche spricht sie mit. Und es brennt der Ofen, denn es ist schon spät und unser Häuschen ist kühl.
Sonntag, der 20. Mai 2018 // Pfingstsonntag
Kleine Tochter und ich backen draußen in der Morgensonne Brötchen. Die Tochter formt Hasen für sich und die Schwester, denn sie ist felsenfest überzeugt, dass ihr Brötchen-Hase für den Osterhasen bewirkt hat, dass der Osterhase nicht nur Schokolade und Eier, sondern auch ein Kuscheltier gebracht hat. Brötchen-Hase ist also gut und bewirkt etwas.
Ich mache mich nach dem Frühstück ans Streichen der Zarge des Esstischs. Der soll dieses Wochenende fertig werden.
Mein Mann sägt und hobelt eine Eichenplatte zurecht, die den Waschtisch um das Waschbecken im Bad bilden wird. Die Kinder spielen den ganzen Vormittag draußen Hexen, sie sind unsichtbar und haben fliegende Fahrräder. Die große Tochter hat mit Wasserfarben Zaubertränke in kleinen Phiolen angemischt. Ich liebe es, wenn die Kinder so schön miteinander ins Rollenspiel versinken und danke unserem Kindergarten und Schule, dass sie solches Spiel befördern und heilig halten.
Am Nachmittag fahren große Tochter und Mann für ein paar Stunden nach Berlin, weil die Tochter zu einem Geburtstag eingeladen ist und der Mann bei der Arbeit nach dem Rechten sehen will. Ich dekoriere im Haus pfingstlich mit weißen Tauben, Birken- und Eichenzweigen und einem Vogelnest, das ich im März auf einem Spaziergang gefunden habe. Die Tauben sind Fotos, die ich ausgedruckt, ausgeschnitten und an Fäden an frische grüne Zweige gehängt habe. Pfingsten ist für mich die Chance, dass alles in der Welt und mit den Menschen gut wird, denn wir sind durchdrungen und umhüllt vom guten Geist, den wir nur ergreifen und leben müssen. Die weiße Taube ist ein Symbol für die Freiheit, die wir haben, den guten Geist zu ergreifen und ihn leben zu lassen, in uns und in unserem Leben.
Mit der kleinen Tochter mache ich am späten Nachmittag eine kleine Radtour mit Picknick zur „Biberbucht“, was ein Stück Flussufer ist, an dem Biber am Ufer und im angrenzenden Wald jeden zweiten Baum umgelegt haben. Einen ersten Halt machen wir auf dem Spielplatz im Dorf, wo die Heckenrosen blühen.
Danach ist die kleine Tochter KO und geht nach einem Fußbad und etwas Obst ins Bett. Mann und große Tochter kommen aus Berlin zurück. Ich bade noch mit der Tochter mit dem frischen Fichtennadelbad und dann geht auch sie ins Bett.
Und Mann und ich machen es uns auf dem Sofa vor dem Ofen gemütlich.
Mehr Wochenenden in Bildern finden sich bei Susanne von Geborgen Wachsen, hier.