Wir haben den Advent mit dem Adventsbazar an der Schule und einem traumhaften Geigenkonzert eingeläutet. Aufgrund dieser Veranstaltungen sind wir nichts aufs Land gefahren, sondern in Berlin geblieben. Die Kinder haben das erste Säckchen des Adventskalenders aufgemacht und wir haben adventlich dekoriert. Und es uns drin mit Musik und Gemütlichkeit und gutem Essen schön gemacht.
Das Gedicht habe ich heute ausnahmsweise einmal nicht aus meinen schlauen Büchern, sondern im Internet gefunden, nämlich beim Googeln nach „Adventsgedicht“ auf dieser Seite. Da stehen noch andere schöne adventliche Gedichte. Dieses hat mir gefallen, weil es eher auf das Licht denn auf christliche Inhalte eingeht. Und weil ich mich am Samstag im „Raum der Stille“ auf dem Adventsbazar gefühlt habe wie in einem Sternenzelt.
Von Osten strahlt ein Stern herein
Mit wunderbarem hellem Schein,
Es naht, es naht ein himmlisch Licht,
Das sich in tausend Strahlen bricht!
Ihr Sternlein auf dem dunklen Blau,
Die all ihr schmückt des Himmels Bau,
Zieht euch zurück vor diesem Schein,
Ihr werdet alle winzig klein!
Verdunkelt, Sonnenlicht und Mond,
Die ihr so stolz am Himmel thront.
Er nahet heilig leuchtend fern
Vom Osten her der Weihnachtsstern.
(Franz von Pocci)
Samstag, der 30. November 2019
Die große Tochter hat in der Schule gelernt, wie man Kränze flicht, und hat einen schönen großen Adventskranz mitgebracht. Seit gestern Abend flicht sie auch zu Hause kleine und große Kränze, was das Zeug hält. Ich musste Freitag Abend zweimal zur Gärtnerei fahren, um Nachschub an Tannenzweigen für ihr Geflechte zu holen. Die Gärtnerei ist glücklicherweise mit dem Fahrrad nur 3 Minuten weit weg. Denn ich bin total erkältet und noch ziemlich entkräftet, da macht das Radfahren in der Kälte und Dunkelheit nicht wirklich viel Spaß.
Diesen Kranz für den Küchentisch hat sie auch geflochten:
Auf unserem Esstisch im Wohnzimmer steht seit gestern dieser schöne Strauß mit Beerenzweigen, Lorbeer und Tannengrün. Das kommt alles aus der Gärtnerei, und ich hoffe, alles bleibt uns lang erhalten.
Heute ist Adventsbazar an der Schule. Ich habe einen Auftritt mit dem Elternchor, und mache trotz Heiserkeit mit. Ich habe den ganzen Vormittag extra ein sängerbekanntes Mittel aus der Apotheke gelutscht, um mitsingen zu können. Und es hat gewirkt, die Töne kommen. Wir singen ein wunderschönes Programm. Hier sieht man uns beim Singen von „Trost“, einem modernen Stück aus den 1970er Jahren, das Ihr, wenn Ihr wollt, hier nachhören könnt. Ich bin die ganz vorn im Bild mit dem dunkelblauen Kleid.
Mit den Töchtern bummeln wir über den Bazar und bewundern die vielen schönen Sachen, die man kaufen kann. Und kaufen auch das eine oder andere. Die Püppchen hier links im Bild sind in meinem kleinen Puppenkurs für den Hort entstanden. Manche der TeilnehmerInnen kaufen ihre eigenen Puppen, weil sie sich mit ihnen natürlich beim Nähen verbunden haben. Der Erlös aus dem Verkauf wird für die Tiere der Schule verwendet – unsere Schafe, Kaninchen und Hühner.
Die rundlichen Zwerglein aus Platanenfrüchten finde ich allerliebst:
Auch diese Baby-Püppchen, die ich an einem Stand sehe:
Und diese klassischen Waldorfpuppen, die aussehen wie direkt aus Karin Neuschütz‘ Buch „Die Waldorfpuppe“ gehüpft:
Eine ehemalige Hörtnerin der Schule macht diese zauberhaften Filztiere (der Link führt zu ihrer Website – sie gibt auch Kurse — unbeauftragte Werbung):
Oh, dieser süße, altmodische Brummbär!:
Und Tiere aus den kalten Regionen der Erde:
Auf einem Waldorf-Bazar dürfen natürlich Edelsteine und Drusen nicht fehlen. Meine Töchter suchen sich beide einen Kettenanhänger aus. Die eine aus ihrem geliebten Rosenquarz, die andere einen Amethysten.
Meine Töchter vor dem Stand des Hortes in einer der seltenen ruhigen Minuten. Denn ansonsten herrscht hier Gedränge.
Weil ich krank bin, bin ich irgendwann am Nachmittag völlig erschöpft. mein Mann und die große Tochter gehen nach Hause, ich habe eigentlich nochmal Singen. Die kleine Tochter und ich ruhen uns fast eine Stunde im gesegneten „Raum der Stille“ aus. Hier läuft leise ruhige Musik, man muss die Schuhe ausziehen und darf nicht sprechen. Man darf aber ein Walnussschalen-Kerzchen anzünden und es in das große Wasserbecken setzen. Die Kinder stupsen die Kerzen-Schiffchen sachte an. Alle Kinder verstehen, dass man hier nicht sprechen darf. Manche flüstern leise. Rund um das Becken liegen gemütliche Kissen, in die ich mich kuschle und ein bisschen döse, während meine Tochter fast eine Stunde lang mit den Kerzchen spielt und zwischendurch zu mir kommt, um zu kuscheln. Was für eine schöne, ruhige Stunde mitten im Trubel des Bazars. Die kleinen Sternchen am Zeltstoff schimmern im Kerzenlicht. Es ist „in echt“ viel dunkler, kuscheliger und mystischer als auf dem Bild.
Nach dem Bazar bringe ich die Kinder ins Bett, während mein Mann (der gestern schon 7 Stunden lang mit aufgebaut hat), noch beim Abbau des Bazars hilft. Ich schlafe fast mit den Kindern ein, aber wir wollen noch den Adventskalender für die Kinder vorbereiten und das Wohnzimmer für morgen schmücken, den ersten Advent. Die Kinder haben nämlich angemeldet, dass sie ins vorbereitete Wohnzimmer kommen wollen, es soll Musik laufen und „alles soll ganz adventlich“ sein. Das tun wir, so gut wir können (denn unsere Advents-Dekorationssachen sind für morgen als Schatz eingeplant, siehe morgen), und essen dann noch eine Kleinigkeit. Als wir auf die Uhr schauen, ist es fast Mitternacht. Wir sinken völlig groggy ins Bett – ich im Gästezimmer, weil ich huste, schnupfe und niese und die anderen nicht stören oder anstecken möchte. Ich bin froh, dass der Hund mir Gesellschaft leistet. Er kuschelt sich in der Nacht gern mit der Schnauze in meine Armbeuge. Sehr gemütlich und tröstlich.
Unseren schönen Stern hat mein Mann im Flur aufgehängt. Alle Vorbeigehenden können den Stern von außen sehen, das finden wir schön.
Sonntag, der 1. Dezember 2019
Die kleine Tochter war von 3 bis 6 Uhr wach, weil sie so aufgeregt war wegen dem ersten Advent – natürlich vor allem wegen dem Adventskalender. Aber als es so weit ist, also gegen 7 Uhr, hüpft sie aus dem Bett. Im Adventskalender-Säckchen ist heute ein Domino-Stein für jede und der erste Hinweis einer Schatzsuche durchs Haus. Der Schatz sind unsere Weihnachts- und Adventsbücher, und die gesamte Dekoration, die wir mit den Kindern heute Vormittag aufstellen und anbringen wollen. Weil ich so beschäftigt war mit meinem Lehrauftrag an der Uni, haben wir noch gar nicht viel Adventliches geschafft. Aber muss ja auch nicht – warum muss am ersten Advent alles fertig sein? Der Advent bereitet doch alles vo, da kann im Advent alles Stück für Stück kommen. Weil ich letztes Wochenende vergessen habe, Moos vom Land mitzubringen, wird unser Krippen-Adventskalender auch erst nächste Woche aufgebaut. Ist doch schön, wenn im Advent sich alles Schritt für Schritt entfaltet. Auch Plätzchen kann man doch im Advent backen. Muss man doch nicht schon vorher. (Nichts gegen Menschen, die das schon vorher machen, aber ich finde es auch voll okay, wenn man gar nicht backt oder eben, wie wir, nur wenig und erst in der Adventszeit).
Als erstes wird heute aber unser geliebtes „Klingklang“ aufgebaut. Das ist unsere kleine Weihnachtspyramide, die mein Mann von seinem verrückten Onkel Bodo geerbt hat. Leute aus der DDR kennen das Ding vielleicht. Die Thermik des Kerzenlichts bringt oben ein auf einem Punkt aufgesetztes Flügelrad mit leichten Schwengeln zum Drehen, die an metallene Glocken schlagen, so dass es ganz zart und leise „Kling-klang-kling-klang“ macht. Ich liebe dieses zauberhafte Teil. Es gehört fest zu unserem Advent. Weil unser Klingklang schon alt und viel gebraucht ist, braucht es alle vier Kerzen, damit es sich überhaupt dreht. Also falls einer noch so ein Ding zu Hause hat, nicht mehr braucht und uns vermachen will, gern her damit, denn unseres ist ehrlich gesagt ziemlich kaputt. Es fehlen Kügelchen, und die Metallteile sind zum Teil leicht verbogen. Aber es macht noch kling-klang, und das ist ja die Hauptsache.
Die große Tochter freut sich riesig, den kleinen Nussknacker wieder zu sehen, den wir mal geschenkt bekommen haben. Die Kinder knacken damit in der Adventszeit Erdnüsse, denn mehr schafft der kleine Kerl nicht.
Das ist der Kranz aus der Schule, den die Tochter gemacht hat. Weil er recht groß ist, hängen wir ihn auf. Für die Tische hat die Tochter ja gestern und vorgestern schon kleinere Kränze geflochten – in Windeseile.
Beide Kinder mit ihren Lieblings-Weihnachtsbüchern: Links die kleine Tochter mit „Holly und Ivy“, rechts die große Tochter mit Charles Dickens‘ „A Christmas Carroll“ (auf deutsch: Eine Weihnachtsgeschichte). In der Mitte unsere Melodica, auf der man Weihnachtslieder spielen kann.
Aber als erstes lesen wir heute „Schnüpperle“. Wer es nicht kennt: Das ist der schönste, klassische und etwas altmodische Geschichten-Adevntskalender, den es gibt. Wir lesen das Buch, das ich noch aus meiner eigenen Kindheit kenne, seit vielen Jahren. Alle freuen sich auf ihre Lieblings-Geschichte. Die große Tochter auf die Geschichte mit den Geschenken für Oma und Eltern, wo Schnüpperle sich so niedlich verplappert, und ich auf die Geschichte mit der Weihnachtsgans – die ist so lustig, dass ich jedes Jahr kichern muss. Außerdem ist die Geschichte mit der Gans für mich immer ein Zeichen, dass sich die Adventszeit dem Ende zuneigt, dass Weihnachten bald kommt. Aber heute lesen wir erstmal, wie Schnüpperle und seine große Schwester Annerose sich auf ihre Adventskalender freuen, und was bei ihnen im ersten Säckchen drin ist.
Die Kinder haben dieses jähr richtig Spaß am Spielen von Weihnachtsliedern. Die große Tochter hat ein neues Liederheft mit Weihnachtsliedern für ihr Cello bekommen. Sie spielt jeden Tag daraus; heute Morgen auch – noch vor dem Frühstück.
Was für ein schöner Tag. Die Kinder singen „Glo-hohohohoho-hohohoho- hohohoho-horia“ und gehen spielen. Ich habe Zeit und nichts Dringendes auf der To Do-Liste. Das hat es seit vielen Monaten nicht gegeben, und ich freue mich darüber. Ich räume meinen Nähtisch auf und beschließe, endlich ein paar Kleidungsstücke zu reparieren, die seit Monaten im Ausbesserung-Körbchen herumliegen (yeah, ich habe ein „Ausbesserungs-Körbchen“!). Ich nähe Hosen und Leggings für die große Tochter enger, die nur ganz enge Kleidungsstücke trägt, nähe einen Knopf an das Pyjama-Oberteil meines Vaters (darum hat er mich schon vor Monaten gebeten…), repariere den Saum eines meiner Lieblings-Pullis und nähe ein Spieltuch aus Seide wieder zusammen, das die Kinder im Spiel zerrissen haben.
Es tut sehr, sehr gut, solche Dinge zu erledigen. Das ist wie das Schließen eines Tabs im Bowser, wenn man den Inhalt nicht mehr benötigt.
Mein Mann hat inzwischen Mittagessen gekocht. Heute gibt es etwas, das früher als Arme-Leute-Essen galt: Kartoffeln und Kohl. Wir mögen es aber sehr. Es gibt Bratkartoffeln, Pellkartoffeln, Quark und Leinöl, Salat und Rosenkohl. Also streng genommen etwas mehr als das schnöde klingende „Kartoffeln und Kohl“. Jahreszeitlich sehr passend und äußerst schmackhaft.
Nach der Mittagspause gehen wir zum Geigenkonzert der kleinen Tochter. Sie darf zum ersten Mal ein paar Weihnachtslieder mitspielen. Die Teenager spielen „Ave Maria“ von Schubert – so schön, dass mir die Tränen kommen. Hier spielen alle zusammen mehrstimmig „Alle Jahre wieder“.
Nach dem Konzert gibt es noch Glühwein und Leckereien; jeder aus der großen Geigenfamilie, bestehend aus allen Schülern und Familien der Geigenklasse meiner Schwägerin, hat etwas mitgebracht.
Wir bleiben aber nicht allzu lange, weil unsere Kinder müde sind. Zu Hause gibt es noch einen Leckerteller mit belegten Broten und Frischkost, und dann geht es schnurstracks ab in die Heia. Die Freude auf den morgigen Adventskalender-Beutel ist groß. Und sie dürfen sich wirklich freuen: In den Säckchen sind morgen neben ein paar Schoko-Rosinen Chips fürs Kettenkarussell des Weihnachtsmarktes, den wir direkt am Nachmittag besuchen werden. Wir gehen ja immer montags um 15 Uhr auf unseren schönen Weihnachtsmarkt, wenn es noch schön leer ist.
Zu Hause krabbeln die Kinder noch an ihren Adventskalender-Säckchen herum, um zu ertasten, was drin sein könnte. Sie haben schon kapiert, dass kleine Kärtchen super sind – das sind nämlich „Gutscheine“ für Unternehmungen, Bastel-, Back- oder Spiele-Nachmittage, oder der erste Hinweis einer Schatzsuche zu einem etwas größeren Geschenk, das nicht in die Beutel passt.
Und mit diesem Bild, das ich tatsächlich sehe, während ich diesen Beitrag schreibe, schließe ich das Wochenende in Bildern in seliger Gemütsruhe. Obwohl, ich muss ja ein bisschen kichern, das Bild sieht aus wie aus einem Buch aus den 70er Jahren: „Advents-Stimmung mit Kranz und Weinglas“. In echt sieht’s gemütlicher aus 🙂
Ich freue mich auf die Woche. Morgen ist Lehrveranstaltung an der Uni, der letzte Termin für die Studenten vor der Klausur. Da muss ich sie noch ein wenig vorbereiten, damit sie auch alle wissen, worauf sie beim Lernen achten sollen. Und wir machen eine richtig tolle Übung, die sie hoffentlich richtig weiter bringt.
Ansonsten werde ich zum ersten Mal seit Monaten die Gelegenheit haben, hier in Berlin Dinge zu tun, die mir Freude bereiten, die mich erfüllen, die mir Ruhe und Frieden geben. Ich möchte die Adventszeit genießen, ein paar Dinge für die Familie und die Kinder tun, mit meinem Vati auf den Weihnachtsmarkt in seinem Viertel gehen, und eine Puppe nähen, auf die ich mich ganz besonders freue. Sie ist für einen kleinen Jungen, dessen Schwestern beide schon Puppen von mir haben. Er ist ein richtiger Puppen-Papa und überhaupt so niedlich, dass man ihn auffressen könnte – seine Mama hat mir Bilder und Videos geschickt.
Ihr Lieben, macht es auch gut! Ich wünsche Euch diese Woche, dass Ihr Zeit findet für das wirklich Wichtige im Leben: Zeit mit Menschen. Zeit für Schönes, das die Umwelt nicht kaputt macht. Zeit für Wesentliches. Zeit für Euch.
Eure Maike
Wochenenden in Bildern von anderen Familien findet Ihr unten aufgelistet unter diesem Blogbeitrag von Große Köpfe, einem lesenswerten Berliner Familien-Blog.
Eine gute Woche Dir und Deiner Familie, liebe Maike und vielen Dank für die schönen Einblicke in Euer Wochenende! Über den Browsertab musste ich lachen – ein guter Vergleich!:-D
Ja, die Browsertabs… ich habe immer viel zu viele offen in meinem Kopf. Ich liebe den Vergleich, es ist so nachvollziehbar 🙂 Hab ich mal irgendwo gelesen, seitdem benutze ich das ständig. Liebe Grüße zurück!