Das letzte Wochenende des Jahres haben wir gemütlich zu Hause in Berlin verbracht, haben besucht, wurden besucht und feierten den Geburtstag meines großen Bruders.
Samstag, der 29. Dezember 2018
Meine Mutter backt gleich früh morgens mit den Kindern einen Schokoladen-Geburtstagskuchen für meinen Bruder. Ansonsten beginnt der Morgen wie jeder Morgen in der Raunächte-Woche bei uns mit brennenden Kerzen am Weihnachtsbaum, am Adventskranz und überall, wo bei uns in der Wohnung Kerzen und Teelichte stehen. Und das sind viele. Wir gehören zu den Menschen, die brennende Kerzen mögen und keine Angst davor haben. Für mich persönlich ist ein Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen nicht lebendig. Jedoch bin auch ich beruhigter, wenn wir selbstlöschende Kerzen verwenden wie hier im Bild. Der Docht endet ungefähr nach vier Fünfteln der Kerze, so dass sie dann einfach verlischt.
Der Walnussbaum vor unserem Haus streckt seine kahlen Äste in den Winterhimmel, der heute blaue Lücken hat. In Berlin habe ich mich daran gewöhnt, auch das kahle, graubraune Winterwetter zu schätzen, das hier viel häufiger ist als knackiges Schneewetter. In den letzten Jahren war es eigentlich von November bis April graubraun und kahl. Es hat aber keinen Zweck, das Wetter wegzuwünschen oder immer nur daran zu denken, wie es sein könnte. Ich versuche lieber, die Schönheit im kahlen Graubraun zu entdecken. Denn sie ist da, man muss nur hinschauen. Die Kamera hilft mir beim Hinschauen.
Am Vormittag bekommen wir Besuch von unserer lustigen Freundin aus LA, die über Silvester in Berlin ist (im Foto rechts, links meine Mutter <3). Die Kinder sind im siebten Himmel, denn die Freundin bringt ihnen einen riesigen Kuschel-Eisbär mit. Sie bleibt noch zum Mittagessen, wo mein Mann uns aus Versehen alle mit Champagner bespritzt :-), weil ihm wegen des sich ablösenden Etiketts die Flasche aus der Hand rutscht. Wir nehmen das als ein Omen für Wohlstand und einen Hauch Dekadenz in 2019. Besonders dekadent wird es wohl die große Tochter haben, denn sie hat am meisten Champagner abbekommen und muss sich schnell umziehen gehen – deswegen sind mein Mann und sie hier nicht im Bild.
Nach dem Essen spazieren wir alle zu meinem großen Bruder, der heute Geburtstag hat. Hier gibt es Kaffee und Geburtstagskuchen. Eine Geburtstags-Amaryllis hat er auch bekommen.
Zauberhafte Bilder meiner süßen Nichte sind hier zu bewundern.
Und interessante Strukturen, hier Federn, die eine große runde Lampe sind.
Ich besuche meinen Vati im Krankenhaus, dessen Prognose übrigens etwas besser ist als letztes Wochenende erwartet. Er darf in der ersten Neujahrs-Woche erstmal nach Hause. Im Krankenhaus steht eine schöne altmodische Krippe, die ich mir ansehe. So ein Moment vor einer Krippe bringt mich dazu, mir bewusst zu machen, was für ein Symbol das Bild des Christus-Babys im Stall ist. Unter anderem auch ein Bild dafür, dass etwas scheinbar Schwaches etwas sehr Starkes hervorbringen kann. Und dass es auch in hoffnungslosen Situationen einen guten Ausweg geben kann. Der Keim für das Gute ist immer da.
Am Abend gehen wir alle zusammen essen. Und zwar ins Donath, ein Restaurant im südlichen Prenzlauer Berg in der Schwedter Straße. Hier isst man friaulisch – also Gerichte aus der Region Friaul in Norditalien. Das ist die Gegend nördlich von Venedig, Richtung Südtirol. Wir waren früher oft hier, denn das Lokal ist authentisch, das Essen köstlich und die Besitzer supercool. Auch heute noch sehen die Bedienungen aus wie direkt aus dem Berghain entsprungen; die meisten gehören zur Familie der Besitzer.
Ich liebe die narbige Oberfläche des großen Holztisches, an dem wir sitzen.
Während wir Erwachsenen speisen, ist die kleine Tochter völlig vertieft in ein Mal- und Schneideprojekt. So sehr, dass sie nicht zum Essen kommt. Das Ergebnis ist ein fein säuberlich ausgeschnittenes, bunt bemaltes Einhorn.
Sonntag, der 30. Dezember 2018
Auch heute ist der Himmel klar und wirkt irgendwie durchsichtig. Die Sonne kommt wieder durch. Ein schönes Zeichen zum Jahreswechsel.
Wir verbringen fast den ganzen Tag im Haus. Die Kinder spielen, wir räumen ein wenig auf, machen Mittagsschlaf. Und wir packen. Denn wir fahren nachmittags ins Haus von Freunden in Potsdam, um dem Berliner Silvesterspuk zu entgehen. Sie sind im Skiurlaub, und wir dürfen ihr großes Haus auf Hermannswerder nutzen, mit Wasserzugang. Auf dem Weg nach Potsdam fahren wir nochmal im Krankenhaus bei meinem Vati vorbei. In der Einfahrt befindet sich dieses schöne Leuchtschild:
Angekommen in Potsdam im Haus unserer Freunde. Sie haben einen Kamin.
Und eine nostalgische Weihnachtskrippe. Beim Betrachten der Krippe fällt mir das Wort „Andacht“ ein, und ich denke ein wenig darüber nach. Andacht, das ist Innehalten, Horchen und Nachdenken, eigentlich auch das gefühlsmäßige, seelische und/oder gedankliche Fokussieren auf etwas, dessen wir andächtig sind. Es muss nicht unbedingt mit Gott zu tun haben. Andacht ist das, was uns jetzt, zwischen den Jahres, beseelen könnte, wenn wir uns die Zeit dafür nehmen. Wir könnten Dankbarkeit spüren für das, was im vergangenen Jahr war, was uns geschenkt wurde. Und unsere Gedanken und Gefühle still auf das richten, was da kommen mag. Im Zustand der Andacht können wir eventuell etwas wahrnehmen, was wir sonst nicht wahrnehmen würden. Manchmal fliegen ja Gedanken, Stimmungen oder Gefühle vorbei wie ein feiner Hauch. In der Andacht können wir einen solchen Hauch manchmal einfangen.
Mir fällt das schöne Ritual ein, das ich in den letzten Jahren um Silvester oder Neujahr durchgeführt habe. Ich nehme mir vor, es die Tage wieder zu machen. In dem Ritual geht es darum, Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle des alten Jahres dankbar gehen zu lassen und sich aufs neue Jahr einzurichten.
Und mit diesem hübschen Blesshuhn-Paar, das hinter dem Haus unserer Freunde am Wasserzugang in der Havel gründelt, verabschiede ich Euch ins neue Jahr. Auf dass wir alle im neuen Jahr auch wunderbar gründeln, im eigenen Leben und in den Phänomenen der Welt, dass wir jemanden an unserer Seite haben, der/die uns stärkt und bejaht, und dass wir immer die Nahrung haben, die wir brauchen, im eigentlichen und im übertragenen Sinne, für Köper, Geist und Seele.
Das wünsche ich mir auch für mich, für uns. Wir werden ganz in Ruhe drinnen bei unseren Freunden im Haus Silvester feiern, denn unsere Kinder können das Silvester-Geknalle überhaupt nicht leiden. Wir werden spielen, jede Stunde eine Überraschungstüte mit einer Spiel- bzw. Beschäftigungs-Idee öffnen und das machen, worauf wir als Familie Lust haben. Zu essen gibt es Pommes (Wunsch der Kinder) und Salate (Wunsch der Mama). Rutscht auch Ihr gut rein, meine Lieben!
Mehr Wochenenden in Bildern von anderen Familien findet Ihr hier, beim Familienblog Große Köpfe.
Liebe Meike, ich möchte Dir danken für die wunderbaren Einblicke in Dein Leben und wünsche Dir und Deiner Familie ein gutes neues Jahr.
Liebe Sonja, danke Dir!! Das freut mich sehr! Dir auch ein gutes neues Jahr, möge Euch lauter Glück beschieden sein! <3