Der November gilt allgemein nicht als der angenehmste Monat. Er hat den Ruf, grau, trüb, regnerisch und unfreundlich zu sein. Dabei ist die erste Hälfte des November in Deutschland noch wunderbar herbstlich. Erst im Laufe des Monats fallen die Blätter der meisten Bäume ab.
Ich habe den November schon lang in mein Herz geschlossen. Denn jeder Monat hat seinen Sinn und kann von uns genau in seinem Wesen geschätzt, gesehen und sinnvoll ergriffen werden.
Die Wertschätzung für das Wesen eines Monats versuche ich immer, in meine perfekten Tage zu integrieren. Das geht natürlich besonders gut auf dem Land, wo die Natur greifbar und vor der Haustür ist. Deswegen verbringe ich die „perfekten Tage“ gern in unserem Haus auf dem Land. Dieses Mal auch.
Meine „perfekten Tage“
Wer noch nicht so lang mitliest: Meine „perfekten Tage“ sind Tage der Selbstfürsorge, die ich mir möglichst einmal monatlich schenke. Ich schaffe es nicht immer, mir im Alltag Gutes zu tun. Deswegen ist es für mich eine gute Lösung, einmal im Monat einen ganzen Tag nur dem zu widmen, was mich besonders nährt, mir Freude und innere Befriedigung gibt.
Die Berichte von diesen Tagen sollen Dir als Anregung und Inspiration dienen. Du weißt ja, Selbstfürsorge ist wichtig, ganz besonders für Eltern und noch mehr für arbeitende Eltern. Denn nur wer sich gut und liebevoll um sich selbst kümmert, kann sich auch in gleicher Weise um andere kümmern. Unten liste ich immer Tipps auf, was Du aus meinem perfekten Tag für Dich mitnehmen kannst. Man muss sich ja nicht einen ganzen Tag nehmen. Manchmal sind auch eine Stunde oder zwei schon sehr wohltuend.
November: Monat des Rückzugs
Der November ist der Monat, in dem das Leben in der Natur sich langsam zurückzieht. Das Licht wird weniger, die Vogellaute verstummen, Insekten versterben, die Bäume werfen ihr Laub ab, Pilze vermodern und Tiere gehen in den Winterschlaf.
Aber das Leben stirbt nicht ab. Es zieht sich nur zurück, nach innen, in die Erde. Unter der Erde liegen jetzt die lebendigen Samen, die Insekteneier und die trächtigen Tiere. All dieses angelegte Leben nutzt die kalten Monate, um zu wachsen, Kraft zu sammeln und sich auszuruhen. Im Frühling bricht dann alles auf und kommt wieder an die Oberfläche.
Inneres statt äußeres Licht
Das zweite Thema im Spätherbst ist das Licht. Das Thema „Licht und Dunkelheit“ begleitet uns intensiv noch bis Weihnachten. Es wird jetzt abends zunehmend früher dunkel, auch wegen der Winterzeit, die seit Ende Oktober gilt.
Aus all diesen Gründen ist der November der perfekte Monat, um dem „Nach innen gehen“ und dem Licht zu huldigen. Denn wenn man will, birgt der November die Aufforderung, uns mit unserem Inneren zu beschäftigen. Uns mit unserer Lebenskraft auseinander zu setzen, die tief in uns sitzt. Und mit dem Licht, das in uns brennt: Unser Potenzial, gut, fürsorglich, liebevoll, verantwortungsvoll und sozial zu handeln. Gegenüber uns selbst natürlich, aber auch gegenüber unseren Liebsten und Nächsten, gegenüber der Welt, den Nachbarn, den „Anderen“, der Umwelt und den Tieren. Im Kleinen und im Großen. Wer an Hebeln sitzt, beispielsweise als Unternehmer, Politiker oder Prominente, hat eine noch größere Verantwortung und tut gut daran, diese sinnvoll zu nutzen.
Aber zurück zum November und meinem perfekten Tag. Das war mein perfekter Tag im November 2020 im Einklang mit den Kräften des 11. Monats:
Mein perfekter Tag im November 2020
Raus in die Natur
Meine Familie war nach Berlin gefahren, aber ich hatte unsere zwei kleinen Hunde bei mir. Da der kleine Hund noch ein Welpe ist und nicht ins Haus pieseln soll, gehen wir aktuell täglich 4x mit den Hunden raus. Mir kommt das gelegen, denn ich liebe es, die Naturstimmungen aufzusaugen. Auch 4x am Tag. Den Morgenspaziergang mache ich gerade in der kalten Jahreszeit und wenn ich allein auf dem Land bin, direkt unmittelbar nach dem Aufstehen. Denn das bringt Wärme in meinen Körper, so dass ich nicht friere, während ich danach Feuer mache bzw. bis es richtig schön warm im Haus ist. Hier auf dem Land heizen wir ja mit Holzöfen. Eine andere Heizung gibt es nicht. Und über Nacht gehen die Öfen natürlich aus, so dass man morgens erstmal einheizen muss.
Feuer machen
Feuer machen ist so eine archaische Tätigkeit. Das sitzt ganz tief in unseren Genen und befriedigt deswegen auch ganz tief. Besonders schön ist so ein Feuerchen in dieser Jahreszeit, wenn es draußen so trüb und kühl ist wie an diesem Tag.
Ich frühstücke ja eigentlich nie, aber hier war mir mal danach. Ich hatte Appetit auf ein Müsli mit Kernen und Obst. Es schmeckte mir richtig, richtig gut. Dazu mein geliebter Earl Grey Tee mit Milch und einfach Ruhe. Ganz allein essen und jeden Happen genießen. Herrlich!
Bad mit Efeu-Peeling, Meditation und Erleuchtung
Wenn ich Ruhe habe, bade ich sehr gern. Ich habe es schon als Kind geliebt, mich vom warmen Wasser tragen zu lassen. Heute wollte ich dabei eine Meditation hören und danach meinen Körper mit dem selbst gemachten Efeu-Peeling verwöhnen, auf das ich total schwöre (der Link führt zur Anleitung hier auf dem Blog).
Die ganze Aktion wurde ein voller Erfolg. Das warme Bad mit Meditation und Peeling war das Beste, das ich an diesem perfekten Tag im November gemacht habe. Denn ich hatte sowas wie eine „Erleuchtung“ – im Sinne einer strahlenden Selbsterkenntnis.
Den Text, der zu dieser „Erleuchtung“ erst hier stand, habe ich ausgelagert, weil seine Länge und sein intimer Charakter den Rahmen dieses Beitrags sprengten. Wer sich dafür interessiert, was während der Meditation in mir vorgegangen ist und was ich dadurch erfahren habe, der oder die klicke hier.
Das Efeu-Peeling war nach der Meditation und dem „In-mich-Gehen“ genau das Richtige. Denn dadurch kam ich wieder in meinem Körper und in der Wirklichkeit an. Ich schrubbte meinen ganzen Körper, schrubbte alte Zellen weg und gab der Haut nährendes Öl, so dass sie seidenweich wurde. Wenn ich das Gefühl nach dem Abwaschen des Peeling beschreiben müsste, würde ich sagen: Meine Haut schnurrte wie ein Kätzchen. Ich fühlte mich so warm, wohlig, weich und gepflegt von oben bis unten wie schon lange nicht mehr.
Und die neuen Erkenntnisse machten mich froh und glücklich. Um das Ganze zu verarbeiten, legte ich mich noch für ein halbes Stündchen aufs Sofa, bis die Haare trocken waren und das neue, liebevolle und dankbare Gefühl bis in die letzten Poren von Körper und Seele geströmt war.
Zweiter Spaziergang
Die nächste Hunderunde stand an. Ich lief innerlich und äußerlich runderneuert durch den Novemberwald und genoss die Farben, den erdigen Geruch und das seltsame Keckern der Krähen. Ich rannte mit den Hunden mehrmals im Sprint über die Wiesen und „fühlte das Leben in mir“, wie Astrid Lindgren in „Madita“ es so schön ausdrückt.
Oskar guckt immer, ob ich auch schön hinterher komme.
Mittagessen
Zum Mittagessen guckte ich in die Kühl- und Vorratsschränke und überlegte, was ich mir aus dem Vorhandenen Gutes kochen könne.
Es wurde ein Brokkoli-Auflauf mit Knoblauch, etwas Sahne und einem würzigen Bergkäse überbacken, dazu ein Salat mit dieser Salatsauce mit rohem Knoblauch, die ich ganz besonders liebe. Aus einer Scheibe selbst gebackenem Dinkelbrot machte ich dazu noch ein paar Croutons. Und ich aß alles ratzeputz auf. Einen ganzen Brokkoli!
Puppenfotos
Puppenfotos machen mir ja immer großen Spaß. Und so nahm ich Puppe Gabrielle, die ich gerade fertig genäht und fast vollständig eingekleidet habe, mit in den Garten und versuchte sie in lebendigen Posen zu fotografieren.
Nach der Fotosession war ich müde. Oh, so müde! Also legte ich mich zu einem Mittagsschlaf hin. Ich glaube, mein ganzer Organismus brauchte den Schlaf dringend, um die neue Erkenntnis aus der Meditation zu verarbeiten.
Ich schlief fast zwei Stunden. Als ich aufwachte, war es fast 17 Uhr und fast dunkel.
Dritter Spaziergang
Die Hunde freuten sich wie immer, dass es es nochmal rausging. Die Stimmung war wunderbar, neblig, still und irgendwie schaurig schön.
Genau so muss November sein. So, dass man sich freut, wieder nach drinnen ins Haus zu kommen.
Das Haus erwartet mich immer so lieb und heimelig. Ich liebe es, auf das erleuchtete Haus zuzugehen, wenn ich aus der Dunkelheit komme.
Zweite Meditation bei Laternenlicht
Ich wollte noch eine Meditation machen und richtete dazu das Wohnzimmer gemütlich her. Als Beleuchtung stellte ich ganz viele unserer Waldorf-Laternen auf, die ich alle für die Anleitung hier auf dem Blog gefaltet und geformt habe.
Ich hatte mir für diesen Tag viele verschiedene Meditationen herausgesucht, um eine gute Auswahl zu haben. Nach der Wucht der Mediation am Vormittag war klar, dass es jetzt nur etwas Sanftes sein konnte. Ich reagiere feinsinnig auf Meditationen und kann dabei tief abtauchen. Also wählte ich einen harmlosen Klassiker, eine Fantasiereise zum Thema „Ballast abwerfen“, wo man in Gedanken auf einen Berg steigt und seinen Ballast aus dem Rucksack tut und schließlich mit einem Ballon wegfliegen lässt. Das ist einfach nur ein schönes Sinnbild dafür, dass man sich von Altem, Belastendem lösen darf, das man nicht mehr braucht. Diese Fantasiereise bleibt total im Bildlichen und Konkreten und läuft vor dem inneren Auge ab wie ein schöner Film von einer Wanderung. Insofern ist es eher eine Gedankenreise als eine Meditation.
Danach ging es mir sehr, sehr gut. Ich hatte Lust, mich mit meinen Fotos zu beschäftigen und fing an, meine Foto-Mediathek aufzuräumen und sinnvolle Alben anzulegen.
Das tat ich, bis ich hungrig war und mir ein kleines Abendessen machte.
Abendessen
Nämlich Vollkornbrötchen mit Tomaten, roten Zwiebeln und rohem Knoblauch. Ihr merkt schon – Knoblauch steht bei mir zur Zeit prominent auf dem Speiseplan. Weil es so herrlich antibakteriell und antiviral wirkt. Und weil ich weiß, dass es Erkältungen vorbeugt.
Zu dem scharfen Zeug gab es noch eine frische Birne und einen Kräutertee, ein bisschen Hundekuscheln, gegen 21:30 Uhr den letzten Hundespaziergang (nur kurz, weil es dann rund ums Haus wirklich stockdunkel ist und man buchstäblich die Hand vor Augen nicht sieht), und dann das wohl verdiente Bett.
Was kannst Du aus diesem perfekten Tag im November für Dich mitnehmen?
- Geführte Meditationen können es voll bringen, wenn man Glück hat. Youtube ist voll von geführten Meditationen zu allen Themen von „Stärke Deine Abwehrkräfte“ bis „Lass Deine tiefsten Wünsche wahr werden“. Man muss ein bisschen herumsuchen und in das eine oder andere hinein hören. Wichtig ist, dass die Stimme, die da spricht, einem gefällt. Und der Sprachstil, der Akzent und die Musik, die manchmal unterlegt ist.
- Man muss gar nicht so viel Aufwand betreiben, um sich Gutes zu tun, und es muss nichtmal was kosten. Baden, etwas Gutes essen, spazieren gehen, schlafen, wenn man sich danach fühlt, und vielleicht eine Meditation, das bewusste Hören von Musik oder Lesen – mehr braucht es nicht.
- Der November ist ein sehr guter Monat, um ein bisschen „in sich zu gehen“. Das kann man mit einer Meditation machen oder einer Gedanken- oder Fantasiereise. Man kann auch etwas aufschreiben, z.B. alles Gute, was einem in diesem Jahr widerfahren ist. Oder die berühmte „Bucket List“, in der man auflistet, was man in seinem Leben noch erleben möchte, von „Laut von einem Berg schreien“ bis „Weltreise“.
Ich hoffe, ich konnte den oder die eine*n oder andere*n zu etwas besonderer Selbstfürsorge mit „In-sich-gehen“ im November inspirieren. Ich freue mich immer über Deine Gedanken dazu in den Kommentaren.
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