Dieses Wochenende sind wir durch drei Länder gefahren, haben in einer alten Bergbaustadt und auf einem Donauschiff geschlafen, eine wunderbare Hochzeit in Bratislava/Slowakei gefeiert und dann noch einen Mini-Besuch im Spreewald drangehängt. Ein Fahr- und Begegnungsmarathon voller schöner Erlebnisse und Entdeckungen.
Am Freitag Mittag holen wir mit gepacktem Auto die Tochter von der Schule in Berlin-Mitte ab und fahren direkt los Richtung Tschechien. Unser Fernziel heißt Bratislava, die Hauptstadt der Slowakei, wo am Samstag Hochzeit gefeiert wird. Wir fahren in zwei Etappen, heute geht es „nur“ knapp 500 km nach Iglau/Jihlava in Tschechien. Eine kleine Stadt an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren, in der laut Legende seit 799 n.Ch. schon Bergbau/Silberabbau betrieben wurde. Hier haben wir ein Hotel mit einem großen Familienzimmer gebucht. Wir essen in einer alten Kneipe in der Stadt zu Abend und bewundern die schönen Mosaike, die Bergbaumotive zeigen.
Unser Auslands-Datenvolumen ist wegen der vielen Fahrten in Frankreich genau in dem Moment aufgebraucht, als wir vom Restaurant wieder zum Hotel in ein völlig unübersichtliches, hügeliges Wohngebiet am Stadtrand fahren müssen. Bei Dunkelheit. Also müssen wir unser Hotel irgendwie ohne Handy finden — was ziemlich lustig ist. Und uns zeigt, dass es (fast) auch ohne Handy geht, auch wenn man sich den weg nicht bewusst gemerkt hat. Nämlich indem man erst nach Intuition fährt, sich von den Kindern bestätigen lässt, dass „wir hier der auf der Hinfahrt schon lang gekommen sind“, und dann doch Leute fragt, die ein Handy haben, von dem man sich den Rest der Route abfotografiert. 🙂
Samstag, der 1. September 2018
Weil heute September ist, haben wir wieder Datenvolumen, was ein Glück, denn wir haben keine Landkarten mitgenommen und unser Navi kennt Tschechien nicht. Wir fahren heute nur noch zwei Stunden von Jihlava nach Bratislava/Slowakei. Es regnet fast die ganze Fahrt in Strömen, in Bratislava ist das Wetter aber freundlicher. In unserem stylischen Hotelboot auf der Donau angekommen, beobachten wir gleich eine rätselhafte Flugshow an der Burg am Donauufer gegenüber. Ein Hubschrauber seilt Menschen ab und fliegt dann mit ihnen über die Donau.
Anziehen für die Hochzeit am Nachmittag. Meine Töchter werden von meiner Mutter angekleidet:
Am Nachmittag geht’s zur Hochzeitsfeier ins Boot nebenan. Es gießt wie aus Kannen, aber das Wasser der Donau ist beeindruckend. Und fließt wahnsinnig schnell.
Zur Begrüßung auf dem Hochzeitsschiff gibt es Brot und Salz, eine slowakische Hochzeitstradition.
Und es steht leckeres Obst bereit. Nicht zur Deko, sondern zum Essen, wie uns mehrfach mitgeteilt wird. Weil ich nicht nur Gast, sondern auch eine von drei Fotografinnen bin, mache ich Fotos von allem.
Aber es gibt beileibe nicht nur Obst, sondern gleich beim Betreten des Hochzeitsschiffes Zwetschgenschnaps für jeden, der eintritt.
Die Vermählungszeremonie und das kleine Programm danach rührt fast alle Gäste zu Tränen, so schön ist es. Das Paar ist nicht nur supercool, sondern auch sehr, sehr glücklich. Das macht alle Gäste froh, und mich ganz besonders.
Noch vor dem Essen wärmen meine Kinder und ihre Kusine den Tanzboden auf:
Rosen zieren alle Tische:
Draußen regnet und gießt es weiter. Später wird aus dem Starkregen sogar noch ein Gewitter. Wir haben es im Boot heimelig und bestaunen Blitz und Donner über der Burg am gegenüberliegenden Ufer. Und alle sind sich einig, dass das Wetter als Hochzeitswetter super geeignet ist: Es ist dramatisch schön, bringt Fruchtbarkeit auf allen Ebenen (damit meine ich gar nicht unbedingt Kindersegen!) und hat Charakter.
Nach dem Essen wird wild getanzt, und diese Sängerin, die zum Freundeskreis des Brautpaares gehört, beglückt alle mit ihrem schönen Gesang, 60er-Jahre-Soul.
Unsere Kinder gehen schon um 20 Uhr mit der Omi schlafen. Mein Mann und ich sind um 22:30 Uhr Uhr so groggy und haben so viel getanzt, dass wir auch ins Bett gehen. Leider verpassen wir so die Hochzeitstorte und die Gulaschsuppe, die traditionell um Mitternacht gereicht wird. Ein langer Tag mit einer wunderschönen Feier geht zu Ende.
Sonntag, der 1. September 2018
Das Wetter hat sich aufgeklart. Von unserem Hotelboot aus sehen wir das UFO, ein Restaurant mit Bar und ein Wahrzeichen Bratislavas, das über der großen Donaubrücke schwebt:
Wir wollen fahren, aber die Kinder sind kaum von dem Spielplatz wegzukriegen, der dem Hotelboot gegenüber am Ufer liegt. Das Regenwasser hat unter der Seilbahn eine lange Pfütze gebildet, mit der man beim Seilbahnfahren wunderbar spritzen kann:
Wir brechen nach dem Frühstück auf, weil wir heute in einem Rutsch nach Berlin durchfahren wollen, natürlich mit Mittagspause.
Zur Mittagspause fahren wir spontan irgendwo in Tschechien von der Autobahn ab, um uns ein Restaurant in einem Dorf zu suchen. Wir landen ein paar Kilometer von der Autobahn entfernt in Zruč nad Sázavou (Srutsch an der Sasau), wo es eine alte Burg mit einem urigen „Restaurace“ gibt. Ein reiner Glücksfall, und wir bekommen köstliche böhmische Hausmannskost.
Wir sind zum wiederholten Mal an diesem Wochenende beeindruckt, wie einfach es ist, an einem Wochenende unbekannte Welten zu entdecken. Sollte man viel öfter machen! 🙂
Im Burgpark sehen wir nach dem Essen dieses süße Rotkehlchen:
Und auf dem Weg zurück zur Autobahn halten wir an der Straße an und sammeln zwei große Beutel dieser wunderbaren roten Streuobst-Äpfel auf. Sie riechen wie die Äpfel meiner Kindheit. Ich liebe solche Funde und werde baldmöglichst Apfelmus daraus kochen.
Wir fahren den ganzen Nachmittag über Prag, den nebelverhangenen, wunderschönen Böhmerwald und Dresden gen Heimat. Wir sind gegen 17:30 Uhr im Spreewald. Und wir beschließen spontan, den Großeltern in Lübben noch schnell einen Besuch abzustatten. Wir waren lange nicht mehr dort. Wir bleiben dort ein viel zu kurzes Stündchen und fahren dann weiter nach Hause nach Berlin. Puuuh, ein langes, ereignisreiches Wochenende geht zu Ende!
Und wir sind immer noch baff, was man an einem Wochenende alles entdecken und erleben kann.
Mehr Wochenenden in Bildern von anderen Familien findet Ihr bei Susanne von Geborgen Wachsen.