Golden in das Himmelblau: Unser Wochenende in Bildern 13./14. Juli 2019

Abschied vom Landhaus in Nordostdeutschland, Familienfest im Spreewald, wildromantische Gartenentdeckung und Ankommen zu Hause in Berlin, das war in Kürze unser zweites Juli-Wochenende. Wettertechnisch war es trocken, aber kühl, also eigentlich keine typische Hochsommer-Stimmung. Regen täte dringend Not hier im Nordosten, aber noch ist keiner in Sicht. Weil ich mit dem „goldenen Himmelblau“ aus Hans Böhms Juli-Gedicht viel anfangen kann, habe ich dieses Gedicht für dieses Wochenende ausgewählt. In unserem Lindenbaum auf dem Land brummeln noch vereinzelt die Bienen. Und golden – also satt, warm und strahlend – war der Himmel auch bei uns, wenn nicht gerade „weiße Wolken“ die Sonne bedeckten.

Juli

Mit weißen Wolken Sommertag
Wie himmlisch du mich überblühst!
Es neckt der Wind mit lauem Schlag
Die Sonne wandelt hoch und grüßt.

Im Lindenbaume fällt und steigt
Der Biene dunkler Glockenton.
Geziefer webend mich umgeigt
So hör ich’s tausend Jahre schon.

Und wie die Wärme jubelnd schwillt
Und flimmert über Feld und Au
Da fahr ich mit der Erde mild
Und golden in das Himmelsblau.

Hans Böhm (1876-1946)

Samstag, der 13. Juli 2019

So sommerfarben in „goldenem Himmelsblau“, sattem Blattgrün und kräftigem Wiesenbunt begrüßt uns der Samstagmorgen auf der großen Wiese, die unserem Haus auf dem Land gegenüberliegt:

Meine reizenden Töchter haben ganz allein ein Frühstücks-Picknick auf der Wiese vorbereitet. Mit Decken, Essen und Getränken.

Für mich haben sie mein aktuelles Lieblingsbrot vorbereitet: mit Tomaten und Zwiebeln. Dazu gibt es ein gekochtes Ei. Perfekt; meine Töchter kennen mich. <3

Während mein Mann und ich packen und das Haus aufräumen, spielen die Kinder Restaurant. Ein Kind bereitet mit alten Töpfen, Sand-Erde und Wasser verschiedenen Gerichte zu, das andere wird bedient. Eine echte Matschküche ist das vor der Haustür:

Ich pflücke noch Blumen für zu Hause auf der großen Wiese. Nichts geht über Wiesenblumen.

Gegen Mittag fahren wir los Richtung Spreewald. Mein Schwiegervater wird heute 80 und wir sind zur großen Geburtstagsfeier eingeladen.

In einem Hotel direkt am Spreekanal, wo die Feier stattfindet, wurden die Tische mit weißen Rosen dekoriert.

Eine der vielen Torten, unter denen sich das Büfett biegt: Cappuccino-Torte. Not my cup of tea, aber in der Runde wird ihr fleißig zugesprochen. Wie den anderen Torten auch.

Ein Spreewald-Bild an der Wand, sehr idyllisch:

Und ein Foto von mir von der Brücke am Hotel den Kanal hinunter, unbeabsichtigt gar nicht so unähnlich:

Die Feier mit Gruppenbild und Damen geht bis zum späteren Abend. Wir übernachten bei den Schwiegereltern und sinken gegen 22 Uhr völlig groggy in die Kissen der Einliegerwohnung, wo wir wie immer unterkommen.

Sonntag, der 14. Juli 2019

Im Garten der Schwiegereltern riecht es wie im Garten meiner badischen Oma, den es schon viele Jahre nicht mehr gibt. Ganz genau gleich. Ich frage mich, ob in beiden Gärten exakt die gleichen Sachen wuchsen, oder ob Gärten, in denen Gemüse und Blumen angebaut werden, im Juli alle so riechen.

Die Trauben werden schon reif:

Von den Himbeeren nasche ich einige. Sie sind herrlich süß und aromatisch, und die Sträucher sind voller Beeren.

Meine Schwiegereltern lieben die Vögel, die den Garten besuchen, zärtlich, und locken sie mit Kästen und anderen Tricks an. Seit neuestem kommt auch ein Igel namens Stachel jeden Abend und holt sich um Punkt 21:45 Uhr eine Spätmahlzeit bei den entzückten Schwiegereltern.

Mein Schwiegervater nimmt uns mit auf eine kleine Radtour. Außerhalb des Städtchens befindet sich nämlich die ehemalige Villa und Gärten der Stummfilm-Schauspielerin Camilla Horn. Der Ufa- und Hollywood-Filmstar wurde 1926 durch den Stummfilm-Klassiker „Faust von Friedrich Wilhelm Murnau –bekannt. Sie wirkte bis 1945 in deutschen und internationalen Filmproduktionen mit und war einer der großen Stars ihrer Zeit.

Die Schauspielerin besaß in den 1930er Jahren einen Bauernhof im Spreewald, wo sie Flachs und Gemüse anbaute und Kleinvieh hielt. Zu DDR-Zeiten und auch noch hinterher waren in der Villa und Nebengebäuden die so genannten „Assis“ untergebracht, wie sie im Städtchen genannt wurden, im Klartext Alkoholkranke, denen keine Arbeit mehr zugemutet wurde. Leider wurde die Villa zu DDR-Zeiten mehrfach „saniert“, was bedeutete, dass man alles Alte, Charmante entfernte und den Bau zweckdienlich umgestaltete. Heute ist alles verfallen und kaputt. Man ahnt bedauerlicherweise, dass es keine schönen, alten Elemente mehr im Haus gibt.

Das Gelände liegt brach und ist wildromantisch überwuchert. In die Außenanlagen bin ich sofort verliebt. Die Obstgärten haben überlebt: Zwischen den alten, wunderbar tragenden Obstbäumen liegen gesunde Wildwiesen, genau wie ich sie liebe. Mein Schwiegervater geht hier gelegentlich das herrliche Obst ernten, das noch auf den vielen Bäumen rund um die alte Villa wächst. Mich elektrisieren solche Orte ungemein, sie beflügeln meine Fantasie und stacheln meine Sehnsucht an, den Ort wieder zum Leben zu erwecken. Mit Sorgfalt, Liebe und Feinsinn (und sehr, sehr viel Geld) ließe sich hier ein wundervoller Ort erschaffen. Ich gestalte in meiner Fantasie bereits alles um, entferne, was nicht mehr passt, baue auf, um und zurück, und entwerfe einen romantischen, aber gepflegten Wildgarten mit Permakultur.

Es gibt viele, viele Mirabellenbäume mit Früchten in jeder Farbschattierung von Hellgelb bis Violett. Hier zwei Bäume mit gelben und roten Früchten:

Hübsche Wanzen auf den Wiesenblumen:

Viele Wegwarten.

Mein Schwiegervater zeigt uns den alten Pfirsichbaum hinter einem Nebengebäude, der zu seiner Freude Hunderte von Früchten trägt (was anscheinend nicht jedes Jahr so ist). Er sagt, die Pfirsiche würden groß, rosarot und saftigsüß.

Die Birnen reifen auch schon.

Auf diesen Blumen sitzen viele Käfer, deren Namen ich nicht weiß.

Noch mehr Mirabellen. Wir pflücken jeder eine Tüte voll und naschen nebenbei fleißig. Jede Sorte ist köstlicher als die vorige.

Als wir nach Hause zu den Schwiegereltern kommen, hat die Oma das Mittagessen fertig. Alle Reste von der Feier gestern wurden mitgenommen und noch abends eingefroren. Meine Schwiegereltern sind in dieser Hinsicht total modern: Sie leben nahezu nach dem „Zero waste“-Prinzip. Bei ihnen wird nichts weggeworfen, was noch irgendwie nutzbar wäre, schon gar keine Lebensmittel. Auch zum Mittagessen gibt es Reste von gestern. Vorbildlich.

Dann geht es gen Heimat nach Berlin. Wir fahren über Land, weil es auf der Autobahn einen langen Stau gibt. In einem Dorf erstehe ich an einem Stand an der Straße ein paar feine Produkte aus dem Garten – gelben Johannisbeersaft und ein Gelee aus Holunderblüten und Minze.

Zu Hause in Berlin leuchten Camilla Horns vielfarbige Mirabellen um die Wette. Ich weiß noch nicht, was ich mit ihnen machen werde. Wer ein gutes, ausgefallenes, leckeres Mirabellen-Rezept kennt, gern her damit!

Und nun werden noch die letzten Koffer ausgepackt. Morgen geht eine betriebsame Woche los. Ich muss einiges arbeiten. Das nächste Wochenende in Bildern kommt von der Ostsee, wo ich mit der kleinen Tochter bei einem Geigenworkshop meiner Schwägerin teilnehme. Da wird Geigespielen mit Sommerfreuden am Meer verbunden. Ich bin gespannt, wie es dort wird.

Ich hoffe, Ihr genießt den Sommer und habt es etwas wärmer als wir hier im Norden. Ich würde mich freuen, wenn das heiße Sommerwetter bald zurückkäme. Am liebsten im Wechsel mit langen, warmen Regentagen, denn die braucht die Natur hier dringend.

Viele liebe Sommergrüße an alle treuen Leser*innen,

Eure Maike

Mehr Wochenenden in Bildern findet Ihr auf dem Berliner Familienblog Große Köpfe, hier.

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Maike, bei uns heißen ja die Mirabellen ‚Kriecherl‘ und im Garten von meiner Oma stand immer ein Baum. Ist zwar nicht ausgefallen aber sie hat immer Marmelade und Kuchen mit Rührteig daraus gemacht. Wünsche dir noch einen schönen Abend und eine gute, stressfreie Woche. Liebe Grüße

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