Wo die gaukelnde Möwe kräht: Wochenende in Bildern 09./10. Juli 2022 (Stralsund)

Mit der kleinen Tochter war ich zum dritten Mal zum Mama-Tochter-Wochenende in Stralsund. Die kleine Tochter liebt diese schöne kleine Stadt von ganzem Herzen und möchte jedes Jahr wieder dorthin. Ich vermute, es ist auch wegen der innigen Mama-Tochter-Zeit, die wir beide hier immer zusammen haben.

Aber Stralsund ist auch ihr Herzens-Ort, weil sie Meeresbiologin werden möchte. In Stralsund gibt es zwei großartige Meeres-Museen, das moderne, riesige Ozeaneum und das wunderbar altmodische, aber nicht minder tolle Meeresmuseum.

Außerdem liebt sie die “Bummelgasse”, wie sie die autofreie Fußgängerzone Stralsunds nennt. Hier gibt es alle Geschäfte an einem Ort; das kennen wir aus Berlin gar nicht. Traditionell darf sie sich hier etwas zum Anziehen und andere Kleinigkeiten aussuchen, Eis essen sowie das nette Treiben der Menschen und das Schreien der “gaukelnden Möwen” genießen.

Möwe in Stralsund

Hier der Bericht von unserer Stralsund-Reise 2020,
hier der Bericht der Reise im letzten Jahr.

Auch Ricarda Huch hat über Stralsund geschrieben:

Stralsund

Altgraue Stadt, die das Meer umblaut,
Wo das rostrote Segel sich bläht,
Aufblitzt der Fische blanke Haut
Und die gaukelnde Möwe kräht.

Es brandet um der Kirche Wall
Vergebens Well und Sturm,
Sie zittert wohl von der Orgel Schall,
Kein Feind stürzt ihren Turm.

Die Wölken mit zartem Flügelschlag
Streifen ihr Haupt, drin wühlt
Ein Traum von zorniger Schlachten Tag,
Wo Blut ihren Fuß umspült.

Da liegen die Toten Stein bei Stein,
Die Glocken summen dazu:
Ewiges Gedächtnis, mein Sohn, sei dein,
Ewige, ewige Ruh!

Wir haben zwar Stralsund als sehr friedlich erlebt, die “zornigen Schlachten” sind hier vorerst einmal verstummt. Auch erinnert im freundlichen Stralsund heute nichts an die Toten oder an Blutvergießen. Aber Ricarda Huchs Stralsund-Beschreibung in den ersten beiden Strophen trifft unseren Eindruck doch sehr gut.

Freitag, der 8. Juli 2022

Die Tochter am Fenster unserer schönen Ferienwohnung. Wir sind am Nachmittag hier angekommen. Trotz Fahrt mit dem 9-€-Ticket war der Zug nicht voll.

Wir sind wieder in der gleichen, zauberhaften Unterkunft wie letztes Jahr. Meiner Meinung nach eine Top-Adresse in Stralsund. Man kann von hier aus alles in der Altstadt binnen Minuten zu Fuß erreichen. Außerdem befinden wir uns in einem ehemaligen Witwenstift, das nach allen Regeln der Kunst denkmalgerecht und mit viel Geschmack und Feinsinn wunderschön zu Ferienwohnungen umgebaut wurde. Letztes Jahr habe ich ausführlich über die Unterkunft geschrieben.

Der Eingangsbereich im Witwenstift. Wir wollen noch bummeln und ein Eis essen gehen, bevor wir Abendbrot essen und ins Bett gehen. Für größere Unternehmungen ist es heute schon zu spät.

Die Haustür muss man mit einem riesigen Schlüssel aufschließen. Die Tochter übt so lange, bis sie es hinbekommt. Ist nicht ganz einfach, weil man den Punkt, an dem man den Schlüssel drehen muss, nicht so leicht findet.

Überall in Stralsund blühen herrliche Stockrosen. Ein Genuss fürs Auge.

Die Tochter hat diese Haarspange bekommen, die mich an meine Spangen in den 80er und 90er Jahren erinnern. Überall ist Sale, da findet man viele hübsche Kleinigkeiten für wenige Euro.

Abends machen wir Wellness. Wir legen uns eine Tuchmaske auf – sehnlicher Wunsch der kleinen Tochter; das hat sie irgendwo gehört und will das unbedingt ausprobieren. Und wir schauen zusammen unseren traditionellen Stralsund-Film: “Cinderella” mit echten Menschen.

Samstag, der 9. Juli 2022

Um 9 stehen wir als erste Besucher vor dem Ozeaneum und begehren Einlass. Das Museum ist noch ganz leer; es ist sehr angenehm hier.

Es gibt viele Möglichkeiten für Quatsch-Bilder im Museum. Hier ich in einer historischen Taucherglocke, die streng nach Kupfer riecht, wenn man den Kopf reinsteckt.

Die kleinen und großen Quallen sind jedes Mal ein Highlight.

Hier kann man sehen, wie die Meeresbewohner mit Brandung umgehen.

Seesterne.

Fast wie im Weltall.

Endlich – das große Atlantikbecken.

Tochter und Manta-Rochen.

Stockrosen in der Altstadt.

Besuch in der Marienkirche, Prachtbau der Backsteingotik. So schön innen, so zart und dezent dekoriert. Ich bin, was Kirchen angeht, geschmacklich eher der Typ “protestantische Zurückhaltung” als “katholischer Barock-Schwulst”. Obwohl die Kirche früher sicher auch katholisch war.

Die Kirche ist wahnsinnig hoch.

Sonntag, der 10. Juli 2022

Mit dem Linienbus 4 (9-Euro-Ticket!) fahren wir um 8:30 Uhr zum Stralsunder Zoo.

Ich muss hier unbedingt (unbezahlt und unbeauftragt) Werbung für den tollen Zoo in Stralsund machen: Der Stralsunder Zoo ist echt fantastisch; einer der besten Zoos, die ich erlebt habe. Und das sage ich, die ich in Stuttgart mit der absolut großartigen, unvergleichlichen Wilhelma aufgewachsen bin, und in Berlin lebe, wo es den weltberühmten Zoo mit den Pandas und den nicht weniger beeindruckenden, viel größeren Tierpark im Ostteil der Stadt gibt.

In Stralsund gibt es zwar nicht 20 verschiedene Raubkatzen, sondern “nur” Löwen und Leoparden, aber muss man sich wirklich 20 verschiedene Raubkatzen ansehen? Ich finde nicht. Kinder brauchen sowieso nicht mehr als 1-3 verschiedene Arten einer Gattung.

Dafür laufen im Stralsunder Zoo viele Tiere frei herum. Das ist entzückend. Für Kinder ein echtes Highlight: Man kann eine große Tüte Futter an der Kasse kaufen und damit die Pferde, Ponys, Esel, Schafe und Ziegen füttern – und zwar nicht nur im Streichelzoo, sondern einfach über die Zäune der Gehege hinweg. Außerdem kann man so viele Tiere streicheln. Das ist für Kinder so viel wert!

An exotischen Tieren gibt es auch genug: Außer den genannten Löwen und Leoparden gibt es Polarwölfe (weiße Wölfe!) und Braunbären, Schimpansen, riesige, knallbunte Papageien, Kamele, kleine Äffchen, Vogelspinnen und Axolotls, um nur einige zu nennen. Außerdem viele exotische Vögel. Die Bären und die Polarwölfe schliefen in gut einsehbaren Erdkuhlen in ihren weitläufigen Gehegen, sowas von süß und interessant.

Auch der Spielplatz ist toll, die Gastronomie ist OK (es gibt sogar ein veganes Angebot!), und das gesamte Gelände ist wunderschön angelegt und weitläufig. Der Berliner Zoo ist dagegen furchtbar eng – und immer gerammelt voll.

Zoo Stralsund: Die Tochter füttert die Baby-Esel.

Und die Ponys.

Das Kamel kommt auch ganz nah ran.

Es gibt zwei Rehkitze. Großes Entzücken.

Auch die Hühner laufen frei herum. Sie haben gerade Futter bekommen.

Für mich ein Highlight: Der Bauerngarten. Ein großes Areal, das an manchen Stellen so aussieht wie der “geheime Garten” von Frances Hodgson Burnett, das wir im Übrigen gerade vorlesen. Der Baum hier ist mit Kletterrosen bewachsen, wie die Bäume im Buch.

Im Bauerngarten des Stralsunder Zoos.

So stelle ich mir auch den geheimen Garten von Mary, Dickon und Colin an manchen Stellen vor.

Riesige Mohnkapseln, die hier zu Hunderten stehen. Ich nehme ein paar mit, um den Mohn bei uns auf dem Land auszusähen, und um mit ihnen zu stempeln.

Kletterröschen wie Vorhänge, wie im geheimen Garten.

Diese Windmühle auf dem Areal des Bauerngartens kann man auch von innen erkunden.

Mehr Bauerngarten.

Wie nett dieser Seeadler schaut.

Und der Axolotl erst! <3

Jetzt sind wir schon wieder zu Hause in Berlin und freuen uns an den tollen Eindrücken, die wir in Stralsund sammeln durften. Der Zoo kommt auch nächstes Mal wieder auf unsere Liste, das steht fest.

Nächstes Wochenende sind wir wahrscheinlich in Berlin, das übernächste dann aber mal wieder auf dem Land 🙂 Wir haben unser Landhaus fast den ganzen Sommer lang an Freunde und Bekannte vermietet, weil wir Geld brauchen. Deswegen ist (immer) noch nicht ganz klar, was wir selbst in den Sommerferien machen.

Nur die letzten beiden Wochen stehen fest – da fahre ich mit den Kindern zu meiner Mama nach Stuttgart, und dann zum Geigenworkshop mit der kleinen Tochter, zusammen mit allen anderen Familien der Geigenschüler*innen meiner Schwägerin, die ja auch die Geigenlehrerin unserer Tochter ist.

Nächste Woche soll es ja schrittweise immer wärmer werden. Ich bin gespannt, was da auf uns zukommt. Man hört ja von einer großen Hitzewelle munkeln.

Auf dass Ihr Leser*innen einen kühlen Kopf und ein warmes Herz bewahrt,

Eure Maike

Die Wochenenden in Bildern anderer Blogger*innen hier, bei Große Köpfe.

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4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Oh, das klingt nach einer perfekten Auszeit.
    Ich überlege auch, das mit der Tochter dieses Jahr zu planen.
    Allerdings fehlt es momentan auch etwas an Geld.
    Mal schauen.
    Und der Zoo in Stralsund klingt so, dass ich ihn mir auch anschauen möchte, normalerweise graut mir vor Zoos.
    Einen guten Start in die Woche wünscht dir Steffi

    • Liebe Steffi, Stralsund ist wirklich schön, auch sehr gepflegt. Und ich glaube, auch als Zoo-Muffel kann man es im Stralsunder Zoo aushalten. Es ist nicht so überfordernd riesig und vor allem nicht so voll. Das ist herrlich.
      Ich hoffe, Ihr könnt Euch eine solche Reise bald mal gönnen, aber von Euch aus ist es schon ein Stück Weg…. Wir fahren ab Berlin 3 Stunden mit dem Regionalzug, aber von Freiburg ist man sicher mindestens 10 Stunden im ICE unterwegs.
      Bei uns ist es auch gerade ganz knapp mit dem Geld… aber das wird hoffentlich bald besser…
      Liebe Grüße an Dich,
      Maike

  2. Vielen Dank gute deinen Rückblick. So schöne Bilder.
    Hier war es die letzten Tage sehr sehr kühl. Da kann man sich eine Hitzewelle gar nicht richtig vorstellen. LG Tany

    • Ja, noch ist es angenehm, was das Wetter betrifft… ich bin gespannt, wie es in 7 Tagen ist… In Berlin sollen es 33°C werden, aber das geht ja gerade noch.

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