Anlässlich des Geburtstags meines Mannes am Sonntag waren wir – nur mein Mann und ich – für 4 Tage in Triest / Italien. Die Omi hat derweil in Berlin für die Kinder gesorgt.
In Triest war es noch Herbst und sehr viel milder als in Berlin. Am Samstag und Sonntag hatten wir Sonnenschein und Temperaturen um die 14°C, das war herrlich.
Wir haben die Stadt und ihre Eigenheiten erkundet, und wir waren zwei Mal im Triester Karstgebirge wandern, das direkt hinter der Stadt anfängt.
Seht, was wir entdeckt und erlebt haben:
Donnerstag, der 4. Dezember 2025
Ankunft in unserer Wohnung auf Zeit nach einem sehr frühen Flug um 6 Uhr.
Nach dem Auspacken und Einkaufen: Wanderung entlang des Rilkes-Wegs. Rilke hat eine Zeitlang als Gast der Thurn und Taxis-Hohenlohe im Schluss Duino außerhalb von Triest gewohnt und hier die Duineser Elegien geschrieben (die ich allerdings nie ganz gelesen habe; muss ich wohl nachholen). Auf dem spektakulären Weg über der Steilküste ist er immer spazieren gegangen.
Blick auf Triest vom Rilke-Weg. Die Streifen im Wasser sind Bojen von Muschelbänken. Im Hintergrund blau das Triestiner Karstgebirge.
Der Ginster blüht.
Die Sonne glänzt silbrig durch die Wolken.
Schroffe Klippen.
Blick auf das Duineser Schloss, wo wir kurz darauf ankommen.
Wir wandern noch weiter zum spektakulären Austritt des Flusses Timavo aus dem Karst und kommen dabei an einer archäologischen Ausgrabungsstätte vorbei.
Wir kaufen lauter gute Sachen in den Läden der Nachbarschaft ein. Erst am frühen Abend sind wir Hause und machen uns ein Menü: Als ersten Gang Trüffel-Nudeln (frische Nudeln vom hiesigen Lidl und mega lecker!!!) mit Butter und Parmesan, als zweiten Gang mariniertes Schwert- und Thunfischfilet mit gemischtem Blattsalat (mit dem roten Radicchio Trevisano, einer regionalen Spezialität) und Brot. Zum Nachtisch von der Pasticceria ums Eck ein Pistazien-Tiramisu. Wir schlemmen und fallen dann sehr müde ins Bett – wir sind um 3 Uhr aufgestanden!
Freitag, der 5. Dezember 2025
Heute fahren wir mit dem Bus ins benachbarte Fischerörtchen Muggia. Auf dem Weg zur Busstation in unserem Viertel diese Fassade.
In Muggia wartet ein Nikolaus auf die Kinder eines nahe gelegenen Kindergartens.
Wir gehen als erstes in ein Museum für zeitgenössische Kunst, gewidmet dem lokalen Künstler Ugo Carà, von dem die schönen Skulpturen sind. Ich mag sie sehr.
Trotz der schweren Bronze wirken die Figuren leicht. Vielleicht, weil sie leichte, wehende Tücher schwenken oder fallen lassen?
Der hier scheint abzuheben.
Danach erkunden wir die zauberhaften Gassen und Cafés von Muggia. Es gibt trotz der geringen Größe des Ortes mehrere Cafés/Bars, die alle gut gefüllt sind. In dieser Gegend wird viel, VIEL Kaffee getrunken. — In unserem Triest-Buch steht, dass Triester pro Tag 5-9 Kaffees trinken, davon sicher mehr als Hälfte in den vielen Bars und Kaffeehäusern der Stadt.
Triest gilt ja neben Neapel als DIE Kaffee-Hauptstadt Italiens. Wir trinken einen Kaffee der hiesigen Marke Hausbrandt, der unglaublich gut schmeckt. Vielleicht der beste Kaffee, den ich je getrunken habe, neben denen in Neapel. Dazu muss man sagen, dass ich Kaffee gern so kurz wie möglich als Espresso trinke und eigentlich nur in Italien ertragen kann. Mit Filterkaffee oder den unsäglichen dünneligen „Kaffeespezialitäten“ aus den hiesigen Automatik-Maschinen kann man mich jagen. Dann lieber Tee.
In Muggia.
Fenster in einer hohlen Gasse (Muggia).
Ein Olivenbaum ist jahreszeitlich mit Goldkugeln geschmückt.
Im Café am Hafen wird Kaffee getrunken und gequatscht.
Wir laufen um das Hafenbecken an den Fischerbooten vorbei und beobachten, wie dieser riesige Tanker in den Hafen gelotst wird.
Auf dem Weg nach Hause steigen wir eine Haltestelle früher aus dem Bus und entdecken dabei diese kultige Bauhaus-Markthalle aus den 1930er Jahren.
Das Beste hier: diese Bar am Ausgang, wo lauter Stammgäste sitzen, palavern und Wein trinken. Das Glas kostet hier €1,50 – da wollen wir unbedingt probieren. Und welch Überraschung: Der Wein schmeckt richtig gut und kommt direkt aus der Gegend. Später googeln wir und finden heraus, dass diese Bar im „Mercato Coperto“ bei den Einheimischen legendär ist.
Alle Tische sind besetzt mit Grüppchen von (meistens) Männern, die bei einem Glas Weißwein beieinander sitzen.
Wir sehen hier ein Plakat: Morgen findet hier in der Markthalle eine Slowfood-Messe statt. Lauter regionale Anbieter präsentieren ihre feinen Spezialitäten. Da wissen wir doch gleich, was wir morgen machen!
Wir essen zu Hause was zu Mittag und legen uns für ein Stündchen aufs Ohr. Danach besuchen wir das legendäre Literaten- und Intellektuellen-Café „Gran Caffè San Marco“, eines der wenigen Kaffeehäuser in Triest, die noch ihre ursprüngliche Ausstattung haben. In einem Teil des riesigen Cafés befindet sich eine Buchhandlung, mit Second-hand-Angebot.
Wir streifen durch die Buchhandlung.
Natürlich trinken wir hier auch einen Kaffee. Wir haben schon beobachtet, dass viele Triestiner den Kaffee mit ein bisschen geschäumter Milch aus einem sehr kleinen Glas trinken. Wir lernen, dass das hier Capo in bi heißt (= Cappuccino in bicchiere = Milchkaffee im Glas), und dass es eine Triester Spezialität ist. Ich probiere einen und stelle fest: Genau das ist mein Kaffee, genau so schmeckt er mir am allerbesten. Eigentlich ist es ein Espresso macchiato (Espresso mit ein ganz bisschen Milch, im Gegensatz zum Latte macchiato, was ein Espresso mit viel Milch ist), aber eben im Gläschen. Schmeckt hier FANTASTISCH!
Wir gehen in Richtung Meer. Die Sonne geht gerade unter und taucht den Canale Grande in weiches Licht.
Auf der Mole stehen viele Menschen und schauen sich den tollen Himmel an. Wir gehen auch dorthin.
Lila Wasser und wartende Schiffe.
Die fancy Riesen-Yacht mit den drei Masten gehört einem russischen Oligarchen und wurde hier „eingefroren“. Sie wurde hier sozusagen offiziell festgesetzt / beschlagnahmt. Der Besitzer darf sie nicht mehr betreten.
Blick zur anderen Mole. Seht ihr die kleinen Lichtwölkchen links vom Leuchtturm?
Schon spektakulär schön, diese Stadt.
Die Piazza d’Unità ist weihnachtlich geschmückt.
Wir haben heute ein Konzert geplant in einer Kirche, und wir hatten vor, in einem „Buffet“ (einem einfachen Lokal mit regionalen Spezialitäten) direkt gegenüber der Kirche was essen gehen, aber als wir beim Lokal ankommen, ist noch kein Mensch dort und die Räume sind in grelles Neonlicht getaucht. Die Atmosphäre gefällt uns gar nicht, und so beschließen wir, nach dem Konzert zu Hause zu essen – denn hier in der Gegend gibt es leider kein anderes Restaurant. Dafür gibt es direkt daneben eine von Triests Hunderten von Weinbars. Das sind eigentlich Weinläden, die auch einen Ausschank haben. In diesen Bars treffen sich ab ca. 16 Uhr die Triester und reden, lachen und trinken Wein. Wir machen mit, und nachdem wir erzählt haben, dass wir eigentlich ein bisschen hungrig sind, bekommen wir hier sogar was ultra-Leckeres zu essen:
Meinem Mann macht der Weinladen-Besitzer einen Thunfisch-Tartar (frisch gemacht aus rohem Filet) mit Wasabi-Creme und Pistazien, ich bekomme einen Lachs-Tartar mit Limetten und Kräutern. So, so, so gut beides!!!! Und füllt ein bisschen unsere Mägen.
Dann gehen wir gegenüber in unser Konzert: Die Aufführung des kompletten Mozart-Requiems, Eintritt frei. So schön.
Danach laufen wir 25 Minuten nach Hause, essen noch was Kleines und sind froh, schlafen zu dürfen.
Samstag, der 6. Dezember 2025
Wir schlafen aus und gehen dann im Café ums Eck frühstücken. Wir halten es wie die Italiener: Es gibt Kaffee (für mich hier nur noch Capo in bi!) und dazu ein Brioche, was eine Art Croissant ist und leer (vuoto) oder gefüllt daherkommt – als Füllung ist hier von Pistazie über Vanille/Schoko bis Aprikosenmarmelade sehr vieles möglich.
Dann gehen wir zur Slowfood-Veranstaltung in der Markthalle und probieren viele lokale Köstlichkeiten: Käse, Wurst, Schinken, Brot, Öl… Hier ein toller Käse aus dem Karst-Gebirge.
Bei dieser netten Frau kaufen wir einen Korb voll Gemüse, denn wir haben Lust auf eine Minestrone.
Aber vorher müssen wir einfach nochmal Halt an der kultigen Bar im Untergeschoss machen. Wir verquatschen uns mit dem Wirt, der natürlich schonmal in Berlin war, und dann macht er uns als Aperitif ungefragt kleine Brötchen mit bester lokaler Salami, die aufs Haus gehen. Hier unten an der Bar heißt es nicht slowfood, ist es aber trotzdem 🙂
Der Fischladen unseres Vertrauens. Immer voll.
Aber wir haben nach so viel Fisch und Fleisch Lust auf Gemüsesuppe. Weil wir ja nur zu zweit sind, haben wir bei der Marktfrau von jedem Gemüse eine winzige Portion gekauft – der Blumenkohl ist gerade mal so groß wie eine Faust!
Wir essen uns nudeldickesatt an dieser Minestrone aus Möhre, Mini-Zucchini, Lauch, Stangensellerie, Kartoffel, Blumenkohl, Schwarzkohl, Mangold, gekochten Bohnen und Tomaten, dazu Parmesan und die Blättchen des Stangensellerie obendrauf.
Dazu gibt’s das Brot von einem der Slowfood-Aussteller, ein mehrfach fermentiertes/gegangenes und ultra-aromatisches Brot mit Livieto Madre und krosser, dunkelbrauner Kruste.
Später am Nachmittag: Die Cafés sind voll, die Menschen strömen mit vollen Einkaufstaschen durch die Straßen, und alle Läden sind gut besucht, die kleinen und die großen. Es gibt hier so viele spezielle Einzelhändler – wir haben ein Geschäft gesehen, in dem es ausschließlich Gürtel gibt, aber nicht Billig-Gürtel, sondern so speziell angefertigte, handwerklich gemachte. Und Läden mit Keksen, Kuchen und Süßigkeiten, wohin das Auge blickt, und alle voll. Wir freuen uns, dass es hier mit dem lokalen Einzelhandel noch so gut funktioniert. Und die ganze Stadt ist weihnachtlich geschmückt. Da kann sich Berlin echt eine Scheibe von abschneiden.
Wir gehen ins alte Kaffeehaus Tommaseo, wo alle Tische mit Leuten besetzt sind, die entweder Kaffee/Tee und Torte essen, oder bereits beim Aperitif angelangt sind.
Wir nehmen auf einem gemütlichen Sofa in dem Raum Platz, wo wahrscheinlich früher mal die Küche war.
Uns steht der Sinn nach einem Spritz (das heißt ja übrigens nichts anderes als „Schorle“). Mein Mann nimmt einen Aperol Spritz und ich einen Italicus Spritz; das ist aus einem Zitrus-Likör mit Bergamotte und schmeckt umwerfend. Dazu gibt es eine ganze Riege Knabberzeugs und dicke Oliven. Das kommt beim Aperitif ungefragt mit und darf aufgegessen werden.
Zum Abendessen holen wir uns eine Pizza in dieser unglaublich gemütlichen und authentischen Pizzeria bei uns ums Eck (heißt Pizzeria 2001) – aber wir haben heute genug unter Menschen gesessen. Wir wollen die Pizza lieber zu Hause essen und dazu unsere Serie fertig schauen. Außerdem ist die Pizzeria voll; es gibt aktuell keinen Platz mehr. Absolute Empfehlung für diese familiengeführte Pizzeria, wegen der intimen und authentischen Atmosphäre, und weil es überhaupt kein Touri-Ort ist; unserer Einschätzung nach waren nur Einheimische dort. Und das Essen auf den Tellern (nicht nur Pizza!) roch mega und sah auch so aus.
Sonntag, der 7. Dezember 2025
Heute hat mein Mann Geburtstag — „Auguri“ heißt Glückwünsche. Das Foto habe ich gestern in der Markthalle gemacht. Ich habe einen Mini-Kuchen gekauft und Kerzen draufgesteckt, und singe ihm ein Geburtstagslied.
Wir fahren mit dem Bus in den Karst und trinken im Dorf Bagnoli erstmal einen Kaffee – hier mein köstlicher Capo in bi.
Wir machen heute ein längere Rundwanderung durch die Rosandra-Schlucht. Das ist ein Naturschutzgebiet und wirklich spektakulär. Die Wanderung habe ich auf komoot gefunden.
Etappenweise geht es ganz hoch auf die Berge; hier zur Abwechslung mal ein paar Stufen.
Ein ca. 30m hoher Wasserfall am Ende der Schlucht.
In dem kleinen Ort hinter der Schlucht blühen Blumen.
Geburtstagsrosen für meinen Mann, sagen wir.
Auch diese zarte, hübsche Rose.
Wir steigen ganz hoch auf die Berge und haben von dort aus einen Blick aufs Meer.
Irgendjemand hat die Ziege mit Kaka verziert.
Wir steigen hoch auf die Hochebene und stoßen dort in einem winzigen Ort auf dieses coole, altmodische Restaurant. Hier trinken wir nochmal einen Kaffee, der ebenso gut ist wie in Triest.
Hinter der Kasse sympathisches Durcheinander, alte Gerätschaften und der Hinweis: „Non si fanno conti separati“ = Hier gibt es keine getrennten Rechnungen.
Wir machen einen Selbstauslöser hoch über der Schlucht hinter dem zweiten Restaurant am Weg, wo es schon verführerisch nach Gulasch und Knödeln duftet.
Wir steigen jetzt ab. Links von meinen Füßen die Strukturen des Karst-Gesteins.
Auf halbem Weg ins Tal: Im Val di Rosandra werden auch Oliven angebaut.
Wie ein magisches Einhorn schaut uns aus dem Olivenhain ein weißes Pferd an.
Hier in der Wanderhütte gibt’s für uns nach der Wanderung lecker Essen: Semmelknödel mit Gulasch und „crauti“ (Weißkohl).
Am Abend sehen wir von unserer Dachterrasse aus endlich den riesigen Mond ein bisschen.
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Anlässlich des Geburtstags meines Mannes am Sonntag waren wir – nur mein Mann und ich – für 4 Tage in Triest / Italien. Die Omi hat derweil in Berlin für die Kinder gesorgt.
In Triest war es noch Herbst und sehr viel milder als in Berlin. Am Samstag und Sonntag hatten wir Sonnenschein und Temperaturen um die 14°C, das war herrlich.
Wir haben die Stadt und ihre Eigenheiten erkundet, und wir waren zwei Mal im Triester Karstgebirge wandern, das direkt hinter der Stadt anfängt.
Seht, was wir entdeckt und erlebt haben:
Donnerstag, der 4. Dezember 2025
Ankunft in unserer Wohnung auf Zeit nach einem sehr frühen Flug um 6 Uhr.
Nach dem Auspacken und Einkaufen: Wanderung entlang des Rilkes-Wegs. Rilke hat eine Zeitlang als Gast der Thurn und Taxis-Hohenlohe im Schluss Duino außerhalb von Triest gewohnt und hier die Duineser Elegien geschrieben (die ich allerdings nie ganz gelesen habe; muss ich wohl nachholen). Auf dem spektakulären Weg über der Steilküste ist er immer spazieren gegangen.
Blick auf Triest vom Rilke-Weg. Die Streifen im Wasser sind Bojen von Muschelbänken. Im Hintergrund blau das Triestiner Karstgebirge.
Der Ginster blüht.
Die Sonne glänzt silbrig durch die Wolken.
Schroffe Klippen.
Blick auf das Duineser Schloss, wo wir kurz darauf ankommen.
Wir wandern noch weiter zum spektakulären Austritt des Flusses Timavo aus dem Karst und kommen dabei an einer archäologischen Ausgrabungsstätte vorbei.
Wir kaufen lauter gute Sachen in den Läden der Nachbarschaft ein. Erst am frühen Abend sind wir Hause und machen uns ein Menü: Als ersten Gang Trüffel-Nudeln (frische Nudeln vom hiesigen Lidl und mega lecker!!!) mit Butter und Parmesan, als zweiten Gang mariniertes Schwert- und Thunfischfilet mit gemischtem Blattsalat (mit dem roten Radicchio Trevisano, einer regionalen Spezialität) und Brot. Zum Nachtisch von der Pasticceria ums Eck ein Pistazien-Tiramisu. Wir schlemmen und fallen dann sehr müde ins Bett – wir sind um 3 Uhr aufgestanden!
Freitag, der 5. Dezember 2025
Heute fahren wir mit dem Bus ins benachbarte Fischerörtchen Muggia. Auf dem Weg zur Busstation in unserem Viertel diese Fassade.
In Muggia wartet ein Nikolaus auf die Kinder eines nahe gelegenen Kindergartens.
Wir gehen als erstes in ein Museum für zeitgenössische Kunst, gewidmet dem lokalen Künstler Ugo Carà, von dem die schönen Skulpturen sind. Ich mag sie sehr.
Trotz der schweren Bronze wirken die Figuren leicht. Vielleicht, weil sie leichte, wehende Tücher schwenken oder fallen lassen?
Der hier scheint abzuheben.
Danach erkunden wir die zauberhaften Gassen und Cafés von Muggia. Es gibt trotz der geringen Größe des Ortes mehrere Cafés/Bars, die alle gut gefüllt sind. In dieser Gegend wird viel, VIEL Kaffee getrunken. — In unserem Triest-Buch steht, dass Triester pro Tag 5-9 Kaffees trinken, davon sicher mehr als Hälfte in den vielen Bars und Kaffeehäusern der Stadt.
Triest gilt ja neben Neapel als DIE Kaffee-Hauptstadt Italiens. Wir trinken einen Kaffee der hiesigen Marke Hausbrandt, der unglaublich gut schmeckt. Vielleicht der beste Kaffee, den ich je getrunken habe, neben denen in Neapel. Dazu muss man sagen, dass ich Kaffee gern so kurz wie möglich als Espresso trinke und eigentlich nur in Italien ertragen kann. Mit Filterkaffee oder den unsäglichen dünneligen „Kaffeespezialitäten“ aus den hiesigen Automatik-Maschinen kann man mich jagen. Dann lieber Tee.
In Muggia.
Fenster in einer hohlen Gasse (Muggia).
Ein Olivenbaum ist jahreszeitlich mit Goldkugeln geschmückt.
Im Café am Hafen wird Kaffee getrunken und gequatscht.
Wir laufen um das Hafenbecken an den Fischerbooten vorbei und beobachten, wie dieser riesige Tanker in den Hafen gelotst wird.
Auf dem Weg nach Hause steigen wir eine Haltestelle früher aus dem Bus und entdecken dabei diese kultige Bauhaus-Markthalle aus den 1930er Jahren.
Das Beste hier: diese Bar am Ausgang, wo lauter Stammgäste sitzen, palavern und Wein trinken. Das Glas kostet hier €1,50 – da wollen wir unbedingt probieren. Und welch Überraschung: Der Wein schmeckt richtig gut und kommt direkt aus der Gegend. Später googeln wir und finden heraus, dass diese Bar im „Mercato Coperto“ bei den Einheimischen legendär ist.
Alle Tische sind besetzt mit Grüppchen von (meistens) Männern, die bei einem Glas Weißwein beieinander sitzen.
Wir sehen hier ein Plakat: Morgen findet hier in der Markthalle eine Slowfood-Messe statt. Lauter regionale Anbieter präsentieren ihre feinen Spezialitäten. Da wissen wir doch gleich, was wir morgen machen!
Wir essen zu Hause was zu Mittag und legen uns für ein Stündchen aufs Ohr. Danach besuchen wir das legendäre Literaten- und Intellektuellen-Café „Gran Caffè San Marco“, eines der wenigen Kaffeehäuser in Triest, die noch ihre ursprüngliche Ausstattung haben. In einem Teil des riesigen Cafés befindet sich eine Buchhandlung, mit Second-hand-Angebot.
Wir streifen durch die Buchhandlung.
Natürlich trinken wir hier auch einen Kaffee. Wir haben schon beobachtet, dass viele Triestiner den Kaffee mit ein bisschen geschäumter Milch aus einem sehr kleinen Glas trinken. Wir lernen, dass das hier Capo in bi heißt (= Cappuccino in bicchiere = Milchkaffee im Glas), und dass es eine Triester Spezialität ist. Ich probiere einen und stelle fest: Genau das ist mein Kaffee, genau so schmeckt er mir am allerbesten. Eigentlich ist es ein Espresso macchiato (Espresso mit ein ganz bisschen Milch, im Gegensatz zum Latte macchiato, was ein Espresso mit viel Milch ist), aber eben im Gläschen. Schmeckt hier FANTASTISCH!
Wir gehen in Richtung Meer. Die Sonne geht gerade unter und taucht den Canale Grande in weiches Licht.
Auf der Mole stehen viele Menschen und schauen sich den tollen Himmel an. Wir gehen auch dorthin.
Lila Wasser und wartende Schiffe.
Die fancy Riesen-Yacht mit den drei Masten gehört einem russischen Oligarchen und wurde hier „eingefroren“. Sie wurde hier sozusagen offiziell festgesetzt / beschlagnahmt. Der Besitzer darf sie nicht mehr betreten.
Blick zur anderen Mole. Seht ihr die kleinen Lichtwölkchen links vom Leuchtturm?
Schon spektakulär schön, diese Stadt.
Die Piazza d’Unità ist weihnachtlich geschmückt.
Wir haben heute ein Konzert geplant in einer Kirche, und wir hatten vor, in einem „Buffet“ (einem einfachen Lokal mit regionalen Spezialitäten) direkt gegenüber der Kirche was essen gehen, aber als wir beim Lokal ankommen, ist noch kein Mensch dort und die Räume sind in grelles Neonlicht getaucht. Die Atmosphäre gefällt uns gar nicht, und so beschließen wir, nach dem Konzert zu Hause zu essen – denn hier in der Gegend gibt es leider kein anderes Restaurant. Dafür gibt es direkt daneben eine von Triests Hunderten von Weinbars. Das sind eigentlich Weinläden, die auch einen Ausschank haben. In diesen Bars treffen sich ab ca. 16 Uhr die Triester und reden, lachen und trinken Wein. Wir machen mit, und nachdem wir erzählt haben, dass wir eigentlich ein bisschen hungrig sind, bekommen wir hier sogar was ultra-Leckeres zu essen:
Meinem Mann macht der Weinladen-Besitzer einen Thunfisch-Tartar (frisch gemacht aus rohem Filet) mit Wasabi-Creme und Pistazien, ich bekomme einen Lachs-Tartar mit Limetten und Kräutern. So, so, so gut beides!!!! Und füllt ein bisschen unsere Mägen.
Dann gehen wir gegenüber in unser Konzert: Die Aufführung des kompletten Mozart-Requiems, Eintritt frei. So schön.
Danach laufen wir 25 Minuten nach Hause, essen noch was Kleines und sind froh, schlafen zu dürfen.
Samstag, der 6. Dezember 2025
Wir schlafen aus und gehen dann im Café ums Eck frühstücken. Wir halten es wie die Italiener: Es gibt Kaffee (für mich hier nur noch Capo in bi!) und dazu ein Brioche, was eine Art Croissant ist und leer (vuoto) oder gefüllt daherkommt – als Füllung ist hier von Pistazie über Vanille/Schoko bis Aprikosenmarmelade sehr vieles möglich.
Dann gehen wir zur Slowfood-Veranstaltung in der Markthalle und probieren viele lokale Köstlichkeiten: Käse, Wurst, Schinken, Brot, Öl… Hier ein toller Käse aus dem Karst-Gebirge.
Bei dieser netten Frau kaufen wir einen Korb voll Gemüse, denn wir haben Lust auf eine Minestrone.
Aber vorher müssen wir einfach nochmal Halt an der kultigen Bar im Untergeschoss machen. Wir verquatschen uns mit dem Wirt, der natürlich schonmal in Berlin war, und dann macht er uns als Aperitif ungefragt kleine Brötchen mit bester lokaler Salami, die aufs Haus gehen. Hier unten an der Bar heißt es nicht slowfood, ist es aber trotzdem 🙂
Der Fischladen unseres Vertrauens. Immer voll.
Aber wir haben nach so viel Fisch und Fleisch Lust auf Gemüsesuppe. Weil wir ja nur zu zweit sind, haben wir bei der Marktfrau von jedem Gemüse eine winzige Portion gekauft – der Blumenkohl ist gerade mal so groß wie eine Faust!
Wir essen uns nudeldickesatt an dieser Minestrone aus Möhre, Mini-Zucchini, Lauch, Stangensellerie, Kartoffel, Blumenkohl, Schwarzkohl, Mangold, gekochten Bohnen und Tomaten, dazu Parmesan und die Blättchen des Stangensellerie obendrauf.
Dazu gibt’s das Brot von einem der Slowfood-Aussteller, ein mehrfach fermentiertes/gegangenes und ultra-aromatisches Brot mit Livieto Madre und krosser, dunkelbrauner Kruste.
Später am Nachmittag: Die Cafés sind voll, die Menschen strömen mit vollen Einkaufstaschen durch die Straßen, und alle Läden sind gut besucht, die kleinen und die großen. Es gibt hier so viele spezielle Einzelhändler – wir haben ein Geschäft gesehen, in dem es ausschließlich Gürtel gibt, aber nicht Billig-Gürtel, sondern so speziell angefertigte, handwerklich gemachte. Und Läden mit Keksen, Kuchen und Süßigkeiten, wohin das Auge blickt, und alle voll. Wir freuen uns, dass es hier mit dem lokalen Einzelhandel noch so gut funktioniert. Und die ganze Stadt ist weihnachtlich geschmückt. Da kann sich Berlin echt eine Scheibe von abschneiden.
Wir gehen ins alte Kaffeehaus Tommaseo, wo alle Tische mit Leuten besetzt sind, die entweder Kaffee/Tee und Torte essen, oder bereits beim Aperitif angelangt sind.
Wir nehmen auf einem gemütlichen Sofa in dem Raum Platz, wo wahrscheinlich früher mal die Küche war.
Uns steht der Sinn nach einem Spritz (das heißt ja übrigens nichts anderes als „Schorle“). Mein Mann nimmt einen Aperol Spritz und ich einen Italicus Spritz; das ist aus einem Zitrus-Likör mit Bergamotte und schmeckt umwerfend. Dazu gibt es eine ganze Riege Knabberzeugs und dicke Oliven. Das kommt beim Aperitif ungefragt mit und darf aufgegessen werden.
Zum Abendessen holen wir uns eine Pizza in dieser unglaublich gemütlichen und authentischen Pizzeria bei uns ums Eck (heißt Pizzeria 2001) – aber wir haben heute genug unter Menschen gesessen. Wir wollen die Pizza lieber zu Hause essen und dazu unsere Serie fertig schauen. Außerdem ist die Pizzeria voll; es gibt aktuell keinen Platz mehr. Absolute Empfehlung für diese familiengeführte Pizzeria, wegen der intimen und authentischen Atmosphäre, und weil es überhaupt kein Touri-Ort ist; unserer Einschätzung nach waren nur Einheimische dort. Und das Essen auf den Tellern (nicht nur Pizza!) roch mega und sah auch so aus.
Sonntag, der 7. Dezember 2025
Heute hat mein Mann Geburtstag — „Auguri“ heißt Glückwünsche. Das Foto habe ich gestern in der Markthalle gemacht. Ich habe einen Mini-Kuchen gekauft und Kerzen draufgesteckt, und singe ihm ein Geburtstagslied.
Wir fahren mit dem Bus in den Karst und trinken im Dorf Bagnoli erstmal einen Kaffee – hier mein köstlicher Capo in bi.
Wir machen heute ein längere Rundwanderung durch die Rosandra-Schlucht. Das ist ein Naturschutzgebiet und wirklich spektakulär. Die Wanderung habe ich auf komoot gefunden.
Etappenweise geht es ganz hoch auf die Berge; hier zur Abwechslung mal ein paar Stufen.
Ein ca. 30m hoher Wasserfall am Ende der Schlucht.
In dem kleinen Ort hinter der Schlucht blühen Blumen.
Geburtstagsrosen für meinen Mann, sagen wir.
Auch diese zarte, hübsche Rose.
Wir steigen ganz hoch auf die Berge und haben von dort aus einen Blick aufs Meer.
Irgendjemand hat die Ziege mit Kaka verziert.
Wir steigen hoch auf die Hochebene und stoßen dort in einem winzigen Ort auf dieses coole, altmodische Restaurant. Hier trinken wir nochmal einen Kaffee, der ebenso gut ist wie in Triest.
Hinter der Kasse sympathisches Durcheinander, alte Gerätschaften und der Hinweis: „Non si fanno conti separati“ = Hier gibt es keine getrennten Rechnungen.
Wir machen einen Selbstauslöser hoch über der Schlucht hinter dem zweiten Restaurant am Weg, wo es schon verführerisch nach Gulasch und Knödeln duftet.
Wir steigen jetzt ab. Links von meinen Füßen die Strukturen des Karst-Gesteins.
Auf halbem Weg ins Tal: Im Val di Rosandra werden auch Oliven angebaut.
Wie ein magisches Einhorn schaut uns aus dem Olivenhain ein weißes Pferd an.
Hier in der Wanderhütte gibt’s für uns nach der Wanderung lecker Essen: Semmelknödel mit Gulasch und „crauti“ (Weißkohl).
Am Abend sehen wir von unserer Dachterrasse aus endlich den riesigen Mond ein bisschen.
Das Wochenende in Bildern ist verlinkt beim Berliner Familienblog Große Köpfe.
Eure Maike, gerade auf der Rückreise!