Dieses herrliche Pfingstwochenende waren wir zu Hause in Berlin. Wir haben den Dschungel um unser Haus herum genossen und das Zille-Milieu am Plötzensee, wo wir Tretboot fahren waren. Ich war das ganze Wochenende müde, wahrscheinlich bin ich erschöpfter als ich denke. Aber die Vögel haben gezwitschert, die Blumen gedeihen prächtig, und das Grün an Bäumen und Büschen ist satter denn je. So soll es sein, und das tut gut.
Goethe hat die Pfingststimmung wie immer in die richtigen Worte gefasst, interessanter Weise ohne Reim:
Pfingsten
(J.W. von Goethe)
Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen;
es grünten und blühten Feld und Wald;
auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken.
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen.
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.
Samstag, der 8. Juni 2019
Ich wache mit schwachem Kreislauf auf und brauche erstmal einen kräftigen Smoothie, der mich wieder ein bisschen auf Trab bringt. Der frische Duft im Garten und die schönen bunten Blumen tun ihr Übriges, um meine Lebensgeister zu wecken.
Diese prächtige Pfingstrose mit Woll-Vögelchen hat die Tochter als Pfingst-Gruß aus dem Kindergarten mitgebracht.
Nach dem Vorlesen geht die kleine Tochter mit dem Papa zur Geigen-Gruppenstunde. Die große Tochter backt aus unseren bräunlichen Bananen einen Bananen-Vanille-Kuchen, der total lecker wird. Es ist ein Paleo-Kuchen, kommt also ganz ohne Getreide aus. Es wurde nur Kokos- und Mandelmehl verwendet, außerdem natürlich Bananen, Eier, eine wenig Honig und viel Vanille.
Danach backt sie noch Zitronen-Vanille-Makronen, die ebenso gut werden.
Zu Mittag mache ich eine handgerührte Sauce hollandaise zum Spargel. Der zweite Versuch gelingt perfekt, nachdem der erste wegen zu heißem Wasserbad geronnen ist. Ich esse ja immer noch zu 85% Paleo, d.h. ich verzichte auf Getreide, Hülsenfrüchte und Milchprodukte. Die 15% Nicht-Paleo sind gelegentlichem Verzehr von gutem Vollkornbrot und Kartoffeln geschuldet.
Endlich komme ich dazu, all das süße Eingemachte der letzten Wochen zu beschriften. Ich habe allerlei Sirups gekocht, aus selbst gesammeltem Waldmeister, Holunderblüten, Fichtenspitzen („Maiwipferl“) und Spitzwegerich. Zum Teil als Hustensaft für den Winter, zum Teil als Beigabe zu Salatsaucen oder für kühle Sommerlimonaden.
Unsere Pfingstrosen sind dieses Jahr hellrosa, wollten aber nicht so recht prächtig aufgehen.
Nach einer Mittagspause, die ich dringend brauche, gehen die Kinder, der Hund und ich in unserem Wohnareal spazieren. Bei uns kann man lange unterwegs sein, denn es ist ein großes Areal. Jetzt im Juni wirkt es hier wie in einem botanischen Garten, so intensiv duftet es nach verschiedenen Blüten, und so dicht und vielfältig ist die Vegetation. Der- oder diejenige, der/die vor fast 40 Jahren die Bepflanzung rund um die Häuser hier angeordnet hat, hat ein wahres Wunder vollbracht. Zu jeder Jahreszeit ist etwas grün, immer blüht etwas, und man sieht hier Hunderte verschiedener Sträucher, Bäume und Blumen. Es gibt Wiesen, Hecken, Beete, ausladende Gebüsche für geheimnisvolle Kinderspiele und hohe Bäume, und überall schlängeln sich gewundene Pfade zwischen Häusern, Gärten und Grünanlagen. Die Kinder rennen mit dem Hundchen um die Wette.
Im Moment blühen viele verschiedene Rosen in und um die Gärten.
Lauschige Plätze gibt es auch.
Nach ausgiebigem Spaziergang kommen wir sommertrunken nach Hause.
Das eine Kind wünscht zum Abendessen Eiersalat und Butterbrot. Das andere Kind besteht auf Kartoffelbrei und Spinat. Eiersalat und Kartoffelbrei sind schnell gemacht, der Spinatklotz schnell aufgetaut. Satt und ermüdet gehen wir Frauen früh ins Bett, während mein Mann bei seiner Arbeit vorbeischaut und erst um Mitternacht nach Hause kommt. Ich schlafe leider auch erst nach Mitternacht ein, weil ich erst nicht einschlafen kann und dann noch ein bisschen am Rechner arbeite.
Sonntag, der 9. Juni 2019
Ich schlafe bis 8, was in diesem Haushalt ausschlafen bedeutet. Ich gehe mit meinem Tee und dem Hund raus, um mich in Schwung zu bringen. Die Stimmung draußen ist festlich. Die Sonne strahlt, Blätter und Bäume sehen aus wie gelackt und poliert. Es ist vollkommen still, nur die Vögel zwitschern und tschilpen um die Wette. Das Täubchen fliegt aus seiner Kluft, und um die hohen Baumspitzen kurven die Schwalben. Aus den unteren Fenstern hört man Kinder: „Ich brauche aber eine Decke, Mama!“ ruft es; aus einem anderen Fenster lehnt ein telefonierender junger Mann und grüßt freundlich. Als ich nach Hause komme, höre ich die Orgel aus dem Kloster in unserer Wohnanlage eine festliche Hymne spielen. Da fühlt sich auch mein Herz hoch gestimmt.
Die Töchter finden die ersten roten Erdbeeren im Garten.
Mein Mann liest den Kindern aus „Michel aus Lönneberga“ vor – aus dem Buch, das ich schon als Kind gelesen habe. Ich sitze gemütlich daneben und gestalte einen Puppenkopf, aus dem ein Schlamperle mit rotem Kaschmirbezug werden soll.
Ich bin mit meinem Vati und meinen Brüdern zum Mittagessen verabredet. Vorher machen wir einen kleinen Spaziergang durch den Monbijoupark und den Krausnickpark, beides Orte, die mein Vati noch nicht kennt.
Wir wollten eigentlich im Hipsterschuppen „Beets and Roots“ essen gehen, aber mein Vati hat Appetit auf Spargel, und so gehen wir ins Traditions-Lokal Sophieneck direkt gegenüber, wo es eine Spargelkarte gibt. Wir schmausen alle deftig und sind danach pappsatt.
Mit dem anderen Teil meiner Familie, sprich mit Mann und Kindern, geht’s am späten Nachmittag an unseren Lieblings-Zille-Ort, die „Fischerpinte“ am Plötzensee. Dort kann man Boote ausleihen und damit auf dem Plötzensee herumschippern. Wer will, kann vom Boot ins Wasser hüpfen und ein paar Runden schwimmen. Das macht bei uns heute nur die große Tochter.
Wir müssen eine halbe Stunde auf das Vierer-Tretboot warten, aber das macht nichts. Die Kinder essen ein Eis und wir gucken uns das Zille-Wimmelbild an, das sich um uns herum entfaltet. Dickes Mädchen platscht mit Hund im Wasser herum, betrunkene Lady wird von Freundin zur Toilette geführt, und der junge schlaksige Ivo wird angeschnauzt, weil er das mit den Booten nicht so zackzack macht wie von der Oberchefin gewünscht. Diese sitzt hinten in der Fischerpinte mit Beatmungsgerät und Zigarette (!), und krakeelt mit rauchiger Stimme herum. Auf der Karte stehen hier Schultheiß-Bier, Eis, Dillgurke („selbst eingelegt“), Bockwurst und Wiener Wurst („Buletten sind aus“), und das war’s auch fast schon. Ach ja, es gibt noch Süßigkeiten und Chips. Die Frauen, die Theke und Bootsverleih organisieren, haben beide echte Berliner Schnauze und lassen sich nichts gefallen, erst recht nicht nach einem Ausflugstag wie heute. Wir haben Spaß und warten geduldig auf unser Boot.
Endlich dürfen wir aufs Wasser. Es bleibt auch auf dem See Zille- bzw. Ali Mitgutsch-mäßig. Hier zum Beispiel zwei Ruderer mit Blumenbüscheln auf dem Kopf. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass sie gerade ein Musikvideo drehen. Neben uns schwimmt ein englisch sprechendes älteres Paar mit altmodischen bunten Badehauben vorbei, die uns höflich grüßen. In einem Baum am Ufer sitzt ein Mann oben in den Zweigen und liest ein riesiges orangenes Buch.
Auch die Schwäne sind wieder da. Und sie haben Junge.
Oben wacht der Reiher.
Nach zwei Stunden Treten sind mein Mann und ich erschöpft. Wir freuen uns über den festen Boden unter den Füßen.
Es ist auch schon fast 20 Uhr, da radeln wir schnell nach Hause, damit wir etwas in den Magen kriegen und dann ins Bett kommen. Diese Woche wird auch noch einmal anstrengend; ich habe viel Arbeit, verschiedene ToDos aus dem „Mental Load“ und ein paar stressige Termine, und die Kinder sind Montag und Dienstag nicht in Schule/Kindergarten, was das Abarbeiten natürlich nicht gerade erleichtert.
Ich hoffe, Ihr könnt dafür den Sommer so richtig genießen. Ich wünsche Euch eine tolle Woche!
Ich freue mich wie immer über Kommentare, damit ich sehe, dass auch jemand meine Beiträge liest. Lieben Dank!
Andere Wochenenden in Bildern von anderen Familien findet Ihr wie immer in der Linksammlung bei Große Köpfe, hier.
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Das klingt nach tollen Pfingsten. Euch heute noch einen schönen Feiertag!
Liebe Tanja, danke, Euch auch! <3