Jetzt, wo der Sommer zu Ende geht, sind wir nochmal aufs Land gefahren, um Sonne einzusaugen und draußen zu sein. Wer weiß, wie lang es noch warm ist? Wann der Regen kommt?
Am Samstag Morgen haben wir Berlin hinter uns gelassen und sind Richtung Nordosten zu unserem Landhaus gefahren, um in den blauen Himmel und in die Sterne zu gucken, ums Feuer zu sitzen und den Hirschen und Rehböcken bei der Brunft zuzuhören.
Wie in diesem Gedicht beschrieben, haben wir die Sonne in unsere Seele strömen lassen, um sie anzufüllen mit Wärme und Licht. Denn ab jetzt, zur Sonnenwende, werden die Tage kürzer als die Nächte.
Spätsommer
Wenn das Gras der grünen Wiesen
Zeitig ist zur großen Mahd,
Wenn der Sommer seine Sense
Singen lässt durch reife Saat:
Dann soll deine Seele Sonne,
Kraft und Frucht und Ernte sein:
Schneide ruhig deine Ähren,
Führe deine Garben ein!
Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Samstag, der 21. September 2019
Der Garten ist trocken nach diesem Sommer ohne Regen. Manche Bäume werfen schon verdorrte Blätter ab, obwohl die Zeit dafür noch gar nicht gekommen ist.
Die Kinder rennen übers Grundstück.
Die Bohnen werden reif und werden von der großen Tochter und mir geerntet und aus den Schalen gelöst.
Die kleine Tochter spielt irgendwas im Gras.
Die große Tochter baut auf dem Gartentisch eine Spiellandschaft mit Moos.
Mein Mann macht Feuer an der Feuerstelle und hört draußen Platten mit seinem neuen mobilen Plattenspieler.
Abends ist es schon kühl. Die kleine Tochter spielt mit Stöcken in der Glut.
Zart senkt sich das Abendrot auf den Himmel.
Später, zum Sonnenuntergang, zieht ein Nebelband übers Feld und lässt die Kühe darauf wie Geisterwesen aussehen.
Sonntag, den 22. September 2019
Ich gehe noch vor Sonnenaufgang mit dem Hund raus und darf wieder den schönen Morgennebel bewundern. Aus den Wäldern höre ich Hirsche röhren und die Rehböcke bellen. Und immer noch zwitschern Vögel.
Am Zaun haben Hunderte von Spinnen ihre Netze gewebt, an denen feine Tautröpfchen hängen. Die Netze glitzern im Morgenlicht. Es sieht aus, als hätten die Spinnen den Zaun verzieren wollen. Staunend stehe ich vor diesem filigranen Zauber. Die Natur schafft und wirkt und wirft überall ihre Schönheiten hin. Auch wenn niemand es sieht. Ich bin froh, dass ich von diesem kleinen Kunstwerk Zeugin sein darf.
Die Hagebutten von letztem Wochenende sind noch da. Wir haben Sonnenblumen aus Berlin für sie mitgebracht.
Zum Frühstück macht die große Tochter einen Obstsalat aus Äpfeln, Bananen, Pfirsichen, Zitrone und Melisse.
Ich filze heute einen kleinen St. Michael für unsere Michaeli-Dekoration zu Hause. Wir haben ja schon einen schönen Drachen. Der 3D-Drache mit der 2D-Postkarte sieht aber irgendwie komisch aus. Also muss jetzt auch eine kleine Michaels-Figur her. Hier ist Michael noch „nackt“. Aus Spaß filze ich ihm auch einen schönen Popo und eine kleine Beule vorne.
Die kleine Tochter filzt eine Blumenpuppe.
Später spielt sie eine Stunde lang allein hinterm Haus mit ihren Schleich-Figuren; ich höre sie vertieft vor sich hin brabbeln. Ich bin dankbar, dass meine Kinder so schön spielen können.
Dann aber hört sie das Pony vom Nachbarhof wiehern und rennt wie der Blitz zum Zaun.
Unser „unfreiwilliger Kartoffelacker“ braucht Wasser. Das ist übrigens eine lustige Geschichte: Unsere „Heide“ sollte mal eine Baumschule werden, deswegen sind recht tiefe Furchen gezogen, die wir irgendwann mal auffüllen oder umgraben wollen, so dass der Boden wieder eben wird. Letztens hat mein Mann einmal eine Furche mit Gartenabfällen (alte Blätter in der Hauptsache) aufgefüllt. Und in dieser Furche sind dann Kartoffeln gewachsen. Wir haben keine Ahnung, wie die Kartoffeln da reingekommen sind – wir haben unseres Wissens keine Kartoffeln auf den Blätterhaufen geworfen… Die Kartoffeln blühen gerade erst. Aber was für eine schöne, unverhoffte Frucht. Ein echtes Geschenk der Erde.
Grillen zum Mittagessen. Heute gibt es außer Röstbrot und Salat gegrillte ganze Möhren à la @kraut_kopf sowie Schweinekoteletts, die mit asiatischen Gewürzen. Knoblauch und Sojasauce mariniert wurden.
Die eingeweichten Bohnen von gestern werden anschließend über der noch heißen Glut im Suppenkessel gekocht.
Spaziergang und Herumtollen mit dem Hund.
Die spätsommerliche, warme Sonne genießen. Und dabei ein Paar Seeadler beobachten, die hoch über uns in Richtung See fliegen.
Auch die Kühe stehen träge in der Sonne herum.
Michael wird angezogen. Ich probiere bei ihm die Wickeltechnik aus, d.h. ich wickle dünne Stränge der feinen Wolle um ihn herum. Er wird noch Haare und Gürtel bekommen, außerdem natürlich ein Schwert und einen Schild.
Den Drachen habe ich an diesem Wochenende vor einem Jahr fertig gestellt.
Am Abend werden die Bohnen mit frischem Gemüse zu einer Suppe gekocht. Es macht auch den Kindern Spaß, draußen überm Feuer zu kochen.
Es wird Abend.
Über uns fliegen Kranich-Schwärme gen Süden. Es sind jeweils Formationen von ca. 40 bis 150 Vögeln. Die Schwärme fliegen dicht hintereinander. Der Herbst ist da.
Während ich dies schreibe, ist schon Dienstag, denn gestern lag ich völlig ermattet mit Fieber im Bett. Ich bin überhaupt kein Fieber-Typ, deswegen bin ich ein bisschen verwundert, dass mein Schnupfen diesmal mit Fieber einhergeht. Nun ja, heute geht es ein wenig besser, das Fieber ist gesunken und ich hoffe, dass ich heute und in den nächsten Tagen arbeiten kann.
Weitere Wochenenden in Bildern von anderen Familien finden sich wie immer verlinkt auf dem Blog Große Köpfe aus Berlin.
Servus, ich finde dies ist ein interessanter Eintrag. Ich würde mir davon wünschen. Herzliche Grüße
Einen Drachen für Michaeli müssten wir auch mal filzen. Für dieses Jahr sind wir wohl etwas spät dran. Aber für nächstes Jahr muss ich das unbedingt im Kopf behalten! Liebe Grüße!
Ich habe unseren Drachen auch erst letztes Jahr gefilzt. Da waren die Mädels schon 5 und 9 🙂 Aber man kann eben auch nicht alles schaffen. Und das macht gar nichts. 🙂 Liebe Grüße zurück!