Wir machen Herbstferien auf unserer Trauminsel Sizilien. Heute waren wir mit den Kindern in Catania, nach Palermo der zweitgrößten Stadt der Insel. Wir sind vom Ferienhaus in 20 Minuten mit dem Zug hingefahren.
Für meinen Mann und mich ist es nicht das erste Mal in Catania, aber unser letzter Besuch ist sicher 15 Jahre her. Heute zeigt sich, dass Catania fast noch cooler ist als Palermo, nämlich jünger, lebensnäher und weniger von Touristen überlaufen. Wir bewegen uns ja eigentlich immer entgegen der Touristenströme. Städte erkunden wir nicht, indem wir Sehenswürdigkeiten abklappern. Sondern wir lassen uns treiben, lassen uns von unserer eigenen Nase leiten und stoßen dabei immer auf tolle Dinge.
Ich hatte heute nur einen Wunsch, nämlich auf dem Markt/Fischmarkt kleine Sardinen und wilden Fenchel zu kaufen, um „Pasta con le sarde“ zu kochen. Das ist eines der berühmten sizilianischen Nudelgerichte, eigentlich (wie viele sizilianische Gerichte) ein Armeleute-Essen. Aber super lecker.
1. Der Ätna
Der Ätna vom Zug aus. Endlich sieht man mal den Gipfel. In den letzten Tagen war er (wie fast immer) in Wolken gehüllt. Am Samstag haben wir den Ätna bestiegen. Hier findest Du den Bericht in meinem Wochende in Bildern; es war echt spektakulär.
2. Regenschirme bei Sonnenschein
Manche Gassen in Catania sind lustig geschmückt. Zu diesem Zeitpunkt (9 Uhr morgens) haben unsere Töchter schon das erste Eis intus.
3. La Pescheria – Der Fischmarkt
Wir werden natürlich eindeutig als Touristen identifiziert. Trotzdem freuen sich die Fischhändler, dass ich ein sizilianisches Gericht kochen will und schlagen vor, die gewünschten Sardinchen mit Eis in eine Tüte zu füllen, damit sie bis zum Nachmittag frisch bleiben. Rezept-Tipps für die einzig richtige Art, Pasta con le sarde zuzubereiten, gibt’s natürlich auch. Ich bin froh, dass ich fließend italienisch spreche und so alles verstehe. Heute lerne ich, dass der wilde Fenchel gar nicht unbedingt mitgegessen wird. Manchmal wird er nur als Aroma-Geber ins Nudel-Kochwasser gegeben. Aber ein bisschen Fenchelgrün auf den Pasta darf wohl nicht fehlen.
4. Vegetarische Alternativen
Auf dem Fischmarkt gibt es auch Gemüse und Fleisch zu kaufen. Hier Esskastanien, die weiter oben an den Hängen des Ätna wachsen. Ich habe gestern auch schon welche gesammelt, bei unserem Ausflug zu den Monti Sartorius, einer Kette von kleinen Nebenkratern.
5. Fischhändler
Einer der Fischhändler. Hier könnte man jeden zweiten Menschen fotografisch porträtieren. Das sind alles echte Originale.
6. Schweinefuß-Händler
Dieser hier verkauft Innereien und Schweinefüße. Prost Mahlzeit. – Das erinnert mich an eine Geschichte: Vor Jahren sind wir in Palermo mal in ein kleines Straßenfest geraten. Dort durften wir von den Vorspeisen kosten, die uns ganz freundlich gereicht wurden. Auf dem ersten Tellerchen waren Schweineknorpel mit Eis und Zitrone. Eine uralte sizilianische Straßenspeise, auch ein Armeleute-Essen, das aber mittlerweile auch von den „feinen Leuten“ entdeckt wurde. Anscheinend gehen die reichen Palermitaner nach der Oper gern einen Happen Schweineknorpel essen. Ich probierte damals tapfer ein kleines Stück, schaffte aber kein zweites. So anpassungsfähig bin ich dann doch nicht, dass ich eisgekühlte Schweineknorpel esse. Da können dann auch die süßen, aromatischen Zitronen nicht mehr viel helfen.
7. Ragazzi con motorino
Szene neben den Marktständen. Im Hintergrund werden Artischocken und Paprika gegrillt, daher der Rauch. Die Jungs basteln an ihrem Motorino. Wie Ihr seht, kann man hier auch Austern mit Zitrone als Streetfood kaufen.
8. Die heilige Agata
Das ist ein Graffito der heiligen Agata, der Schutzpatronin von Catania. Sie stand trotz Folter zu ihrem christlichen Glauben und bestand darauf, keusch zu bleiben. Als Strafe wurden ihr ihre Brüste abgeschnitten. Diese trägt sie hier auf einer Platte. Überall in Catania sieht man in den Konditoreien Törtchen, die genau so aussehen wie die Brüste auf diesem Graffito. Die Brustwarzen sind eine kandierte Kirsche. Diese Törtchen in Form der Brüste der heiligen Agata gibt es in klein und groß und sind zumindest in Catania eine beliebte Nachspeise. Das ist Sizilien.
9. Villa Bellini
Wir gehen eine große Einkaufsstraße, die Via Etnea, entlang. Unsere Töchter wollen ein bisschen bummeln und in Läden gehen. Die große Tochter sucht Ohrringe, die kleine möchte einfach schauen. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten (Nagelschere, Ladekabel, Ohrringe, ein Fläschchen Nagellack) und genießen die schöne Stimmung, die wir am sizilianischen Alltag so lieben. Wir stoßen auf den Park der bombastischen Villa Bellini, dem Haus des Komponisten, der die Oper „Norma“ geschrieben hat. Nach der Oper ist auch die „Pasta alla Norma“ benannt. Der Park ist ein ruhiges grünes Refugium, wo wir uns kurz ausruhen.
10. Mehr Markt
Mein Mann sieht am Ende einer Nebenstraße wieder Marktstände. So entdecken wir den zweiten großen Markt Catanias, wo es außer Lebensmitteln auch Kleidung und Haushaltswaren gibt. Ich kaufe grüne Bohnen, weil sie super aussehen und nur 2 € das Kilo kosten. In Sizilien, insbesondere rund um den Ätna, wächst alles in Hülle und Fülle.
11. Granita
Mitten auf dem Markt steht ein großer grüner Kiosk („chioscho“), aus denen früher Zeitungen und Ähnliches verkauft wurde. Heute sind auf Sizilien in die alten Chioschi oft urige Bars eingezogen. Diese Chioschi sind übrigens absolut nichts Schickes, sondern eher so Orte, wo die Markthändler schnell einen Kaffee im Plastikbecher hinunterstürzen.
Hier gibt es auch Granita, das ist das traditionelle sizilianische Wassereis mit Zitronensaft und Zucker. Die Tochter bekommt ein kleines Becherchen davon. Mein Mann und ich nehmen „das, was dieser Signore gerade bestellt hat“, das ist eine rote Bitterlimonade mit einem Schuss Gin, in einem kleinen Plastikbecher. Nichts schicki-schicki, aber einfach gut.
In diesem Wochenende in Bildern habe ich im Mai 2019 an einem solchen Kiosk in Palermo einen fiesen grünen Mandarinensirup getrunken. Mandarinensirup mit Wasser scheint DAS Getränk zu sein, das man an diesen Kiosken trinkt. Neben uns steht auch heute eine Gruppe Catanesen, die alle einen Becher mit rotem „Mandarino“ mit Wasser in der Hand halten. Schmeckt übrigens wirklich lecker.
Wir gehen Mittag essen (Pranzo) in der Trattoria Aldo in der Nähe vom Markt. Wir sind die ersten Gäste heute Mittag. Mein Mann und ich essen leckere catanesische Pasta mit Sardellen und Bröseln sowie gegrillten Schwertfisch mit Petersilie und Zitrone. Die Kinder sind zufrieden mit Spaghetti und Ragù. Auf deutsch ist das Sauce Bolognese, die Italiener sagen dazu aber Ragù.
Nach dem Essen torkeln wir total müde zum Bahnhof und fahren nach Hause.
12. Mostarda siciliana
Ich werde aus der Siesta wachgeklingelt. Ein Nachbar aus dem Dorf bringt uns eine Schüssel mit diesem bräunlichen Zeug. Ich habe das noch nie gesehen und frage, was es ist. Es riecht nämlich total lecker nach Zimt. Ich erfahre, es handelt sich um eine Nachspeise namens Mostarda siciliana (Mostarda = Senf), eine Art Pudding aus ganz frischem Traubenmost, der mit Zimt aromatisiert wird. Tatsächlich schmeckt das Zeug total apart. Viel besser, als es vielleicht klingt.
So, und jetzt stelle ich mich an den Herd und koche Pasta con le sarde und einen Bohnensalat, den ich irgendwie sizilianisch mit Kräutern oder so zuzubereiten gedenke.
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Weitere Sizilien-Eindrücke und kleine Geschichten findest Du in meinem aktuellen Wochenende in Bildern und in den unten verlinkten Beiträgen.
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Liebe Maike,
vielen Dank für diese tollen Eindrücke aus Sizilien. Vieles erinnert mich an Neapel, wo ich vor zwei Jahren war und unbedingt noch einmal hin möchte. Oder auch mal nach Sizilien?
Ich wünsche dir jedenfalls weiterhin eine tolle Zeit dort und bin mir sicher, dieser Urlaub tut deiner Seele wunderbar gut.
Liebe Grüße,
Maria
Ja, Neapel ist auch ganz toll! So schmutzig, prächtig und lebendig wie Neapel ist Sizilien auch. Aber ich finde, noch verschlüsselter. Noch geschichtsträchtiger. Etwas schwermütiger und gleichzeitig noch lebensfroher und bunter, auch was die Bevölkerung betrifft. Und natürlich der fruchtbare (und furchtbare) Ätna. Der karge Westen der Insel. Das herrliche Palermo. Die wunderschönen Wanderwege durch atemberaubende Natur. Wir haben noch längst nicht alles gesehen. Es ist immer wieder toll.
Lieben Dank für Deine lieben Worte!
P.S.: das Kommentar hier, sollte eigentlich unters WIB – es klappte aber nach ein paar Versuchen nicht.
Umso mehr freue ich mich, dass es nun durchgekommen ist…
Danke auch für diese Bilder… herrlich…
Ganz liebe Grüße Marlen
Liebe Marlen, ich war nur ganz wenig am Rechner in den letzten Tagen, deswegen hatte ich Deinen ersten Kommentar noch nicht freigegeben. Jetzt aber!
Jetzt steht er eben unter zwei Beiträgen, macht ja nichts! Liebe Grüße, Maike
Hallo Maike.
Danke für deine eindrucksvollen Bilder und Erzählungen aus Eurem gemeinsamen Urlaub – Ich bin ganz bei Euch beim Lesen.
Es sei Dir/Euch so gegönnt… Sonne tanken; die Natur hautnah mit all‘ ihren Facetten erleben; leckeres für den Gaumen und das MIT Deinen Liebsten! Genießt die Tage und lasst es Euch wirklich gut gehen! Last Euch berieseln von Allem und nehmt Kraft und Freude aus diesen Tagen!
Wir wollen in den Herbstferien (Anfang November) zum Gardasee und ich freue mich sehr darauf…
Herzliche Grüße aus BaWü von Marlen
Danke!!
Oooh wie schön. Da bekomme ich gleich Sehnsucht.
Granita lieben wir und weiß ich auch mehr über diese kleinen Mini Torten, die ich immer überall sehe. Es sind tatsächlich Brüste 🙂
Ciao, Tany
🙂 Ja, es ist schon etwas absonderlich, Törtchen in Brüste-Form zu backen… Aber genau solche Absonderlichkeiten sind es, die ich an Sizilien mag.
Liebe Grüße, Maike