Es war das trübe Wochenende der Bundestagswahl, das wir auf dem Land verbracht haben, mit Pilze finden und Mäuse fangen, feuchter Herbstluft, Ofenwärme und Scotland Yard.
Wir haben uns in weiser Voraussicht Anfang der Woche noch schnell für die Briefwahl entschieden und konnten deswegen doch noch aufs Land ins Wochenendhaus fahren, aber wegen Terminen erst ab Samstag Mittag. Die Angst vor erschreckenden Wahlergebnissen lässt sich hier auf dem Land leichter ertragen. Wir schaffen es, Belastendes in Berlin zu lassen. Darum ist der Erholungseffekt hier auch so gut.
Gartenfunde fürs Frühstück
In unserem Gärtchen in Berlin finde ich am Samstag Morgen noch Himbeeren, weiße Johannisbeeren und frische Minze.
Obstsalat
Die große Tochter hat sich Obstsalat gewünscht, mit den Himbeeren und der Minze und geriebener Zitronenschale wird er köstlich.
Das Land Man-glaubt-es-kaum
Der Mann geht arbeiten. Der weibliche Teil der Familie liest auf dem Sofa kuschelnd aus dem wundervollen Buch „Das Land Man-glaubt-es-kaum“, das voller verrückter Ideen ist.
(Klavier) spielen
Während ich auch noch eine Runde arbeiten muss, spielen die Kinder. Die große Tochter spielt Klavier. Sie probiert (noch) einfach mit den Tönen herum, spielt nach dem Gehör Melodien, heute „Bunt sind schon die Wälder“.
Sticker-Album
In der Klasse der großen Tochter haben jetzt alle Mädchen ein „Sticker-Album“. Die Tochter lag uns die ganze Woche in den Ohren, dass sie auch so eines bräuchte. Deswegen bringt der Mann ihr heute mit, was sie dazu benötigt: einen Leitz-Ordner mit Folien, auf die Aufkleber geklebt werden. Die werden dann untereinander getauscht. Es muss genau so ein Leitz-Ordner sein. Ich vermute, es geht auch um den tollen Mechanismus; der hat mich in diesem Alter auch fasziniert. Die Tochter ist überglücklich. Jetzt werden die Sticker thematisch sortiert und eingeklebt. Die kleine Tochter musste natürlich auch so einen Ordner haben.
Mittagessen
Zum Mittagessen gibt es Nudeln mit Klößchen aus italienischen Salsiccia, Wirsing und Möhren.
Ab ins Landhaus
Aufräumen und packen. Auf der Fahrt ins Landhaus schlafen beide Kinder im Auto ein. Die Woche war wohl anstrengender als gedacht.
Feuer
Als wir im Landhaus ankommen, macht der Mann sofort Feuer in den Öfen. Hach, ist das schön!
Der Herbst ist da
Heute ist ja Herbstanfang. Beim ersten Gang übers Grundstück sehe ich, dass die Berberitzen schon reif sind.
Bezahlen fahren
Wir fahren noch schnell ins Dorf, um den Bodenschleifer zu bezahlen. Er wohnt dort in diesem alten Bauernhof. Idyll, Idyll.
Abendessen
Wir sind alle schon um 17 Uhr hungrig, also machen wir ein frühes Abendessen: Angebratene Maultaschen, Reste von gestern und belegte Brote.
Zu früh gegessen
Nach dem Abendessen machen wir einen Spaziergang übers Grundstück. Überraschung: Auf unserem Grundstück wachsen Hunderte von essbaren Pilzen! Letzte Woche waren nur Fliegenpilze da. Wir sind ja den ersten Herbst hier, und davon hat die Vorbesitzerin gar nichts erzählt. Hier ein Riesen-Steinpilz, der direkt an unserer Feuerstelle wächst. Mehr Pilze pflücken wir heute nicht, das verschieben wir auf morgen, damit sie dann auch ganz frisch gegessen werden können. Nur den Steinpilz nehmen wir schon mit, weil wir nicht wollen, dass er von einem Reh gefressen wird.
Noch mehr Gemüse
Wieder eine tolle Paprika aus dem Gewächshaus. Die Tochter trägt unsere Funde stolz ins Haus.
Holz holen
Dann schleppen wir alle noch Holz ins Haus, damit wir morgen früh gleich heizen können.
Nachtwanderung
Obwohl es regnet (yay, neue Pilze!), machen wir eine kurze Nachtwanderung, weil es draußen so gut duftet. Aber wir kommen nur ein paar Schritte weit, weil die Kinder nicht in den Wald gehen wollen. Es ist wegen der Bewölkung auch wirklich stockdunkel. Man sieht nicht die Hand vor Augen. Das Rauschen des Regens tut sein Übriges, und so kehren wir um. Der seltsame Lichteffekt auf dem Bild ist die Draußen-Lampe an der Haustür.
Falle stellen
Wir haben zwei Lebend-Mausefallen bestellt. Die eine stellen der Mann und ich noch auf, als die Kinder schon schlafen. Mit einer halben Scheibe Wurst und einem Schkokokeks als Köder. Wir vermuten ja, dass es mindestens eine Maus im Haus gibt. Sie hat aber seit dem letzten Wochenende oben nicht weiter genagt. Da hat das Katzenpipi in den Tüten vielleicht geholfen.
Maus gefangen
Sonntag Morgen: Die Kinder rennen sofort zur Mausefalle, und tatsächlich, es ist eine absolut mega-niedliche Maus mit weißem Bäuchlein drin! Wir ziehen uns sofort an und lassen das arme Mäuslein am Waldrand frei. Weil es so schön neblig ist, machen wir gleich noch einen Frühmorgen-Spaziergang. Seufz, es ist erst 7 Uhr….!
Croissants
Aufback-Croissants und weiße Brötchen zum Frühstück. Das lieben alle außer mir :-/
Pilze fangen
Wir sammeln auf dem Grundstück unser Mittagessen: Drei riesige, herrliche Steinpilze, die bestimmt 20 cm groß sind, und einen ganzen Haufen frisch geschlüpfter Butterpilze. Da es so viele Butterpilze gibt, nehmen wir nur die ganz kleinen, frischen und nur so viele, wie wir heute essen können. (Das Bild von uns drei großen Pilzsammlern hat heimlich die kleine Tochter „fotofiert“).
Mehr können wir leider nicht essen.
Altweibersommer
Ich streife weiter auf dem Grundstück herum und mache ein paar Fotos. Ich liebe den frühen Herbst mit seinen Spinnennetzen und Tautropfen. Meine Sammlung von Fotos dieser Art wächst.
Scotland Yard
Die Tochter hat gestern das Spiel „Scotland Yard“ entdeckt, das die Vorbesitzer dagelassen haben. Sie ist Feuer und Flamme und ist heute, beim 2. Mal Spielen, gleich Mr. X. Ich habe das Spiel früher auch geliebt und finde es immer noch cool. Als Spiele-Entwicklerin staune ich auch über das gewaltige Maß an Balancing, das für den Feinschliff des Spiels vonnöten gewesen sein muss.
Pilze putzen
Während der Mann den Flur spachtelt, bereiten wir das Mittagessen vor: Fichtennadeln und Erde müssen von den Hüten und Stielen abgerieben werden.
Nachbarsgabe
Die Nachbarin bringt uns auf dem Weg zur Wahl frische Kräuter für die Pilzpfanne vorbei. Die Nachbarn sind so nett hier! Und beim Gedanken an die Wahl dreht sich mir ein bisschen der Magen um. Ich habe wirklich Angst vor dem Ergebnis. Gut, dass wir bereits per Briefwahl gewählt haben.
Tochter schneidet Petersilie.
Sonne
Während es in Berlin regnet, scheint hier die Sonne und es ist sehr warm. Wir essen unser Mittagessen also draußen im T-Shirt und sind sehr glücklich.
Beerdigung
Die kleine Tochter findet eine tote Maus, die der Mann und ich allein am Fuß des Wacholders begraben, weil die Kinder nicht dabei sein wollen. Ich singe dazu: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, das einzige zum Anlass passende Kirchenlied, das ich auswendig kann, weil als Zwölfjährige auf einer Jugendfreizeit in Dänemark als vierstimmigen Choral eingeübt. Ich will wieder im Chor singen!
(Bei der Suche nach einem Youtube-Link zum Lied habe ich noch diese absolut zu Tränen rührende Filmszene aus dem Film „Vaya con dios“ mit Daniel Brühl gefunden, in der das Lied eine dramaturgisch wichtige Rolle spielt. Eine wunderbare Version des Liedes wird dort gespielt. Anguck-Empfehlung!)
Gräserpflücken
Die Kinder gehen auf die gegenüber liegende Wiese, pflücken Gräser und wedeln dann hüpfend und lachend mit den Grasbüscheln herum. Oh Lebensfreude! Wie nah Tod und Lachen beieinander liegen können.
Beeren sammeln
Wir sammeln ein paar Berberitzen. Der Mann bringt derweil neue Lampen im Flur an.
Kastanienkugel
Während der Hefeteig für den Apfelkuchen auf dem Ofen geht, basteln wir dieses tolle Ding aus Fundstücken. Die Kastanien haben wir aus Berlin mitgebracht.
Kuchen backen
Die Kinder verteilen die Berberitzen auf dem Kuchen. Die heißen auch Sauerdorn und sind die einheimische Variante der Goji-Beeren, nämlich voller Vitamine (vor allem Vitamin C).
Dann baden wir noch alle, essen den Apfelkuchen und fahren zurück nach Berlin.
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