Weil wir am Sonntag nur langweilig von Catania/Sizilien nach Berlin gereist sind (mit 4 Stunden Flugverspätung… ätzend!!), seht Ihr heute unseren Freitag und Samstag statt dem eigentlichen Wochenende.
Wie immer ist das Wochenende in Bildern verlinkt bei Große Köpfe.
Das Gedicht von der Herbstzeitlose habe ich aus mehreren Gründen gewählt: erstens, weil wir bei unserer Wanderung am Ätna am Samstag ganz viele Herbstzeitlosen und einen „Brand im Nebelrauch“ gesehen haben. Zweitens, weil der Verweis auf Homer und die Antike so gut zu Sizilien und unserem Ausflug am Freitag zu einem Schauplatz der Odyssee passt. Und drittens wegen dem Schnee auf dem Ätna, der in der Donnerstagnacht gefallen ist.
Hier auf Sizilien, wo fast noch Sommer ist (vor zwei Tagen sind unsere Töchter noch im Meer geschwommen!), ist hoch oben auf dem Ätna schon Winter!
Freitag, der 15. Oktober 2021
Das erste, was wir hier jeden Morgen tun: Auf die Dachterrasse steigen und den Vulcano checken. Speit er endlich mal Feuer? Nein, auch heute nicht. Aber: Es hat hier ja gestern den ganzen Tag geregnet. Jetzt sind die Gipfel des Ätna verschneit. Was für eine zauberhafte Überraschung.
Etwas später im vollen Vormittags-Licht sieht der Berg fast aus wie der Fujiyama.
Heute fahren wir nach Aci Trezza, einen kleinen Hafenort am Fuß des Ätna, etwa eine halbe Stunde Autofahrt von unserem Ferienhaus entfernt. Die Felsen im Meer soll der Legende nach der Zyklop Polyphem nach Odysseus geworfen haben, nachdem Odysseus dem Polyphem das Auge ausgestochen hat. Ja, Teile der Odyssee spielen auf Sizilien. Odysseus war ja im ganzen östlichen Mittelmeer unterwegs. Und Sizilien war lange Zeit griechisch.
Die besterhaltenen griechischen Tempel findet man nicht in Griechenland, sondern auf Sizilien.
Die Zyklopenfelsen von der Uferpromenade aus. Eigentlich sind sie winzige erloschene Vulkane.
Einer der Zyklopenfelsen.
Schatten-Ich.
Im kleinen Hafen von Aci Trezza gibt es noch einen Hersteller von traditionellen Holzbooten. Die werden bunt bemalt. Dieses alte Boot hier liegt dort zur Sanierung oder Dekoration.
Die große Tochter auf der Hafenmauer. Sie ist ja eine Expertin in den griechischen Sagen und Heldenerzählungen. Wirklich, sie weiß jedes Detail. Deswegen kennt sie natürlich auch die Geschichte von Odysseus und Polyphem.
Am späten Nachmittag: Covid-19-Test für die große Tochter für den Rückflug in einem sehr Amtsstuben-ähnlichen medizinischen Labor in Mascali. Hier geht es ziemlich kafkaesk zu. Statt drei Minuten, die es dauert, um in Berlin einen Schnelltest zu machen (und sich das Ergebnis dann per Mail zuschicken zu lassen), verbringen wir hier fast eine Stunde, bis wir das Ergebnis in Händen halten. Das ist echtes Slow-life. Hier wird sich für jeden Buchstaben und jeden Klick Zeit genommen. Das bringt mich wieder mal zum Nachdenken über unsere schnelle Welt.
Am Abend gibt’s Blumenkohl. Dieser lila Blumenkohl ist typisch für Sizilien. Ich bereite ihn natürlich sizilianisch zu, auf zweierlei Weisen: einmal mit Sardellen, Rosinen, Pinienkernen und Bröseln als Pasta-Zugabe, und den zweiten Teil als Frittata, inspiriert von diesem tollen Rezept von Antonio, dem sizilianischen Koch.
Samstag, der 16. Oktober 2021
Für heute geplant: eine Wanderung am nördlichen Ätna bei Bronte.
Der Tag beginnt wie jeden Morgen mit dem Sonnenaufgang auf unserer Dachterrasse. Die Sonne geht um ca. sieben Uhr auf, das ist ungefähr die Zeit, zu der wir wach werden.
Vulcano-Check: Auf der anderen Seite glänzt der Ätna im Morgenlicht. Der höchste Gipfel ist übrigens der kleinere Hubbel rechts von der Doppelspitze. Der sieht hier nur niedriger aus, weil die Doppelspitze uns zugewandt ist und der eigentliche Gipfel viel weiter weg, im Norden.
Dieses Plakat hängt überall hier in der Gegend. Der Text lautet übersetzt in etwa: „Der unvergleichliche Zauberer Giusa… Der Zauberer, Wahrsager und Hellseher hilft dir in Liebe, Glück und Geschäft.“
Im Reiseführer habe ich gelesen, dass es in den Ätna-Orten viele „Zauberer“ und Wahrsager:innen gibt, die den Menschen ihre Dienste anbieten.
Auf der atemberaubend schönen Fahrt nach Bronte. Auf diesem Foto sieht man, dass das rechts der eigentliche Gipfel ist. Immerhin spuckt dieser heute ein wenig Rauch.
Wir fahren auf ca. 1000m Höhe um den halben Ätna herum, zum so genannten Rifugio Piano dei Grilli, einer Schutzhütte im Ätna-Nationalpark. Ab hier kann man tolle Wanderungen um verschiedene erloschene Ätna-Nebenkrater machen. Wir wandern heute um den Monte Rúvolo.
Manche Abschnitte des Weges sind einfach nur braungrau aus Lava. Im Hintergrund die Nebrodi, ein Gebirge an der Nordküste Siziliens.
Und da liegt er wieder vor uns, „il monte“, wie die Sizilianer den Ätna nennen. Einfach nur „der Berg“. Hier von der Nordseite aus. Unsere Wanderung führt uns um den kleinen spitzen Monte Rúvolo hinter dem Baum im Vordergrund herum. Ein Nebenkrater, erloschen und bewaldet.
Wir bewundern die schönen Sukkulenten.
Der Weg ist angenehm zu gehen. Genau das Richtige mit Kindern, die nicht so wahnsinnig gern wandern.
Wir machen Familienporträts. Die erste Serie geht schief, weil die Kamera den Stein fokussiert, auf dem die Kamera steht, und nicht uns. Irgendwie auch schön.
Am Wegesrand stehen überall kleine Madonnen. Sie dienen dem Dank und dem Schutz vor der Lava bzw. dem Vulkan.
Saftig grünes Gras wächst zwischen den Bäumen.
Im Boden sind überall Kaninchenlöcher. Hier liegen auch die kleinen Köttel herum.
An einer weiteren unbemannten kleinen Schutzhütte, dem Rifugio Monte Rúvolo, riecht es plötzlich intensiv nach Minze. Als Quelle machen wir diese Kräuter aus. Es ist eine Art Majoran / Dost mit starkem Minz-Aroma. Wir pflücken eine Handvoll für die Küche. Die große Tochter nennt die Kräuter „Minzoran“.
Hinter dem Rifugio kann man kleine Felsen erklimmen, in deren Höhlungen weitere Madonnen-Statuen stehen.
Überall wachsen Herbstzeitlosen. Viele, viele zarte, helllila Herbstzeitlosen.
Und Esskastanien in Hülle und Fülle.
Sehr spätes Mittagessen auf der Dachterrasse.
Wir brauchen heute alle Reste auf, damit wir nichts wegwerfen müssen. Aus einem Rest Fenchel, Ochsenherz-Tomaten und Zitronenzesten sowie den heute gesammelten Kräutern mache ich einen aromatischen Fenchel-Tomaten-Salat.
Dazu gibt es Involtini, das sind kleine Röllchen aus ultradünnem Rindfleisch, gefüllt mit Resten von Pecorino, Schinken und Petersilie. Dazu das unvergleichliche Holzofenbrot vom Bäcker neben uns.
Auf unserer Dachterrasse. Das war schon schön, von hier aus immer das Meer und den Ätna-Gipfel sehen zu können.
Am Abend gehen wir zum Abschied im kleinen Fischerort Riposto bummeln. Der Ätna immer im Hintergrund.
Das erleuchtete größere Gebäude ist der Fischmarkt von Riposto. Hier habe ich diese Woche einen Beutel Cozze (=Miesmuscheln) gekauft. Die wirklich genau so ausgesprochen werden wie das eklige deutsche Wort. Sehr zur Belustigung der Kinder: „Mama kauft Cozze! Und dann gibt’s Cozze mit Brot!“
Auf den Straßen stehen überall Grüppchen von Menschen im Gespräch. Die Tochter genießt das letzte Eis des Urlaubs.
Die (Eis-)torten-Auswahl in einer ganz durchschnittlichen Pasticceria.
Hier kann man bis ca. 20 Uhr noch fangfrischen Fisch kaufen.
Gute Nacht, sagt der Mond über der Bucht von Riposto.
Habt eine gute dritte Oktoberwoche, liebe Leser:innen!
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Wir waren ja im August in bronte und an den Hängen des Ätna spazieren und bei uns war es so trocken und braun. Faszinierend, wie grün es bei euch war. LG
Ach ja, der Sommer war ja so erbarmungslos heiß auf Sizilien. Da ist sicher alles verbrannt. Das Gras und das Grün war jetzt auch ganz frisch und zart, also ganz neu. Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell die Natur in Sizilien sich erholt.