Mit der großen Tochter bin ich in Rom! Ich habe ein fantastisches Angebot genutzt und relativ kurzentschlossen diese Reise geplant. Denn die Tochter hatte gerade Rom in der Schule. Und was dient am besten dazu, um Wissen zu vertiefen? Reisen natürlich. Die Tochter hat es heute morgen selbst gesagt: „Weißt Du was, Mama? Schule sollte mehr wie Reisen sein, so, dass man gar nicht merkt, dass man lernt. Auf Reisen lernt man Sprachen, Geschichte und Kunst!“ – Und Weltoffenheit, Toleranz, viel über Menschen und Kulturen, und außerdem Orientierung und Organisation, möchte ich hinzufügen.
Ich habe eine Weile im Internet geforscht, aber kein Gedicht über Rom gefunden, das meine Eindrücke der Stadt widerspiegelt. Deswegen fällt das Gedicht heute aus. Dafür nehme ich Euch mit in das Rom, das wir erlebt und uns erschlossen haben.
Dabei hat uns der absolut fantastische Reiseführer „Rom Stadtabenteuer“ vom Michael Müller Verlag geholfen. Eigentlich alle Ziele, die wir dieses Wochenende angesteuert haben, haben wir aus diesem Buch. Die Tipps darin sind wirklich besonders, und vieles eignet sich super für eine Reise mit Jugendlichen. Das war Werbung, aber unbezahlt und unbeauftragt.
Samstag, der 23. April 2022
Unser Rom-Tag beginnt im Park der Aquädukte (Parco degli Acquedotti), in dem man die Ruinen von sieben alten Aquädukten sehen kann, inmitten lieblicher Natur. Wir sind mit e-Bikes hierher gefahren und wollten eigentlich weiter zur Via Appia Antica, aber die Räder machen im Park der Aquädukte leider schlapp. Also erkunden wir den Park zu Fuß und lassen die Via Appia sausen. Leider. Ich hätte mir das so gern angesehen.
Durchblicken.
Zurückblicken.
Hochblicken.
Ein Musiker spielt „Don‘t worry, be happy“.
Sogar im kleinen Conad ums Eck von unserer Unterkunft gibt‘s eine tolle Frischfisch-Abteilung.
Süße Erdbeeren als Nachspeise zum Mittagessen auf der Terrasse unserer Unterkunft. Wir haben über Airbnb ein kleines Häuschen mit Dachterrasse auf dem Dach eines großen Hauses gemietet. Total entzückend, und die Dachterrasse ist der Hit.
Von hier aus gucken wir über die Dächer Roms.
Am Nachmittag wagen wir uns zum ersten Mal in die Touri-Zone, also ins historische Zentrum. Wir beide mögen Menschenmengen nicht sonderlich; die Tochter hat sogar eine explizite Phobie vor zu vielen Menschen. Aber wir haben gelesen, dass „die Römer am Samstag Nachmittag gern die Via del Corso auf- und ab flanieren.“ – Pustekuchen. Nur Touristenmassen wälzen sich dicht gedrängt die Straße hinab. Und wir mittendrin. Die Tochter bekommt Zustände und flippt fast aus – das sind ihr eindeutig zu viele Menschen. Als noch ein Musiker anfängt zu beatboxen, bekommt sie zu viel. Glücklicherweise taucht gerade neben uns der Apple Store auf. Wir flüchten uns hinein. Hier ist Ruhe.
In Rom ist natürlich auch der Apple Store in einem Palast mit prächtigen Decken untergebracht.
Die Tochter probiert die Apple Pencils aus. Sie zeichnet ja viel in ProCreate, aber immer mit dem Finger. Sie wünscht sich schon lang einen Pencil.
Ein Apple Mitarbeiter beobachtet sie und sieht, wie geschickt und schnell sie mit dem Programm umgeht, und was für ein tolles Auge sie da gezeichnet hat. Er lädt sie zu einem Zeichen- und Animations-Workshop für Fortgeschrittene morgen Nachmittag hier im Apple Store ein. Die Tochter strahlt und will unbedingt teilnehmen. Klar, das machen wir!
Vorbei an einer der phallischen Säulen, die überall in Rom herumstehen. Wirklich, an jeder Ecke steht so ein gewaltiges Ding. Da muss ich an die etwas unsäglichen Bücher von Dan Brown denken „Da Vinci Code“ / „Sakrileg“ und so. In dieser Hinsicht hat er eine gute Beobachtung gemacht, über das Patriarchat in der Religion bzw. der Kirche.
Ein Eis muss auch sein.
Das Colosseum wollte die Tochter unbedingt sehen. Nach der Pause im Apple Store schaffen wir es, uns mit den Massen bis dorthin zu wälzen.
Vor dem Colosseum wird viel geposed.
Die Sonne am diesigen Abendhimmel. Sie sieht eher aus wie der Mond.
Was für ein Monat – vor einer Woche sah der Mond aus wie die Sonne, jetzt sieht die Sonne aus wie der Mond.
Rom ist schon cool mit seinen Ruinen.
Sonntag, der 24. April 2022
Die Wetter-App sagt, heute solle es zu 70% regnen. Am frühen Morgen kommt jedoch an manchen Stellen die Sonne durch die Wolkenwand.
Strahlenspiele von unserer Dachterrasse aus.
Der Bus kommt, der uns zum Museum für zeitgenössische Kunst bringen soll (genannt MACRO – Museo dell‘Arte Contemporanea di ROma). Wir hatten für heute eigentlich andere Pläne, aber so manche Attraktionen haben zur Zeit geschlossen (z.B. das Domus Aurea, Kaiser Neros goldene Villa im Untergrund), und für die Galleria Borghese, „das schönste Museum der Welt“, wie unser Reisführer behauptet, haben wir keine Tickets mehr bekommen.
In der Nähe des MACRO zeigt sich Rom frühlingsfrisch. Und von wegen „70% Regen“. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel.
Wieder so ein Mini-Supermarkt, der einfach hervorragend ausgestattet ist. Die Tochter sagt, der Laden sei wie Hermines verzauberte Tasche im siebten Harry-Potter-Band: Außen macht er einen kleinen Eindruck, aber innen wird er immer größer und hat alles, was man braucht. In der Tat deckt sich die Dame auf dem Bild mit frischem Ricotta, verschiedenen Salamen, frischem Fisch, Oliven, verschiedenem Gebäck und noch so allerlei ein. Wir kaufen eine Flasche Wasser (weil wir unsere vergessen haben) und ein Stück frische Pizza für die Tochter, die als Teenager eigentlich ständig Hunger hat.
Im Museum sind wir beeindruckt von den Werken der Künstlerin und Modeschöpferin Cinzia Ruggeri, die an den Grenzen zwischen Kunst und Mode operiert und dabei die Funktion und Form von Objekten in Frage stellt. Hier ein Spiegel, eine Sonnenbrille, ein Tisch mit Spitzentischdecke, eine Liebeserklärung und eine Selfie-Knips-Aufforderung zugleich. Cool.
Noch so ein toller Spiegel. „Woah“, sagt die Tochter, „den würde ich aber nicht in meinem Zimmer haben wollen! Ich würde mich zu Tode erschrecken, wenn ich nachts aufwachen und diesen Spiegel sehen würde!“
Krawatten und Schuhe.
Ich mag diese postmodernen Installationen, die die formalen und traditionellen Grenzen überschreiten und bereits Dagewesenes neu kombinieren. Die Tochter passt gut ins Bild.
Die Mode wirkt heute absolut tragbar.
Cinzia Ruggeris Mode sind Kunstwerke, super schön. Einiges könnte man heute auf der Straße tragen und würde nicht auffallen. Nun gut, zumindest in Berlin-Mitte.
Ein super Kleid. Die Augen sind funkelnde Edelsteine.
Fragile.
Auf dem Dach des Museums. „IN ART WE TRUST“. Ja!
Auf dem Dach des MACRO stehen gemütliche Sofas bereit. Hinter den Glasfenstern links im Bild befindet sich ein cooles Restaurant. Leider ist es noch zu früh zum Mittagessen, sonst wären wir hier eingekehrt.
Gut, dass wir noch auf Toilette mussten, denn das hier ist eine der coolsten Toiletten, die wir jemals besucht haben. Wenn man sich dem futuristischen Waschbecken in der Mitte des Raums nähert, wird das Becken von innen rot beleuchtet, und Wasser sprudelt ganz Rom-mäßig aus kleinen Springbrunnen heraus. Ganz abgesehen von den Spiegelfluchten.
Mit dieser altertümlichen Straßenbahn fahren wir weiter zur Villa Torlonia, einem Park mit einigen skurrilen Fake-Altertümern, einem großen und ein paar kleineren Museen. („Villa“ heißen in Rom Parks. Die „Villa Borghese“ ist ein Park).
Palmen. Die Tochter liebt Palmen.
Und muss sie natürlich fotografieren.
Mittagessen in unserer Unterkunft, denn zumindest die Tochter braucht dringend eine Pause. Sie braucht nach einer solchen Tour Ruhe. Sie nimmt Reize sehr stark wahr und ist nach spätestens zwei Stunden nicht mehr aufnahmefähig. Sie braucht jetzt Stille und Privatsphäre. Und eine Stärkung.
Nach einer längeren Mittagspause (die Tochter schläft sogar kurz) haben wir am Nachmittag einen Besichtigungs-Slot in der Galleria Doria Pamphilj gebucht. Das ist einer der Paläste der superreichen römischen Familie Doria Pamphilj. Der Palast hat 1000 Zimmer, ist aufs Prächtigste dekoriert und außerdem voll gehängt mit absurd wertvollen Gemälden. Zu besichtigen ist jedoch nur ein kleiner Teil des Palastes.
Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus; sowas Üppiges, Prächtiges haben wir noch nie gesehen, auch nicht in Neapel, Palermo oder Venedig. Hier der ehemalige Ballsaal.
Entzückend: Einer der jüngsten Mitglieder der Familie hat den englischen Audio-Guide eingesprochen und tat dies mit einem herrlichen Upperclass-Akzent. Denn ein Teil der Familie ist englischen Ursprungs.
Einfach unfassbar, diese Pracht. Und diese vielen Gemälde.
Wow.
Mehr wow.
Hier hängen sogar einige Caravaggios. Ein Familienmitglied hat die Gemälde vor Jahrhunderten gekauft, als sie gerade überhaupt nicht „en vogue“ und die Preise also niedrig waren, erzählt uns der Prinz Doria Pamphilj im Audio-Guide.
Das sind (anscheinend) Gemächer, die die Familie heute noch bewohnt und benutzt. Ich kann es nicht ganz glauben, obwohl hinter einem Vorhang neben einem Waschbecken ein paar genutzt aussehende Tuben und Zahnbürsten stehen.
Das Badezimmer ist besonders beeindruckend, nicht nur wegen der tollen Badewanne. Die Wände sind einfach traumhaft schön bemalt.
Der Apple Store für den Workshop der Tochter ist mehr oder weniger gegenüber (deswegen haben wir die Palast-Tour auch gebucht). Die Tochter hat viel Spaß am Workshop, in dem mit ProCreate PopArt-Porträts gestaltet und animiert werden. Sie kann jedoch bis auf das Animieren alles schon, was hier gezeigt wird.
Sie liebt es, mit dem Pencil zu zeichnen. Sie geht nicht aus dem Laden, bis sie herausbekommen hat, ob einer der Pencils noch mit ihrem relativ alten iPad kompatibel ist. Ein Mitarbeiter hilft ihr und gibt ihr die erlösende Antwort, dass der Pencil der ersten Generation zu ihrem iPad passt. Yay.
Auf dem Rückweg dreht die Tochter fast durch, weil wir ständig von zu vielen Menschen und Geräuschen umgeben sind, zuletzt in der Metro. Weil ich ruhig bleiben und sie beruhigen muss, ist es auch für mich anstrengend, und wir sind heilfroh, als wir in unserer ruhigen Unterkunft sind und die Tür hinter uns zumachen können.
Ich hole noch Pizza von einem fantastischen Pizzaladen nebenan und dann geht’s für die Tochter in die Federn. Sie schläft neben mir, während ich diesen Beitrag schreibe.
Wir bleiben noch bis morgen in Rom, weil die Tochter noch einen Tag frei hat. Wir werden uns ganz früh morgens auf die Spuren der alten Römer machen, wenn die Straßen noch nicht so überfüllt sind. Ich freue mich besonders auf eine Tour zu einem noch nicht lang entdeckten Palast aus antiker Zeit, dessen früheres Aussehen durch Multimedia-Installationen wieder belebt wird.
Aber mir fallen jetzt fast die Augen zu, und darum wünsche ich Gute Nacht und eine gute Woche!
Liebe Grüße,
Deine Maike
Mehr Wochenenden in Bildern findest du hier, bei Große Köpfe.
Was für eine tolle Reise! Ich war noch nie in Rom und bin wirklich beeindruckt. Und wie viel ihr in so kurzer Zeit gesehen habt. Ich hoffe, ihr hattet einen schönen letzten Tag und seid gut zu Hause angekommen – und ohne nochmal durch so viele Menschen zu müssen.
Liebe Grüße
Sternie
Liebe Sternie, danke! Es war wirklich toll. Wir haben uns vor allem Ziele ausgesucht, die nicht so frequentiert sind, bzw. sind so früh morgens aufgebrochen, dass die Massen noch nicht unterwegs waren. So konnten wir dem großen Trubel gut aus dem Weg gehen.
Rom ist wirklich eine Reise wert – aber besser nicht rund um Ostern (das hatte ich vergessen). Das ist für Katholiken aus der ganzen Welt das Top-Datum, um Rom zu besuchen. Dafür haben wir es aber gut hingekriegt, glaube ich.
Liebe Grüße!