Sag ja zum müden Sommer: Wochenende in Bildern 6./7. Juli 2024

Wir sind zu Hause in Berlin geblieben, haben das Kind im Krankenhaus besucht, zeitgenössische Kunst genossen und uns trotz Sorgen am Sommer erfreut.

Das Wetter war am Samstag heiß und schwül, dann kam ein seltsamer Sturm auf, gefolgt von Regen. Der Sonntag war frisch und sonnig, mit zupfigen Wolken vor knallblauem Himmel.

Als Gedicht der Woche habe ich eines von Willi Volka ausgewählt, das zur Stimmung des Wochenendes passt. Auch wenn der Sommer hoffentlich noch nicht „müde“ ist. Der Titel dieses Beitrags stammt wie immer aus dem Gedicht:

Gedicht von Willi Volka

Samstag, der 6. Juli 2024

Um 6:00 Uhr mache ich den morgendlichen Spaziergang mit den Hunden. Erst kurz durch den Mauerpark, der noch menschenleer ist.

Die Stare tun sich auf der Wiese im Birkenwäldchen gütlich.

Ich sehe überall Nachtkerzen blühen. Ihre kleinen Samen sind übrigens echtes Superfood. Aus ihnen wird auch das wertvolle Nachtkerzenöl gewonnen.

Ein Feld mit Kornblumen als Bienenweide vor der Max-Schmeling-Halle.

Spielplatz am Mauerpark. „Play on the rainbow.“ – Ich mag den Spruch. Er erinnert mich daran, warum ich gern in Berlin lebe.

Ich habe am Straßenrand in der Bernauer Straße einen Armvoll Wildblumen gesammelt. Ergänzt mit ein paar Blumen aus dem Garten und ein paar gekauften ergibt das herrliche Blumensträuße.

Die Pfingstrosen wurden uns mal geschenkt. Es sind künstliche Blumen, die jetzt wunderbar die Wildblumen ergänzen.

Hier der Strauß für den Esstisch im Wohnzimmer.

Und einer für draußen. Die Cosmeen sind aus unserem Garten.

Mittagessen mit meinem Mann sowie dem einen Kind und seiner Freundin, die dieses Wochenende zu Besuch ist. Es gibt Gemüse-Eierreis nach chinesischer Art und Brokkoli, mit Sesam angebraten.

Auf der Hunderunde am Mittag finde ich bereits junge Haselnüsse auf dem Boden. Solche verbinde ich eigentlich mit September. Alles früh in diesem Jahr.

Wir besuchen die Tochter im Krankenhaus. Leider muss sie wohl eine Weile dort bleiben. 🙁 Bitte seht mir nach, dass ich dieses Thema hier nicht weiter vertiefe.

Auf dem Nachhauseweg zieht der Himmel zu und es kommt ein orkanartiger Kurz-Sturm auf. Die Vögel fliegen wie irre über den Himmel. Danach fängt es heftig an zu regnen. Wir wollten eigentlich noch etwas essen gehen und den langen, hellen Abend draußen genießen, aber so macht das wenig Spaß. Also gehen wir nach Hause und früh ins Bett. Wir schauen nicht mal den Film zu Ende, den wir angemacht haben. Wir sind beide erschöpft.

Die Teenies wollten eigentlich ins Kino gehen, haben sich aber im Programm geirrt und kommen ebenfalls nach Hause, weil der gewünschte Film nicht läuft.

Sonntag, der 7. Juli 2024

6:00 Uhr: Der Himmel ist blau und wird noch strahlender werden. Ich gehe eine lange Runde mit den Hunden spazieren.

Auf der anderen Himmelsseite ist es noch wolkig. Diese Krähe hat den Überblick.

Mir gefällt die Krähe vor dem seltsam leuchtenden Wolkenhimmel.

Nach dem Frühstück mit Kind und Freundin machen mein Mann und ich einen Ausflug nach Berlin-Zehlendorf. Wir wandern fast zwei Stunden durch die Straßen, passieren die Freie Universität und zwei kleine, schöne Parks. Es ist genau richtig warm und wunderbar sonnig. Und ein ganz anderes Berlin als unser Alltags-Berlin in Mitte.

In der S-Bahn Richtung Südwesten erfreut uns ein Musiker. Er hat eine Gitarre dabei und singt unglaublich schöne, feine, poetische Lieder. Er macht so einen intensiven persönlichen und musikalischen Eindruck, dass in mir instantan das Leid hochsteigt und mir die Tränen kommen. Er bemerkt es und lächelt mich so liebevoll und freundlich an, dass ich sofort mit ganzem Herzen an das Gute im Menschen und in der Welt glaube.

Er macht bei den nächsten zwei Stationen keine Anstalten auszusteigen und den Waggon zu wechseln. Er sammelt auch kein Geld. Ich gebe ihm trotzdem etwas und da stellt er sich in unsere Nähe und singt noch ein Lied, und ich bilde mir ein, er singt es für mich. Er lächelt dabei so freundlich und warm, dass ich ganz kurz ein klein bisschen verliebt bin. Wie schön, dass es solche Menschen auf der Welt gibt.

Wir müssen dann leider aussteigen, aber ich frage ihn noch, ob man seine Musik irgendwo nachhören kann. Da kramt er ein handgeschriebene Kärtchen heraus, darauf steht „Till Batzdorf – youtube“. Hier ist sein Kanal – hört gern rein und abonniert ihn. Ich finde aber, in echt war der Eindruck wesentlich stärker und ergreifender als die Musik auf Youtube zu hören, weil er als Mensch und Musiker so eine besondere Präsenz hat.

Ganz besonders schön das Lied „Sternenmeer“. Hier ein traumhaft schönes Liebeslied. Und in diesem Lied kann man wohl etwas über seine Geschichte erfahren.

Das Erlebnis klingt noch in uns nach, bis wir in Zehlendorf sind.

Relikt an der Freien Universität. Hoffentlich wird das Café wieder belebt.

Schöne Straßen, die mich an meine ursprüngliche Heimat in Stuttgart erinnern.

Im Dreipfuhlpark.

Mein Mann im Fischtalpark.

Irgendwo in der Sven-Hedin-Straße. 🙂
Tatsächlich verirren sich ja gern mal Wildschweine ins Berliner Stadtgebiet.

Schöne Häuser in der Nähe vom Mexikoplatz.

Angekommen an unserem Ziel: Das „Haus am Waldsee“, ein Museum für zeitgenössische Kunst mit Skulpturenpark und Café. Zuletzt waren wir vor zwei Jahren dort; Bilder davon kannst Du in den Glücksmomenten vom Juli 2022 sehen.

Zuerst genehmigen wir uns im Café des Museums Kaffee (mein Mann) und Tee (ich). Mein heutiger Bedarf an Earl Grey mit Milch ist noch nicht gedeckt.

Dann schauen wir uns die aktuelle Ausstellung an: Fotografien von Josephine Pryde, die in England geboren wurde, aktuell in Berlin arbeitet und an der UdK als Professorin lehrt. Mit ihrer Arbeit bearbeitet die Künstlerin den Prozess des Sehens bzw. der visuellen Wahrnehmung und das Wesen der Fotografie an sich.

Ein Schlüssel zu ihren Bildern ist der Satz aus dem ausstellungsbegleitenden Heft: „Studien zur Wahrnehmung haben gezeigt, das nur ein geringer Prozentsatz dessen, was wir ’sehen‘, aus Lichtwellen besteht, die vom Gehirn bearbeitet werden. Weit mehr als die Hälfte unseres ‚Sehens‘ besteht aus Erinnerungen, anhand derer der Verstand den visuellen Mustern, die vom Gehirn entschlüsselt wurden, einen Sinn gibt.“

So könnte man in dem Bild oben zum Beispiel ein Auge sehen. Aber auch eine Dreckspfütze. Unser Gehirn entschlüsselt und deutet permanent. Gleichzeitig erfahren wir dadurch: Fotos sind niemals objektiv und neutral.

Auch in diesem Bild könnte man mit etwas Phantasie und Gehirnarbeit ein Auge sehen, oder aber eine gekippte Landschaft.

Mein Mann und ich sind jedenfalls begeistert von den gezeigten Werken. Wir lassen uns von den sehr kompetenten und gesprächsbereiten Museumsführerinnen die Arbeiten zum Teil genauer erläutern und kommen mit diesen und anderen Ausstellungsbesucherinnen über das gezeigte Werk ins Gespräch. So liebe ich Kunstgenuss.

Skulptur im Garten des Museums mit Besucherinnen.

Mein Mann am Ufer des Waldsees.

Das Haus am Waldsee von der Gartenseite aus.

Wir essen noch Mittag in einem italienischen Lokal am Mexikoplatz und fahren dann mit der S-Bahn nach Hause. Am S-Bahnhof treffe ich eine uralte Bekannte wieder, die ich zuerst nicht einordnen kann – und sie mich auch nicht. Aber wir wissen beide, dass wir uns kennen. Nach 5 Sätzen/Fragen haben wir’s heraus – wir waren beide Stipendiatinnen der Theodor-Heuss-Stiftung und haben uns bei diesbezüglichen Veranstaltungen getroffen.

Natürlich wird dann noch das Kind im Krankenhaus besucht.

Am Abend gestalte ich den Jahreszeitentisch sommerlich und ordne den losen Krimskrams aus meinen Schubladen in Schachteln. Das alles gibt mir ein gutes Gefühl.

Den Fisch habe ich gestern bei Tedi gekauft, wo ich eigentlich nur die Schachteln für meinen Krimskrams erwerben wollte.

Den kleinen Jungen habe ich vor zwei Jahren gefilzt.

Er hat auch eine große Schwester.

Ich hoffe, Ihr hattet ein schönes Sommer-Wochenende und nicht zu viel Regen.

Ich habe das intuitive Gefühl, wir sollten unser Leben jetzt trotz allem genießen. Irgendwie hatte ich heute das Gefühl, dass die nächste Katastrophe nicht weit weg sein könnte…. Der Ausbruch des Vulkans Stromboli könnte ein Zeichen sein, dass die phlegräischen Felder (der Supervulkan unter Neapel) demnächst in die Luft gehen werden. Und das wäre gar nicht so lustig, auch nicht für uns, die 2000 km davon entfernt sind.

Aber ich will nicht herum-unken. Lasst Euch bitte nicht beunruhigen. Ich bin schließlich die größte Optimistin auf Erden und sage trotz großer Sorgen: Alles wird gut. Denn das wird es, da bin ich ganz sicher.

Alles Liebe,
Eure Maike

Ganz liebe Grüße gehen an Alu und Konstantin von Große Köpfe, wo die Wochenenden in Bildern verlinkt sind.

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10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ja genau, den sieht man öfter.
    Wir sind mit ihm schon am Ätna gewandert, aber nie ganz oben.
    Schönen Sonntag

    • Oh, wie super! Ich würde auch gern mal mit ihm auf den Etna wandern, und sehr gern ganz nach oben 🙂 Und mein Mann erst… der ist vollkommen fasziniert vom Ätna-Krater… er ärgert sich richtig, dass der Etna nie gespuckt hat, als wir dort waren 🙂

  2. Hallo Maike,
    hast Du noch einen Paypal Link? Dein Blog ist soo schön, dies muss mE auch finanziell entlohnt werden -gerne auch an meine Mail bzw wie Du möchtest
    Liebe Grüße

    • Liebe Astrid, wie lieb von Dir, das ist so freundlich! früher hatte ich immer einen Aufruf zur Spende für die Kaffeekasse unter meinen Beiträgen stehen, aber leider haben das sehr wenige Leute gemacht. Das kann mit Paypal an maike@feinslieb.net gehen.
      Liebe Grüße und tausend Dank!
      Deine Maike

  3. Hallo Maike,
    wie schön, mein Viertel mal aus deiner Perspektive zu sehen. – Ichh lebe in Zehlendorf, ganz in der Nähe vom Mexikoplatz und bin sehr gern im Haus am Waldsee, weil es da so guten Kaffee gibt und man herrlich im Garten sitzen kann. Alles Gute für deine Tochter und Danke für deinen optimistischen Blick, den ich gerade gut gebrauchen kann.
    Liebe Grüße, Maria

    • Liebe Maria, hach ja, stimmt, Du wohnst ja dort in der Nähe! Wirklich eine traumhafte Gegend.
      Wir werden ganz bestimmt noch öfter zum Haus am Waldsee fahren, und wir haben auch vor, einmal die Architekturführung durch das Viertel zu machen.
      Und ja, einen optimistischen Blick braucht man diese Tage. Ich schicke auch Dir alles Liebe und Gute, auf dass sich Türen auftun, die Energie wieder fließt und alles in die richtige Richtung zeigt.
      Liebste Grüße, Deine Maike

  4. Ach, liebe Maike,
    Wie liebe ich diese kleinen so wunderschön bebilderte Geschichten. Du hast es wirklich drauf.
    Und ja, es ist sooo wichtig, das neben dem so Negativen ebenfalls immer auch existierenden Positiven nie zu vergessen. Das darf man!!!
    Weiterhin alles Liebe und viel Mut.
    Liebe Grüße,
    Konstanze vom Niederrhein:-)))

    • Liebe Konstanze, vielen lieben Dank. Ja, die Besinnung aufs Positives brauche ich im Moment sehr. Einen anderen Gedanken hatte ich dazu kürzlich noch: Vielleicht hat eine so schwierige Zeit den Sinn, dass wir uns in eine bestimmte Richtung weiter entwickeln, oder etwas bearbeiten, was wir zu lange vernachlässigt haben. Ich versuche, mich an diesem Gedanken festzuhalten.
      Liebe Grüße, Maike

  5. Liebe Maike, wieder wunderbare Bilder. So schöne Blumen, die Krähe uvm. Vielen Dank.
    Eurer Tochter von Herzen alles Gute und dass ihr bald zusammen sommerliche Leichtigkeit spüren könnt.
    Wir sind seit der Facharbeit der großen Tochter mit dem deutschen Vulkanologen Boris Behncke befreundet und haben schon oft über phlegräischen Felder gesprochen.
    Meine Schwiegereltern sind gerade in Sizilien und kehren täglich Asche. Ich bin gespannt, wie es bei uns Mitte August sein wird. Es ist immer faszinierend und unheimlich zugleich.
    Ich wünsche dir eine gute Woche mit vielen positiven Erlebnissen. Ganz liebe Grüße, Tanja

    • Liebe Tanja, danke für die lieben Worte! Ja, ich bin auch gespannt, was in Sizilien weiter passiert…
      Ich glaube, Boris Behncke habe ich schon in Dokumentationen über den Etna gesehen, kann das sein?
      Sehr sympathisch 🙂
      Liebe Grüße an Dich, ich freu mich immer über Deine Nachrichten!

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