Wir sind noch auf dem Land in unserem Wochenend- und Ferienhaus nordöstlich von Berlin. Die letzte Woche war das Wetter kühl und zum Teil regnerisch. Doch dieses Wochenende hat wieder mit Sonne geglänzt. Es war das Wochenende der Tiere und Blumen. Wir haben viele Tiere gesehen, darunter Hirsche, Störche und Kiebitze. Und ich habe viele Blumen gepflückt, für neue Sträuße und zum Trocknen.
Die Phrase aus der Überschrift „Lacht im Himmelsscheine“ kommt aus dem Gedicht „Liebe im Tal“ von George Meredith, das ich im Tagebuch der Edith Holden gefunden habe:
Samstag, der 11. Juli 2020
Spaziergang mit Mann und Hund im Morgensonnenschein. Es ist herrlich, schon vor dem Frühstück draußen zu sein. Es hat die letzten Tage viel geregnet, da duften die Wiesen und Wälder.
Vom Spaziergang habe ich Kamille mitgebracht, die zu Tee getrocknet werden soll. Die kleine Tochter hilft mir dabei, die Blüten abzuzupfen.
Auch Johanniskraut habe ich mitgebracht. Wir zupfen zusammen die Blüten ab, geben sie in ein Glas und gießen mit Mandelöl auf. Daraus wird wunderbares, heilsames Johanniskrautöl.
Nach dem Frühstück machen wir eine Radtour zu einem Dorf in der Umgebung. Es ist perfektes Radfahrwetter, um die 20°C, also nicht zu heiß und nicht zu kühl.
In dem Dorf gibt es eine alte, kleine Kirche, die gerade saniert wird. Die Glocke hängt draußen.
Die kleine Tochter möchte unbedingt auf den Friedhof, der hinter der Kirche liegt. Gestern haben wir den Tod und das Begräbnis von Dobby bei Harry Potter gelesen (beide Mädchen hingen danach schluchzend in meinen Armen). Ich muss ihr sämtliche Grab-Inschriften vorlesen. Sie will immer wissen, wie alt die Menschen geworden sind. Bis auf eine Person sind alle Begrabenen auf dem Friedhof alt geworden.
Hinter dem Friedhof wohnen Gänse.
Der Rückweg führt uns durch diesen schönen Wald, dessen Boden voll mit Farn bewachsen ist.
Wir finden Blaubeeren im Wald und pflücken ein wenig. Sie brauchen noch ein paar Tage, um richtig süß zu werden, aber sie schmecken schon sehr gut.
Ich habe am Wegesrand und im Wald wieder viele Blumen gepflückt. Viel Johanniskraut, um unser Ölglas voll zu machen, außerdem Natternkopf, wilde Möhre und Königskerzen.
Alle Radfahrer haben tüchtig Hunger. Da kommt das Mittagessen gerade recht, ein Lieblingsessen der Kinder: Nudeln mit Brokkoli-Sahnesauce.
Bevor wir uns zur Mittagspause hinlegen, bereite ich noch einen Erdbeerkuchen zu.
Nach der Mittagspause essen wir den Erdbeerkuchen. Die Kinder haben ihn sich gewünscht, es sollte „so ein ganz normaler sein, mit so rotem Glibberzeug drauf, Mama!“ — Ich backe sonst nicht mit Tortenguss und Puddingcreme. Die Abneigung gegen derlei Kuchen habe ich vielleicht von meiner Mama geerbt, obwohl ich so einen klassischen Erdbeerkuchen eigentlich total lecker finde. Die Kinder essen fast den ganzen Kuchen auf; die kleine Tochter, die sich bei der Radtour vielleicht ein klein bisschen übernommen hat, isst drei Achtel des Kuchens. Das ist fast die Hälfte!
Danach finden mein Mann und die große Tochter im Garten auf der Wiese einen Champignon. Und wir stellen fest, dass da noch viele andere kommen.
Den Rest des Tages lesen wir Harry Potter – also die große Tochter und ich. Der siebte und letzte Band neigt sich dem Ende zu. Alles ist so spannend, dass wir kaum aufhören können zu lesen. Ich kenne ja die Geschichte schon und habe auch die Filme gesehen. Aber es ist trotzdem nochmal ein großes Vergnügen, alles mitzuerleben. Die große Tochter und ich genießen es sehr, diese große Saga gemeinsam zu erleben.
Als die Kinder im Bett sind, gehen mein Mann und ich nochmal raus. Der Himmel leuchtet in wunderschönen Farben.
Sonntag, der 12. Juli 2020
Der Tag begint für mich und die kleine Tochter schon um 4 Uhr früh. Wir haben uns wecken lassen, weil wir vom Hochsitz aus Tiere beobachten wollen. Wir wissen, dass viele Hirsche und Rehe in unserem Wald leben und in der Morgendämmerung auf den Wiesen rund um unser Haus äsen.
Bodennebel liegt auf den Wiesen.
Und tatsächlich, als wir ganz leise und in warme Jacken gepackt zu „unserem“ Hochsitz kommen, äsen auf der Wiese hinter dem Hochsitz, kaum 30 Meter von uns entfernt, vier prächtige Hirsche. Wir versuchen, ganz leise auf den Hochsitz zu steigen, um sie beobachten zu können. Aber sie haben uns bemerkt und hüpfen mit kräftigen Sprüngen in den Wald, bevor ich meine Kamera zücken kann.
Eigentlich wollten wir ja schon da sein, wenn die Tiere zum Äsen aus dem Wald herauskommen. Also war vier Uhr schon etwas zu spät. Morgen wollen wir es um drei Uhr versuchen.
Zu Hause gehen wir noch ans Grundstücksende, weil dort der Bodennebel und der Sonnenaufgang immer so schön sind.
Und tatsächlich, es ist eine ganz besondere, geisterhafte Stimmung.
Die Pferde der Nachbarn grasen friedlich vor dem Nebelschleier.
Ein Halbmond steht noch am Himmel, als wir durchgefroren und müde ins Haus wanken und auf dem Sofa nochmal zwei Stunden schlafen.
Noch vor dem Frühstück gehen die große Tochter und ich mit dem Hund spazieren. Der Himmel ist knallblau, es verspricht ein schöner Tag zu werden.
Diese große Eiche mögen wir sehr. Ich würde gern wissen, ob wir als vierköpfige Familie die Eiche umfassen könnten. Die Tochter versucht, wie weit sie allein herumkommt. Hm. Vermutlich würde es knapp werden, da wir alle nicht wesentlich längere Arme haben als die große Tochter. Die Eiche ist ja an jeder Seite gleich dick.
Nach dem Frühstück beschäftige ich mich mit den gerade frisch gepflückten Blumen. Noch mehr Johanniskraut wird gezupft und in Öl eingelegt. Außerdem mache ich einen kleinen Strauß aus Natternkopf und weißen Lichtnelken für den Esstisch.
Das Johanniskrautöl findet seinen Sonnenplatz im Garten, um ein paar Wochen lang Licht und Wärme zu tanken.
Wir machen einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt, der Ausblicke auf ein Moor verspricht. Auf dem Weg dorthin sehen wir diese vielen Kiebitze auf einer frisch gemähten Wiese, außerdem zwei Bussarde und zwei Reiher.
Nachdem der eine Bussard und der eine Reiher sich kurz bekämpft haben, fliegt der Reiher auf einen Baum.
Alter Schuppen und Teile von Hochsitzen neben dem Weg.
Im Wald weisen hübsch verzierte Schilder den Weg zum Aussichtspunkt.
Wir kommen an diesem lieblichen Flüsschen vorbei.
Der Wald duftet nach Kiefernharz und Süden.
Fahrradständer mitten im Wald. Hier kommen oft Radwandergruppen vorbei, die ihre Räder gern bequem abstellen wollen.
Blick auf das Moor. Auch hier sehen wir viele wilde Vögel, Reiher und Schwäne in der Hauptsache. Und wir hören Hunderte von Fröschen quaken.
Irgendwie sieht dieses Bild aus wie von Monet gemalt. Das liegt wohl an der diesigen Luft, die die Konturen ein wenig verwischt.
Insektenbeobachtung auf dem Rückweg durch den Wald.
Herrlich schmeckende Waldhimbeeren finden wir auch wieder und naschen direkt vom Strauch.
Ich ernte noch eine Handvoll Brennesselsamen für den Salat zum Mittagessen. Das ist ja ein zu Unrecht unbekanntes heimisches Superfood.
Auf dem Rückweg sehen wir diesen Raubvogel am Straßenrand sitzen.
Meister Adebar im Nachbardorf ist auch mal zu Hause.
Endlich mal ein Moment ganz für mich. 10 Minuten auf der Bank vor dem Haus in einem Rezept-Magazin blättern, während mein Mann das Mittagessen kocht.
Die Kinder gesellen sich bald zu mir. Sie haben sich vom Papa Schnitzmesser geben lassen und schnitzen sich neue Zauberstäbe.
Dazu gibt es Saftschorle mit Eiswürfeln. Und noch ein Kapitel Harry Potter.
Nach der Mittagspause hat sich der Himmel zugezogen, und es ist recht kühl draußen. Während mein Mann im Garten und im Schuppen werkelt, sitzen die Töchter und ich am Esstisch drinnen. Die Kinder malen; ich lese Harry Potter vor. Die kleine Tochter wird bald von meinem Mann ins Wohnzimmer abgeführt, wo er ihr Jim Knopf vorliest. Harry Potter Band 7 ist wirklich nichts für Siebenjährige. Sie versteht auch nicht alles – die langatmigen Überlegungen und Diskussionen kann sie gar nicht einordnen.
Aber die große Tochter und ich sind völlig gebannt. Wir lesen direkt nach dem Abendbrot weiter, bis der Tochter fast die Augen zufallen.
So, und weil auch ich jetzt total müde bin und um drei Uhr schon wieder der Wecker klingelt für einen erneuten Versuch der Wildbeobachtung, mache ich jetzt keine langen Worte mehr, wünsche Euch allen einen guten Wochenanfang, einen schönen Urlaub oder schöne Ferien oder fruchtbare Arbeitszeit.
Macht es wie mein Johanniskrautöl: Lasst die Sonne Euch erwärmen und Licht schenken. Die dunklen Tage kommen früh genug. Genießt die volle Sommerkraft des Julis, die Wiesen, die Blumen, das kräftige Grün!
Dass Ihr dazu Gelegenheit und Zeit habt wünscht Euch
Eure Maike
Dieser Beitrag ist verlinkt bei Große Köpfe, dem Berliner Familienblog.
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